Kulturtipps für den FebruarDiese Highlights in Köln empfiehlt „Tatort“-Kommissarin Ines Marie Westernströer

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Die Schauspielerin Ines Marie Westernströer sitzt in einem Theatersaal.

Ines Marie Westernströer

Die persönlichen Kultur-Tipps für den Februar von der Kölner Schauspielerin und „Tatort“-Kommissarin Ines Marie Westernströer.

Köln hat ein tolles, lebendiges Kulturangebot und ich hoffe, dass es jetzt wieder mehr wahrgenommen wird. Durch die Pandemie sind wir alle ein bisschen bequem geworden, der Schritt weg von der Couch und Netflix ist manchmal eine Hürde. Aber wenn man sich aufrappelt, dann lohnt es sich immer, finde ich.

Wahnsinnig gerne gehe ich in die Filmpalette, ich wohne in der Gegend. Es ist kein großes Kino, hat keine Riesenleinwand, ist aber sehr liebevoll gemacht. Für mich macht es einen großen Unterschied, ob man Filme allein zu Hause anschaut oder gemeinsam mit anderen Menschen. Nach Premieren gibt manchmal Gespräche mit den Filmemacher*innen, das ist besonders interessant. Deswegen schätze ich die kleineren Kinos Kölns besonders, das Off-Broadway, das Odeon. Und viele schwärmen von den Kalker Lichtspielen, da muss ich jetzt auch mal hin.

Ansonsten gehe ich gerne ins Theater. Am Wochenende war ich zum Beispiel im Studio Trafique in Nippes, das hat sich neu gegründet. Theater, überhaupt Kultur, das ist für mich die Möglichkeit, meinen Blick zu weiten und vom Ich-zentrierten Denken wegzukommen. Dadurch, dass man Geschichten anderer Menschen, andere Lebensrealitäten, andere Kulturen kennenlernt, verändert sich die eigene Perspektive. Die Neugier wird geweckt, Offenheit erzeugt, Toleranz für andere Sichtweisen. Darum ist Kultur so wichtig. Gemeinschaft und erweiterte Erfahrung.

Wegzukommen vom Ich-zentrierten Denken und den Blick zu weiten.
Ines Marie Westernströer

Am 25. Februar habe ich selbst eine Premiere am Schauspiel Köln, auf die ich mich sehr freue. Ich werde in „Johann Holtrop“ zu sehen sein, der Bearbeitung eines Romans von Rainald Goetz. Außerdem bin ich in dem Stück „Wenn wir einander ausreichend gequält haben“ zu sehen. Das ist eine Geschichte eines Paares, einer Gefangenschaft, eines Machtspiels. Das spiele ich auch total gerne, im Februar nochmal am Samstag, den 11.

Es sind aber nicht nur die Theater und Kinos, die vielen Kneipen, Cafés und Konzertorte, die ich toll finde an Köln. Sondern auch die Plätze. Zum Beispiel der Ebertplatz. Als ich hier hergezogen bin, hatte der Ebertplatz dieses Image, dass man dort als Frau besser nicht alleine herumlaufen sollte. Das hat sich komplett verändert, der Ort ist inzwischen belebt, es gibt Drinks, es gibt Galerien, es finden Konzerte und Performances statt, im Winter steht da eine Schlittschuhbahn. Und diese Lebendigkeit sorgt dafür, dass es keine unbeobachteten Ecken mehr gibt, in denen Frauen Angst haben müssen. In meinen Augen ein perfektes Beispiel, wie Kultur so einen Stadtraum prägen kann.

Auch in Mülheim ist durch das Theater ein besonderer Raum entstanden, auf dem Carlswerk-Gelände. Hier begegnen sich Menschen, die Stadt. Und ich hoffe sehr, dass dieser Ort auch mit dem anstehenden Intendantenwechsel bestehen bleibt, ich glaube, das wäre für die Stadt enorm wichtig.

Zuletzt inspiriert hat mich die neue Single „Stein“ von Bukahara. Ich mag die Kölner Band sehr gerne, die machen einen großartigen Mix zwischen Pop, Ska, Funk und vor allem wahnsinnig gute Laune.


ORANGERIE THEATER

„Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern“ heißt die neue Produktion von Futur 3. Futur 3 ist ein Kollektiv aus ukrainischen und deutschen Schauspielern und Schauspielerinnen. Es geht um eine der größten humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts: Der „Holodomor“ (Mord durch Hunger) − ein wenig bekanntes Verbrechen der Sowjetunion in der Ukraine, bei dem 1932/33 mehrere Millionen Menschen verhungerten. Die Performerinnen erzählen mithilfe von Zeugenaussagen, journalistischen Berichten und staatlichen Stellungnahmen gegen das Vergessen an. Man kann es sich vom 23. bis zum 26. Februar im Orangerie Theater ansehen. 


THEATER DER KELLER

Das Theater der Keller ist eine total empfehlenswerte Adresse. Dort arbeiten viele spannende, junge Regisseurinnen und Regisseure, wie Charlotte Sprenger und Matthias Köhler, die wirklich großartige Sachen machen. Matthias Köhler hat da zum Beispiel vor kurzem „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff inszeniert, zu sehen am 11. Februar. Das Theater ist umgezogen und im Moment ziemlich weit draußen in Poll, aber der Weg lohnt sich.


THEATER IM BAUTURM

Im Theater im Bauturm wird im Februar nochmal „Madonnas letzter Traum“ aufgeführt. Es geht um einen türkischen Schriftsteller, der nicht glauben will, dass die Protagonistin des Nationalromans „Die Madonna im Pelzmantel“ 1938 in Berlin eines natürlichen Todes gestorben ist. Die Regisseurin Susanne Schmelcher hat den Roman auf der Bühne des Theaters im Bauturm zu einer Theaterfassung mit zwei Schauspielern adaptiert. Das Stück ist am 25. Februar zu sehen. 


ZUR PERSON

Ines Marie Westernströer, 36, wurde in Bochum geboren und absolvierte ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Seit 2016 ist sie festes Ensemblemitglied am Schauspiel Köln. Seit 2019 gehört sie als Hauptkommissarin Pia Heinrich zum festen Ermittlerteam des saarländischen Tatorts. Im Februar ist sie in der Uraufführung von „Johann Holtrop“ und weiterhin in „Wenn wir einander ausreichend gequält haben“ zu sehen. https://www.schauspiel.koeln/

In unserer Serie „Mein Kulturmonat“ stellen spannende Kölnerinnen und Kölner ihre Kultur-Highlights vor.

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