Das Amsterdamer Kammerorchester gastierte erstmals in der Kölner Philharmonie. Elisabeth Leonskaja überzeugte mit Mozarts „Jenamy“-Konzert.
PhilharmonieConcertgebouw Kammerorchester erstmals zu Gast – viel Beifall für Pianistin Leonskaja

Die inzwischen achtzigjährige Pianistin Elisabeth Leonskaja war in der laufenden Saison bereits zum dritten Mal in der Kölner Philharmonie zu erleben.
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Nach voller Tutti-Eröffnung schickt das solistische Streichquartett immer wieder melodische Wellen aus dem inneren Kreis ins außen herumgruppierte Streichensemble. Dies lässt die Impulse jedoch mehrmals verebben, bevor sich Soli und Tutti endlich als gleichwertig konzertierende Partner finden. Der Anfang und die Besetzung von Edward Elgars „Introduction and Allegro“ sind ungewöhnlich. Später demonstriert der Komponist in seinem 1905 entstandenen Stück jedoch allzu akademisch mit einer vierstimmigen Fuge, dass er das Ensemble ebenso polyphon zu behandeln weiß wie das Quartett.
Statt des vollen Royal Concertgebow Orchestra Amsterdam gastierte zum ersten Mal das seit 1987 bestehende Concertgebouw Kamerorkest in der Kölner Philharmonie. Gekrönt wurde dieses späte Debüt von Elisabeth Leonskaja. Die inzwischen achtzigjährige Pianistin ist in der laufenden Saison Porträtkünstlerin und war nun zum dritten Mal zu erleben. Die Solopartie von Mozarts Klavierkonzert „Jeunehomme“ Es-Dur KV 271 gestaltete sie auswendig mit fein perlendem Anschlag und sanft federnden Bässen, sowohl mit der galanten Grazie des Rokoko als auch mit der sprachlich beredten Frage-Antwort-Artikulation der jungen Klassik des 1777 gerade 21-jährigen Mozart.
Leonskaja bedankt sich für Applaus mit Zugabe von Schubert
In schroffem Kontrast zum heiter dialogisierenden Allegro-Kopfsatz steht das Andantino in düsterem c-Moll. Im Mittelteil hellt sich der Satz auf und lassen sich Solistin und das um je zwei Oboen und Hörer ergänzte Streichorchester wechselseitig den Vortritt. Doch bei der Wiederkehr des Minore und in der ausgedehnten Kadenz reduziert Mozart das Geschehen teils auf einstimmige Rezitative, die Leonskaja hoch expressiv wie am Rande des Verstummens gestaltete.
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Das Rondo-Finale plaudert dann wieder umso ausgelassener und verliert sich in einem ausgedehnten Couplet wie in einem vierten Satz, einem ruhigen Menuett, bis sich Mozart mit den pochenden Quarten des Hauptthemas zur formalen Ordnung zurückruft. Die große dynamische Differenzierung der Pianistin machte das Orchester nicht durchweg mit. Manche Passagen hätte man sich dezenter begleitend gewünscht. Vor ausverkauftem Haus bedankte sich Leonskaja für lebhaften Beifall mit dem Zweiten aus Schuberts „Vier Impromptus“ D 935.
Langatmiger Schlusspunkt von Tschaikowsky
Das wäre eigentlich ein schöner Schlusspunkt gewesen. Doch es folgte noch Peter Tschaikowskys langatmiges „Souvenir de Florence“. Im Vergleich zum ursprünglichen Streichsextett wirkte das Arrangement für Streichorchester von Michael Waterman etwas dick und prätentiös. Die vierteilige Suite bringt etwas italienisches Licht und Leben in trübe Dezembertage. Der erste Satz lässt mehrere Walzerthemen vorüberwirbeln und das „Adagio cantabile“ ist eine zarte Serenade mit großem Violinsolo zu feiner Pizzikato-Begleitung. Aber es reihen und wiederholen sich zu viele Abschnitte.
Obwohl exzellent und mit viel Verve gespielt, ist das weder besonders expressiv noch thematisch oder formal interessant. Einer etwas zähen Caprice folgt schließlich eine zitternde Tarantella mit unvermutet fugierten Passagen, als hätte der Komponist zum Schluss plötzlich kontrapunktisch arbeiten wollen.

