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Filmfestspiele CannesDieser Kölner Studentenfilm läuft auf dem wichtigsten Festival der Welt

Lesezeit 2 Minuten
Clara Schwinning in Faris Alrjoobs „The Red Sea Makes Me Wanna Cry“

Clara Schwinning in Faris Alrjoobs „The Red Sea Makes Me Wanna Cry“

Faris Alrjoob studiert an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sein Abschlussfilm wird auf dem Filmfestival von Cannes gezeigt.

Auf den Filmfestspielen von Cannes gehören deutsche Filme traditionell zu den Raritäten, selbst in den renommierten Nebenreihen des Festivals sucht man sie meist vergebens. Daher dürfte sich die Stimmung an der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) gerade merklich aufgehellt haben: Am Dienstag gab Julien Rejl, künstlerischer Leiter der Quinzaine des Cinéastes, bekannt, dass Faris Alrjoobs „The Red Sea Makes Me Wanna Cry“ in der unabhängigen Festivalsektion zu sehen sein wird. Die 21-minütige KHM-Produktion läuft in der Quinzaine (16. bis 27. Mai 2023) gemeinsam mit den Regiearbeiten alter Meister wie Manoel de Oliveira, Michel Gondry und Hong Sang-soo.

Faris Alrjoob, geboren 1995, studiert seit 2016 an der KHM, vor drei Jahren wurde sein Film „The Ghosts We Left at Home“ bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen uraufgeführt. Wie sein Abschlussfilm „The Red Sea Makes Me Wanna Cry“ handelt er von Trauer und Verlust und spielt in der arabischen Welt. Für „Red Sea“ schlug Alrjoob eine filmische Brücke in die Wahlheimat: Eine junge Frau, gespielt von Clara Schwinning, reist aus Köln nach Jordanien, um die Unfallstelle ihres tödlich verunglückten Freundes zu besuchen.

Faris Alrjoob erzählt von Trauer und Erinnerung

Alrjoob inszeniert diese Reise in die Wüste als Bewegung ins Totenreich. Aus dem Off erzählt der Verunglückte seiner Freundin von seiner Heimat, der „Insel der Toten“, einem Landstrich, den die jordanische Regierung in den 1960er Jahren durch Industrialisierung beleben wollte – doch dann kam der Terror und machte alle Pläne zunichte. Auf ihrem Weg passiert die junge Frau unwirtliche Hafen- und Fabrikanlagen, das Polizeipräsidium steht als Turm über einer unsichtbaren Stadt.

Erst vor Ort scheint die Frau zu erfahren, dass ihr Freund mit dem Auto in eine Schlucht stürzte – als Beifahrer einer ihr unbekannten Frau. Um die Natur dieser Beziehung zu umschreiben, genügt Alrjoob ein Seitenblick auf das Telefon des Toten, und auch sonst belässt er es bei Andeutungen, wo andere Regisseure vielleicht mehr erklärt hätten als nötig gewesen wäre. Einmal streift die Kamera durch die verwaisten Zimmer einer Kölner Wohnung, als ferne Erinnerung, in der sich eine schicksalhafte Vorhersage erfüllt.

Am Ende hängt ein Geheimnis über dem Land und über dem Film. Die junge Frau nimmt Abschied von ihrem Freund, indem sie in „seinem“ Hotel absteigt und bestellt, was er sich bestellte. Aber nahe kommt sie ihm nicht mehr – der Tod hat sich als große Unbekannte zwischen sie geschoben.