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ComediaVerleihung des Kölner Kulturpreises – „Wer Kunst fördert, fördert Demokratie“

Lesezeit 3 Minuten
Osman Okkan erhält den Ehrenpreis und wird von Bettina Böttinger befragt.

Osman Okkan erhält den Ehrenpreis und wird von Bettina Böttinger befragt.

Bei der Verleihung des Kölner Kulturpreises wurde deutlich, wie sehr die Szene aktuell unter Druck steht. 

Kultur schafft Räume – Räume für Begegnungen, für Austausch, für Verständigung. Aber sie braucht auch Geld, um solche Räume erschaffen zu können. Wie ein roter Faden zog sich dieses Narrativ am Dienstagabend in der Comedia durch die Preisverleihung des 15. Kölner Kulturpreises, die Bettina Böttinger moderierte. Immer wieder war herauszuhören: Es ist paradox, dass in Zeiten, in denen die Demokratie zusehends unter Druck steht und diese verbindende Kraft der Kultur immer wichtiger wird, genau dort gespart wird. 

Bruno Wenn kritisiert geplante Kürzungen

Auch Bruno Wenn, Vorsitzender des Kulturrats, verwies in seiner Rede auf die angespannte Lage: „Die Zeiten für die Kultur sind wahrlich nicht einfach.“ Er kritisierte die vom Land NRW geplanten Kürzungen in der Spitzen- und Exzellenzförderung und begrüßte, dass die Fraktionen von Grünen, SPD, CDU, Die Linke, FDP und Volt am Nachmittag im Kulturausschuss in einem gemeinsamen Antrag die Rücknahme dieser Einsparungen gefordert hatten. 

Bei allen Preisträgerinnen und Preisträgern der vom Kölner Kulturrat vergebenen Auszeichnungen war zu spüren, wie sehr die Debatten über den Haushalt die Szene in den vergangenen Monaten belastet haben. Marion Kranen, Gründungsmitglied von Köln im Film und langjährige Kuratorin, Autorin und Filmkritikerin, die als „Kulturmanagerin des Jahres 2024“ von der Jury-Vorsitzenden Angela Spizig geehrt wurde, brachte es auf den Punkt: „Die Kürzungen sind fatal. Kultur ist lebenswichtig.“

Marion Kranen ist Kulturmanagerin des Jahres

Marion Kranen ist Kulturmanagerin des Jahres

Der Journalist und Filmemacher Osman Okkan erhielt den Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Der Mitbegründer des KulturForums Türkei Deutschland setzt sich seit sechs Jahrzehnten für interkulturellen Dialog und Menschenrechte ein. Er erinnerte an die vielen politisch Verfolgten in der Türkei und anderen Ländern und an die vielen Kriegsschauplätze dieser Welt. „Bleiben wir realistisch, verlangen wir das Unmögliche. Verlangen wir Frieden“, sagte er in Anlehnung an Che Guevaras berühmtes Zitat. 

Erstmals Sonderpreis für Aktuelle Musik vergeben

Erstmals wurde im Rahmen der Verleihung des Kölner Kulturpreises der „Sonderpreis für Aktuelle Musik“ der Gerhart und Renate Baum-Stiftung vergeben. Er ging an das Kollektiv3:6Koeln. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert. An den im Februar verstorbenen Gerhart Baum, der sich lange auch im Kölner Kulturrat engagierte, wurde an diesem Abend häufig erinnert. „Wer Kunst fördert, fördert Demokratie“, brachte Renate Liesmann-Baum das Engagement ihrer Stiftung auf den Punkt. Deutlich kritisierte sie das Aus für das Festival Acht Brücken: „Ich bin fassungslos, dass das einfach so abgesägt wird.“

Alle Preisträgerinnen und Preisträger des Kölner Kulturpreises, sowie die Jury, der Vorstand des Kulturrats und Moderatorin Bettina Böttinger.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger des Kölner Kulturpreises, sowie die Jury, der Vorstand des Kulturrats und Moderatorin Bettina Böttinger.

Ein Hauch von Hollywood wehte laut Bettina Böttinger durch das Theater, als zwei Preise vergeben wurden, deren Gewinner vorher noch nicht verkündet worden waren. Auf die Shortlist für das „Kulturereignis des Jahres 2024“ hatten es aus zahlreichen Vorschlägen das Afrika Film Festival, die Poetica 9 und das Europäische Literatur Festival Köln Kalk geschafft. Die Entscheidung für das Afrika Film Festival Köln, das 2023 sein 20. Jubiläum feierte, fiel durch das gemeinsame Voting der Leser von „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ sowie der Jury des Kölner Kulturpreises.

Auch bei den „Jungen Initiativen“ gab es im Vorfeld drei Nominierte: Next! Festival der jungen Photoszene, Unruly readings und Bonanzafest. Das bundesweit erste und einzige Fotofestival für Kinder und Jugendliche, Next!, gewann die Auszeichnung. Im Rautenstrauch-Joest-Museum ist die aktuelle Ausstellung noch bis zum 15. Juni zu sehen.