Zum GedenkenGordon Lightfoot ist gestorben – Diese 11 Lieder sollten Sie kennen

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Gordon Lightfoot mit Gitarre auf der Bühne. Er hebt beide Daumen hoch und lacht.

Er galt als Folk-Legende: Der Kanadier Gordon Lightfoot schrieb viele beeindruckende Lieder. Darunter Klassiker wie „If You Could Read My Mind“ oder „Sundown“.

Der kanadische Folk-Musiker und -Songschreiber Gordon Lightfoot ist am 1. Mai 2023 gestorben. Wir erinnern an 11 seiner schönsten Lieder.

Der in Ontario geborene Sänger und Songwriter starb am Montag, dem 1. Mai, im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie über soziale Medien mitteilte. Kanadas Premierminister Justin Trudeau reagierte auf Twitter: „Wir haben einen unserer größten Singer-Songwriter verloren. Gordon Lightfoot hat den Geist unseres Landes in seiner Musik eingefangen.“

Gordon Lightfoot hat den Geist unseres Landes in seiner Musik eingefangen.
Justin Trudeau auf Twitter

Mit seinem warmen Bariton erzählte Gordon Lightfoot in seinen Liedern romantische Geschichten und ließ Sagen und Fabeln lebendig werden. Der introvertierte Anti-Star, der jeglichen Rummel verabscheute, konnte das hohe Niveau seiner Musik stets halten, auch wenn die Zeit seiner großen Hits wie „Sundown“, „If You Could Read My Mind“ oder „Carefree Highway“ schon lange vorbei war. Bob Dylan sagte einmal, er habe noch nie einen Song von Gordon Lightfoot gehört, den er nicht mochte, und bezeichnete ihn als einen „Mentor“.

Zur Erinnerung an die große Karriere von Gordon Lightfoot eine Auswahl seiner besten Songs aus über 500 Aufnahmen.

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Sundown (1974, aus dem Album „Sundown“)

Was passiert in einer Beziehung, wenn der Tag zur Nacht wird? Offenbar eine ganze Menge, wie Gordon Lightfoot in diesem sehr persönlichen Hit aus dem Frühjahr 1974 gesteht. Der Song, sein einziger Nummer-eins-Hit in den USA, hatte immer etwas Geheimnisvolles an sich. Wahrscheinlich liegt es an der elektrischen Instrumentierung und den kraftvollen, bluesigen Gitarrenlicks, die zu einer weichen, gleitenden Melodie hinzukommen.

Es hält sich die Legende, der Text – über die verrückten wie düsteren Abgründe, in die eine Beziehung einen Menschen führen kann – sei von Lightfoots früherer, durchaus gewalttätiger Beziehung mit der Sängerin Cathy Smith inspiriert, die später mit John Belushi liiert war und wegen ihrer Rolle beim Tod des Komikers 15 Monate im Gefängnis saß.


The Wreck of the Edmund Fitzgerald (1976, aus dem Album „Summertime Dream“)

Gordon Lightfoot schrieb dieses Lied zum Gedenken an den Untergang des Massengutfrachters SS Edmund Fitzgerald am 10. November 1975 im Lake Superior bei dem 29 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Inspiriert wurde Lightfoot durch den Artikel „The Cruelest Month“, den das Magazin „Newsweek“ in seiner Ausgabe vom 24. November 1975 zu diesem Ereignis veröffentlichte. Es wurde zu einem seiner größten Erfolge (u. a. Platz eins in Kanada), obwohl es mit einer Länge von etwas mehr als 6 Minuten nicht gerade radiotauglich ist.

Da das Lied vor der Entdeckung des Wracks geschrieben wurde, weicht es von der bekannten Reihenfolge der Ereignisse ab und enthält einige künstlerische Auslassungen und Paraphrasen. In einem späteren Interview erzählte Lightfoot, dass er sich beim Schreiben des Textes über mögliche Ungenauigkeiten geärgert habe, bis der Produzent Lenny Waronker ihm riet, seine künstlerischen Stärken auszuspielen und „einfach eine Geschichte zu erzählen“.


Ribbon of Darkness (1966, aus dem Album „Lightfoot!“)

Diese perfekte Verschmelzung von Country, Folk und Pop erschien 1966 auf Gordon Lightfoots erstem United Artists-Album „Lightfoot!“. Während das denkwürdige Lied von Lightfoot als Single veröffentlicht wurde, gehörte die ursprüngliche und sehr erfolgreiche Aufnahme des Liedes Marty Robbins, der damit 1965 einen Nummer-eins-Hit in den Country-Charts landen konnte. Später in diesem Jahrzehnt wurde der Song auch von Connie Smith gecovert und landete erneut in den Top 20 der Country-Charts.


Beautiful (1972, aus dem Album „Don Quixote“)

Der Titel ist Programm. Eine schöne Aufnahme, die zwar nur Platz 58 in den USA erreichte, aber dennoch ein Fixpunkt in Gordon Lightfoots Live-Repertoire wurde. Seine Fans lieben dieses gefühlvolle Lied ganz besonders.


