„Hart aber fair“Reinhold Messner fordert anderen Alpentourismus – und stellt eigenes Projekt vor

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Reinhold Messner macht sich Sorgen um die Alpen.

Reinhold Messner macht sich Sorgen um die Alpen.

Ist Alpentourismus noch tragbar?, fragte Louis Klamroth in „Hart aber fair“. Die Antwort fast aller Teilnehmer: Ja, mit einem großen aber. 

In der ARD-Sendung „Hart aber fair“ am Montagabend ging es um die Zukunft des Wintersports in der Alpenregion. In einem vorab aufgezeichneten Interview zwischen Louis Klamroth und Felix Neureuther, stellte letzterer die Frage, ob Wintertourismus in seiner jetzigen Größenordnung noch tragbar und zeitgemäß sei. Darüber diskutierten folgende Gäste:

  • Reinhold Messner, Extrembergsteiger und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Katharina Schulze, Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag
  • Michaela Kaniber, CSU, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
  • Florian Stern, Geschäftsführer Skiclub Oberstdorf Veranstaltungs GmbH und ehemaliger Weltcup-Snowboarder
  • Martina von Münchhausen, Expertin für nachhaltigen Tourismus beim World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland
  • Anja Windl, Gruppe „Letzte Generation“ Österreich
  • Im Interview: Felix Neureuther, ehemaliger Skirennläufer und Weltcup-Sieger

Tatsächlich ging es trotz des schwierigen Themas zur Zukunft des Wintersports in der Alpenregion recht sachlich und fair zwischen den Diskutanten zu. Florian Stern, Sporteventmanager aus Oberstdorf, betonte etwa, dass der Betrieb von Schneekanonen eingestellt werden müsse, wenn die Wasserversorgung in der jeweiligen Region nicht mehr sichergestellt sei.

Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, sprach sich nicht grundsätzlich gegen den Tourismus in den Alpen aus, sieht jedoch den Wintersport in Gebieten unter 2000 Metern Höhe aufgrund des Klimawandels als nicht zukunftsfähig an. „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung. Für den Skitourismus der Zukunft müssen wir uns daher entscheiden. Wollen wir diesen künstlich verlängern oder nachhaltig verändern?“, fragte Schulze.

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„Hart aber fair“: Zukunft des Alpentourismus – Schneekanonen und nachhaltige Strategien

Ein Großteil der Sendung drehte sich um die Frage, ob Schneekanonen abgeschafft gehörten. Stern argumentierte, dass die Menschen auf Skifahren nicht verzichten wollten und dass man die bestehenden Gebiete „modifizieren“ solle. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es Schneekanonen weiterhin geben werde, auch wenn schwerwiegende Argumente dagegen offengelegt wurden – enormer Wasser- und Stromverbrauch, hohe Lärmbelästigung in der Nacht, für Mensch und Tier.

Die Diskussion drehte sich auch um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur in den Bergen, um den Alpentourismus zu schützen. Die von Klamroth so bezeichnete „Bergsteiger-Legende“ Reinhold Messner und die bayerische Tourismus-Ministerin Michaela Kaniber (CSU) betonten die Dringlichkeit, die Touristenströme in den Alpenregionen besser zu verteilen und zu lenken. Als Beispiel für eine problematische Situation nannte Kaniber die Region um den Schliersee, die in Hochzeiten bis zu 70.000 Tagesgäste anziehe. Wie kann eine bessere Verteilung gelingen? Mit einem KI-Tool per App, das die Touristenbelegung strukturiere, schlug Kaniber vor und sprach von „smartem Tourismus“. 

Messner wies zudem darauf hin, dass längst nicht nur Skisportler kämen. Er habe vielmehr eine steigende Zahl von Winterwanderern ausgemacht. Er hält es für unerlässlich, neue touristische Angebote zu entwickeln – und wusste sogleich mit einem eigenen Projekt zu glänzen. Die Umwandlung einer alten Seilbahn-Bergstation zu einem Museum, das das Verhältnis des Menschen zu den Bergen zum Thema hat.

„Hart aber fair“: Politischer Schlagabtausch – Verbote versus Konsumentenfreiheit

Zuletzt blitzte wieder der wohlbekannte politische Meinungsstreit darüber auf, ob beim Alpentourismus Verbote notwendig seien oder den Bürgern die Entscheidungsfreiheit als Konsumenten gelassen werden sollte. Hier lieferten sich die Christsoziale Kaniber und die Grüne Schulze einen kurzen parteipolitischen Schlagabtausch. Dieser tat der ansonsten angenehmen, teils sogar lockeren Gesprächsatmosphäre jedoch keinen Abbruch.

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