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Früherer Philharmonie-Intendant gestorbenFranz Xaver Ohnesorg holte die Weltelite nach Köln

Lesezeit 3 Minuten
Franz Xaver Ohnesorg spricht in ein Mikro. Er trägt einen dunklen Anzug und eine blaue Fliege.

Franz Xaver Ohnesorg ist überraschend im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der 75 Jahre alte Franz Xaver Ohnesorg, Chef des Klavier-Festivals Ruhr und ehemaliger Intendant der Philharmonie, prägte die Klassikszene in Köln.

Diesmal trifft eine Floskel ins Schwarze. „Völlig überraschend“, ließ der Sprecher des Klavier-Festivals Ruhr am gestrigen Mittwoch in Essen verlauten, sei sein langjähriger Intendant Franz Xaver Ohnesorg am Dienstabend verstorben. Tatsächlich: Wer dem 75-Jährigen in den vergangenen Wochen und Monaten begegnet war, kann von der Todesnachricht schier umgeworfen werden – durch nichts, aber auch gar nichts hatte sie sich angekündigt.

Erleben konnte man Ohnesorg, vital und umtriebig wie eh und je, bis in seine letzten Tage hinein vor allem immer wieder bei Konzerten in „seiner“ Kölner Philharmonie. Der gebürtige Weilheimer war schließlich, von 1986 bis 1999, der Gründungsintendant des 1986 eröffneten Konzerthauses gewesen – der Vorvorgänger von Louwrens Langevoort.

Er konnte irrwitzige Anekdoten aus einem langen Intendantenleben erzählen

Nach ein paar Jahren „abroad“ – als Intendant der New Yorker Carnegie Hall und der Berliner Philharmoniker – kehrte Ohnesorg nach Köln zurück, ließ sich mit seiner Familie (er hinterlässt seine Ehefrau Franziska und seine beiden Kinder) in Deutz nieder. Und war fortan wieder nachdrücklich in der Stadtgesellschaft präsent. Als etwa das Kölner Kammerorchester nach dem Tod seines jahrzehntelangen Leiters Helmut Müller-Brühl in eine Existenzkrise trudelte, war Ohnesorg zur Stelle. Nicht zuletzt durch die Berufung von Christoph Poppen zum ersten Dirigenten der Formation gelang ihm in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzendem die Stabilisierung und Konsolidierung der Formation und ihrer Konzertauftritte in der Philharmonie.

Der im Auftreten gewandt-gepflegte Manager entpuppte sich bei persönlichen Begegnungen oft als humoriger Causeur mit irrwitzigen Anekdoten aus einem langen Intendantenleben gleich hinter den ganz Großen der Klassikbranche. Sergiu Celibidache etwa – er muss für den damaligen Orchesterdirektor der Münchner Philharmoniker im Guten wie im Schlechten ein prägendes Erlebnis gewesen sein.

Den älteren Kölner Musikfreunden wird Ohnesorg indes vor allem als Philharmonie-Intendant in Erinnerung sein und bleiben. Dem Münchner Betriebswirt, der auch ein Flötenstudium absolviert hatte und damit über zwei für seinen späteren Beruf essenzielle Standbeine verfügte, schaffte es, das neue Kölner Haus mehr oder weniger aus dem Stand unter den international führenden Konzerthäusern zu platzieren.

Ohnesorg bot auch Nachwuchsmusikern ein Podium

Ohnesorg konnte dank seiner ausgezeichneten Verbindungen die musikalische Weltelite nach Köln locken. Aber er bot auch Nachwuchsmusikern und der örtlichen Szene – den Kölner Chören etwa – ein Podium, platzierte neuartige Formate und Aboserien. Und er schuf 1994 mit der MusikTriennale ein opulentes Festival für die Musik des 20. Jahrhunderts, das dann in den „Acht Brücken“ seine bis heute erfolgreiche Fortsetzung fand.

„Ich bin Franz Xaver Ohnesorg unendlich dankbar für den Grundstein, den er als Gründungsintendant der Kölner Philharmonie gelegt hat und auf den ich ebenso wie meine Vorgänger aufbauen konnte. Er hat das Fundament geebnet für die Offenheit der Stadtgesellschaft für unser musikalisches Angebot, sodass wir hier die Festivals Acht Brücken und FEL!X erschaffen konnten und mit unseren Musikvermittlungsprojekten wie zum Beispiel Veedel in den Kölner Stadtvierteln präsent sei können. Er wird uns als Freund und Gast fehlen“, sagte Louwrenz Langevoort, Intendant der Philharmonie. Die NRW-Kulturministerin Ina Brandes würdigte Ohnesorg: „Dem Land Nordrhein-Westfalen hat er unschätzbare Dienste erwiesen, für die ich ihm ganz persönlich zutiefst dankbar bin.“

Fast 30 Jahre hatte Ohnesorg das Klavier-Festival Ruhr geleitet und es zu einer weltweit anerkannten Institution gemacht. Am Jahresende wollte er sich von seiner Position zurückziehen. Zu seiner Verabschiedung waren mehrere große Benefiz-Konzerte geplant, beim letzten – am 25. November – sollten Lang Lang und Anne-Sophie Mutter in der Essener Philharmonie auftreten. Das werden sie auch unter den veränderten Umständen tun, wie das Festival ankündigte. Aber in einem verstörenden Schwenk wird jetzt ein Benefiz- zum Gedenkkonzert.