Song for a Winter's Night (1967, aus dem Album „The Way I Feel“)

Das Lied wurde ironischerweise in einer heißen Sommernacht in Cleveland geschrieben, als Gordon Lightfoot dort auftrat. Er vermisste seine damalige Frau Brita Ingegerd Olaisson († 2005) und dachte an den Winter. Es ist interessant, die Originalversion von 1967 mit der Version zu vergleichen, die Gordon Lightfoot 1975 für sein Greatest Hits-Album „Gold“ neu aufgenommen hat. Nur acht Jahre später klingt Gordons Stimme viel tiefer als in den 1960er Jahren.

1994 entdeckte die kanadische Sängerin Sarah McLachlan den Song wieder. Ihre Version ist unter anderem auf dem Soundtrack des Weihnachtfilms „Das Wunder von Manhattan“ und auf ihrem Weihnachtsalbum „Wintersong“ zu hören.


Rainy Day People (1975, aus dem Album „Cold on the Shoulder“)

Gordon Lightfoot hatte 1975 einen Hit mit diesem bewegenden Lied über die Menschen im Leben, von denen man nicht jeden Tag hört, die aber immer genau dann da sind, wenn man sie braucht. Das Lied war aufgrund seines entspannten Rhythmus erneut ein Platz eins in den US-Easy-Listening-Charts. 


Cotton Jenny (1971, aus dem Album „Summer Side of Life“)

Eine für Gordon Lightfoot sehr rhythmische Aufnahme, die die damals erfolgreichste kanadische Countrysängerin Anne Murray Anfang 1972 für ihr Album „Talk It Over in the Morning“ aufnahm. Sie hatte damit großen Erfolg in den Country-Charts. 2007 nahm sie das Lied erneut auf, dieses Mal als Duett mit Olivia Newton-John. Lightfoot und Murray freundeten sich über die Jahre an. Sie war eine von vielen Musikerinnen und Musiker, die Lightfoot in den sozialen Netzwerken gedachten.


Early Mornin' Rain (1966, aus dem Album „Lightfoot!“)

Während die kanadischen Folk-Kollegen Ian und Sylvia Tyson mit ihrer Version von „Early Mornin' Rain“ einen Hit landeten, ist Gordon Lightfoots klangvolle und wunderschön orchestrierte Version über schmerzende Herzen, dröhnende Motoren und zu viel Alkohol eine Spur mutiger als der besagte Hit. Unterstützt von einer klagenden Pedal-Steel-Gitarre kann man hier die Anfänge von Lightfoots Bariton-Gesang hören.


Carefree Highway (1974, aus dem Album „Sundown“)

Der Text dieses Lightfoot-Hits aus dem Herbst 1974 stammt aus dem wirklichen Leben. Die Figur „Ann“, mit der Lightfoot eine gescheiterte Beziehung beklagt, war eine Frau, mit der er einmal zusammen war – und ja, sie soll wirklich Ann geheißen haben. Die Single war die zweite Auskopplung aus dem Album „Sundown“ und ein weiterer Top-10-Hit. In den Easy Listening Charts der USA erreichte sie sogar wieder Platz 1.


Pussywillows, Cat-Tails (1968, aus dem Album „Did She Mention My Name“)

Es gibt sicher nicht viele Lieder mit „Weidenkätzchen und Katzenschwänzen“ im Titel. Und ja, es geht um Pflanzen. Nicht so bekannt wie viele andere seiner Lieder, aber sicher eines seiner gefühlvollsten. Man spürt förmlich den warmen Frühlingshauch, der durch diese Gewächse am Straßenrand weht. Das Lied wurde von der großen Balladensängerin Jane Olivor unter dem geänderten Titel „Weeping Willows, Cattails“ als endgültige Version aufgenommen.


If You Could Read My Mind (1970, aus dem Album „If You Could Read My Mind“)

Gordon Lightfoot war in seiner kanadischen Heimat bereits ein Star, doch als er dieses Lied um die Weihnachtszeit 1970 bei Reprise Records veröffentlichte, hatte er endlich auch einen Hit in den USA (Platz 5). Dieser großartige Klassiker – geschrieben über das Scheitern seiner ersten Ehe – wurde zu einem seiner meistgecoverten Songs, mit Versionen von Johnny Cash, Barbra Streisand oder Olivia Newton-John.

1980 machte Viola Wills daraus sogar einen Disco-Klassiker, der Ende der 90er Jahre in der House-Version und durch den Film „Studio 54“ wieder die Charts eroberte. In Deutschland ist wohl die Instrumentalversion der Spotnicks, die 1972 Platz 2 der Single-Charts erreichte, am bekanntesten. Dicht gefolgt von der starken deutschen Version von Daliah Lavi („Wär ich ein Buch“).

Das Lied gehörte bis zuletzt zum Standardrepertoire seiner über 1.500 Konzerte. Er sagte dazu in einem Interview: „‚If You Could Read My Mind‘ ist jedes Mal eine neue Erfahrung, wenn ich es singe. Es ist einfach diese Art Lied. Und ich habe viele solcher Songs, bei denen man wirklich genießt, wie sich der Song entwickelt und wie er sich anfühlt.“

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