Der Pianist Seong-Jin Cho spielte in der Kölner Philharmonie mit der Academy of St. Martin in the Fields gleich zwei Konzerte: Von Mozart und Chopin.
Copin im KammerformatPianist Seong-Jin Cho gibt Meisterkonzert in der Kölner Philharmonie
Nach seinem Sieg beim Warschauer Chopin-Wettbewerb 2015 öffneten sich Seong-Jin Cho die Tore der internationalen Konzertsäle. Beim Meisterkonzert in der Kölner Philharmonie mit der Academy of St. Martin in the Fields absolvierte der 1994 geborene Koreaner gleich zwei Auftritte: Vor der Pause spielte er Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 414, im zweiten Teil das e-Moll-Konzert von Frédéric Chopin.
Dass die beiden Werke deutlich näher zusammenrückten, als das üblicherweise der Fall ist, lag vor allem an der Fassung, in der die Londoner das Chopin-Konzert präsentierten: Die vom Komponisten eher pauschal eingesetzten Bläser fielen weg; die verbliebenen zwei Dutzend Streicher spielten die Kopfsatz-Einleitung so federnd in den Bässen, so fluffig aufgeschlagen im Klangprofil, als läge da die Kleine Nachtmusik auf den Pulten.
Seong-Jin Cho spielte in der Kölner Philharmonie Chopin – rhythmisch frei, weich beatmet
Dieser Chopin im Kammerformat passte perfekt zur Spielweise Seong-Jin Chos, dem die große, extrovertierte Solistengeste nicht besonders liegt. Seine Stärke ist die rhythmisch freie, weich beatmete, gleichsam sängerisch ausgebreitete Linie, wie sie der stimmungsvolle Mittelsatz erfordert. Und wo es in den Rahmensätzen virtuos zur Sache ging, schickte der Koreaner lieber melancholische Böen über die Tastatur als furiose Breitseiten.
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Rein pianistisch war das Mozart-Konzert keineswegs schlechter gespielt, nur schien diese Materie Seong-Jin Chos Gestaltungsphantasie weniger stark anzuregen – es blieb bei einer klar gezeichneten, geschmeidig fließenden Interpretation, die von der Academy mit beschwingtem Strich sekundiert wurde.
Zugabe in der Kölner Philharmonie: Seong-Jin Cho poetisiert Ravel zur duftigen Gitarren-Imitation
Für den reichen Beifall bedankte sich der Pianist mit Ravels „Alborada del gracioso“, das er nicht als virtuose Bravournummer verkaufte, sondern zur duftigen Gitarren-Imitation in spanischem Kolorit poetisierte. Die Academy of St. Martin in the Fields überließ dem fabelhaften Pianisten bereitwillig den Löwenanteil des Abends, zeigte ihre hohe Klasse aber auch in der verbliebenen halben Stunde reiner Orchestermusik.
In Joseph Haydns „Lamentatione“-Sinfonie arbeitete der deutsch-japanische Konzertmeister Tomo Keller die archaisierenden Choral-Umspielungen als zentrale formgebende Idee heraus; Witold Lutosławskis frühe Ouvertüre für Streicher war so konzise und athletisch schlank auf den Punkt gebracht, als habe man ein ausgewachsenes Orchesterwerk auf fünf Minuten Spieldauer eingekocht.