Kinderstück am Schauspiel KölnHilfe, Rotkäppchen hat Blähungen

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Szene aus „Tini und der magische Phantafabulieromat“ mit Nikolaus Benda (v.l.), Lola Klamroth und Seán McDonagh

Szene aus „Tini und der magische Phantafabulieromat“ im Schauspiel Köln

Mit „Tini und der magische Phantafabulieromat“ präsentiert das Schauspiel Köln seit längerem mal wieder ein Familienstück. Unsere Kritik. 

So eine tolle Kiste hätte wohl jeder gerne: Der „magische Phantafabulieromat“, der im neuen Kinderstück des Schauspiels Köln von Tini (Kristin Steffen), der Großnichte des Erfinders, auf die Bühne gezogen wird, blinkt, wackelt und raucht, hat jede Menge Knöpfen zum Drücken und Hebel zum Schalten – und sondert mit schnarrender Roboterstimme sarkastische Kommentare ab, wenn man diese so hyperaktiv bedient wie Tini. Die Box spuckt auf Wunsch Märchengeschichten und deren Protagonisten aus, nur dass diese dann nicht ganz so ausfallen, wie es Kind aus der Grimm'schen Sammlung kennt.

Das Rotkäppchen (Kei Muramoto) etwa strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und setzt sich für die Rettung der Wölfe ein. Außerdem ist es ziemlich verfressen und furzt nach Lust und Laune. Die Hexe (Nicola Gründel) aus „Hänsel und Gretel“ hat panische Angst vor Kindern (die einem einfach das Haus anknabbern) und eine künstlerische Ader und Nikolaus Benda schwebt als Schneewittchen abtrünniger Zwerg vom Bühnenhimmel herab und predigt unternehmerische Eigenverantwortung.

Kinder dürfen ausgiebig Kostüme, Bauten und Bühnenmaschinerie bewundern

Das von Ensemblemitglied Benjamin Höppner inszenierte Stück feierte seine Premiere am Sonntag auf dem Theaterfest. Erwachsenen bot es Gelegenheit, einige Publikumslieblinge nach der Sommerpause wieder begrüßen und ihnen beim enthemmten Chargieren zuschauen zu können.

Kinder durften dafür ausgiebig Kostüme, Bauten und Bühnenmaschinerie bewundern: Es schneit, stürmt, gewittert, Gruselschlösser tauchen am Horizont auf, große Kulissenteile werden geschoben, Duelle zwischen Gut und Böse mit Lichtschwertern ausgefochten. Es gilt nämlich dem fiesen Geschwisterpaar Finsterling (Lola Klamroth und Seán McDonagh) die Kontrolle über die Märchen abzutrotzen.

Das Stück von Schauspiel-Dramaturgin Sibylle Dudek hätte an manchen Stellen selbst solch einen blinkenden Phantafabulieromaten gebrauchen können, der Plot bleibt hauchdünn, sprachlich wiederum schmeißt sich die Autorin allzu sehr an ihre Zielgruppe ran, dabei schätzen es Kinder in der Regel doch eher, spricht man mit ihnen nicht anders als mit Erwachsenen. So bleibt am Ende statt einer runden Stunde Familientheater — empfohlen ab 6 — eher eine Leistungsshow. Die hat es immerhin aber in sich.

Nächster Termin: 24.9., 17 Uhr, Depot 1, 60 Minuten

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