Einpegeln ins LebenWie Vinterberg und Mikkelsen in Köln den Alkohol feiern

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Mads Mikkelsen am Donnerstag in Köln

  • Thomas Vinterberg ist für seinen Film „Another Round“ am Donnerstag beim Cologne Film Festival mit dem Award für den besten fiktionalen Beitrag ausgezeichnet worden.
  • Das Werk des dänischen Regisseurs hat stark polarisiert. Immerhin geht es im Film auch darum, welchen positiven Einfluss Alkohol haben kann.
  • Was Vinterberg selbst zu der Diskussion sagt und welche Meinung sein Star Mads Mikkelsen dazu hat.

Köln – „Our ambition was to make a life-affirming movie“ – „unser Ziel war es, einen lebensbejahenden Film zu machen“. Diese Aussage, die der dänische Regisseur Thomas Vinterberg am Donnerstagmittag während eines „Artist Talks“ im Zuge des Cologne Film Festival tätigte, stand wenige Stunden später in einem völlig anderen Kontext.

Plötzlich schien es um viel mehr zu gehen als einen Film. Bei der Preisverleihung – Vinterberg wurde für „Another Round“ mit dem „Hollywood Reporter Award“ für den besten fiktionalen Beitrag ausgezeichnet – verriet der Regisseur sichtlich emotional, dass während der Dreharbeiten zu seinem Werk seine junge Tochter ums Leben gekommen sei.

Kontroverse wegen des Alkohols

Einige Stunden zuvor ging es im Filmpalast um die Kontroverse, die Vinterberg mit seinem Film ausgelöst hat. In „Another Round“ wird Alkohol zum Hilfsmittel. Vier Lehrer nutzen ihn, um konstant einen gewissen Pegel zu halten. Ein Experiment, um besser durch den Alltag zu kommen. Schnell gerät es außer Kontrolle. Doch „Another Round“ zeigt eben auch die Vorteile, die Alkohol mit sich bringen kann.

Diese Ambivalenz war Vinterberg von vorneherein klar, wie er erzählte. „Die Idee, Alkohol zu zelebrieren, hat mich neugierig gemacht. Dahingehend, dass Alkohol Menschen erheben, sie allerdings auch töten und Familien zerstören kann. Wir haben die komplette Bandbreite mit eingebracht.“

Das Leben zurückgewinnen

Die vier Hauptcharaktere im Film, allesamt Lehrer, hätten ihre Inspiration, ihren Weg und ihre Neugier verloren, sagte Vinterberg. Seien von ständigen Wiederholungen eingeholt worden. „Sie wollen ihre Leben zurückgewinnen.“ Es sei nicht darum gegangen, einen Film über alte Säufer zu machen, sondern eben darum, etwas Lebensbejahendes zu schaffen.

Regisseur Thomas Vinterberg (l.) und Laudator Scott Roxborough bei der Preisverleihung im Palladium

Regisseur Thomas Vinterberg (l.) und Laudator Scott Roxborough bei der Preisverleihung im Palladium

Mads Mikkelsen, der eine der Hauptrollen spielt, teilt Vinterbergs Ansichten. „Jeder weiß, dass zwei Gläser Wein etwas Magisches bewirken“, sagte er während seines „Artist Talks“. Die Idee sei nicht verrückt. Die Ehefrau kennenlernen, den Ehemann kennenlernen, besser Darts spielen, großartige Musik schreiben. „Wir wissen, dass das wahr ist. Was ist also so verrückt daran, sich diese Theorie auszudenken? Es ist wahr. Menschen fühlen sich manchmal von der Wahrheit angegriffen.“

Mikkelsen verteidigt Idee

Zeitgleich aber betonte der Däne, dass es nicht darum gehe, zu sagen, jeder sollte ständig betrunken sein, weil es großartig sei. „Thomas hat nur gesagt, es gibt hier etwas Interessantes, lasst uns darüber reden.“ Das gebe es sei 6000 Jahren. Menschen hätten es bereits genutzt, um ihren Göttern näher oder spirituell zu sein. „Dass Thomas etwas gesagt hat, das offensichtlich wahr ist, und jeder wird sauer, ist Wahnsinn.“

Die Idee für „Another Round“ habe es schon länger gegeben, verriet Mikkelsen. Bereits nach „The Hunt“ (2012) habe ein grobes Konstrukt bestanden. Es habe aber eine Geschichte gefehlt. „Und ich wusste, dass die Geschichte am Ende wichtiger sein würde, als die Idee, Alkohol auf der Arbeit zu nutzen.“  Als er dann das fertige Script bekommen habe, sei Mikkelsen sehr glücklich gewesen. Weil es eine Geschichte darüber gewesen sei, das Leben anzunehmen. „Das Telefon zu nehmen und den Anruf zu tätigen, den du seit 20 Jahren nicht gemacht hast.“

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Aufstehen und das Leben bei den Hörnern packen. „Thomas macht Geschichten darüber. Und ich fand das eine witzige und wunderschöne Art, das zu machen.“ Einen Moment der Nervosität habe es nicht gegeben. „Das war der Film, den wir gemacht haben. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wir sind nicht herumgelaufen und haben gezweifelt.“

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