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Kölner Moderator Tarkan Bagci"Ich war schon früh ein ziemlicher Klugscheißer"

Lesezeit 5 Minuten
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Tarkan Bagci  

Köln – Tarkan Bagci macht einfach. Und dann schaut er mal, was dabei rauskommt. Bis jetzt ziemlich viel: Mit 27 Jahren hat er schon eine Karriere als Autor für verschiedene Fernsehformate hinter sich – unter anderem bei Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“. Mit einem Kollegen aus dieser Zeit macht er seit drei Jahren den super-erfolgreichen Podcast „Gefühlte Fakten“. Außerdem steht er bei der Late Night Show „Studio Schmitt“ (ZDF) sowie der neuen ZDF Doku-Reihe „Grauzone“ vor der Kamera. Und nebenbei hat er auch noch zwei Bestseller geschrieben.

„Ich versuche in jede Tür, die sich auch nur einen Spalt weit öffnet, meinen Fuß zu stellen und mal reinzuschnuppern – mit so einer Ausprobierfreude und Neugierde und vielleicht auch einer bewusst kultivierten Naivität.“ Alles andere, sagt er, würde sich für ihn fast wie „Verschwendung“ anfühlen.

Schließlich hätten sowohl seine Großeltern – die aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind – aber auch seine Eltern, ihre Bedürfnisse oft hinten angestellt: „Damit ich die Freiheit habe, Chancen ergreifen zu können.“ Also tut er das auch, und zwar ohne zu zögern.Seit dieser Woche zum Beispiel, ist er auch als Moderator vor der Kamera zu sehen: Bei der WDR-Sendung „Wissen macht Ah!“. „Ich habe buchstäblich getanzt, als die Nachricht kam, dass ich das machen darf!“, erzählt er. Schließlich ist er Fan der ersten Stunde: „Es gab zwei Sendungen, die ich nie verpasst habe. »Spongebob Schwammkopf«, das mochten meine Eltern nicht so gern, und »Wissen macht Ah!« – das haben sie geliebt.“

Zur Person

Tarkan Bagci macht seit 2019 mit Christian Huber den Podcast „Gefühlte Fakten“ – sie lernten sich als Autoren beim „Neo Magazin Royale“ (ZDF) kennen. 2021 standen gleich zwei Bücher von ihm auf der Spiegel-Bestsellerliste: Sein Debütroman „Die Erfindung des Dosenöffners“ (Ullstein) und „Nach dem Tod komm ich“ (dtv) zusammen mit dem Tatortreiniger Thomas Kundt.

Tarkan Bagci wuchs zweisprachig in der Nähe von Bielefeld auf: „Ich war schon früh ein ziemlicher Klugscheißer, und ich hatte  großes Glück, dass meine Familie sehr viel Wert auf Wissen und Persönlichkeitsentwicklung gelegt hat. Wenn ich gesagt habe: „Ich will etwas über das Römische Reich wissen – dann waren am nächsten Tag 20 Bücher zur Auswahl da. Also mir wurde sehr früh vermittelt: Wissen ist eine Truhe und wenn du sie öffnest, kannst du dich komplett darin versenken.“

Der „Wissen macht Ah!“-Moderator und -Miterfinder Ralph Caspers ist einer der Helden seiner Kindheit. Genau wie Peter Lustig von „Löwenzahn“, der 2016 starb. „Da war ich so traurig. Zum einen natürlich, weil er gestorben ist. Aber zum anderen, weil ich nie die Chance hatte, ihn kennenzulernen.“

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Das war die Geburtsstunde seines  „Interview-Podcasts“ – eine typische verrückte Tarkan-Bagci-Anekdote: Einfach mal machen. 2016 hatte er gerade seinen Bachelor in Kommunikationswissenschaften  an der Uni Münster gemacht und war nach Köln gezogen. Fest entschlossen, jetzt sofort seine Idole zu treffen, bevor es irgendwann wieder zu spät sein würde. Also erfand er spontan einen Podcast und lud unter anderem Ralph Caspers als Gast ein.

Der kam dann sogar tatsächlich in Tarkan Bagcis WG vorbei und muss sich über die komplett unprofessionelle Aufnahme gewundert haben: „Ich habe uns währenddessen einen Tee gekocht und das Fenster zugemacht.“ War es ihm peinlich, Ralph Caspers jetzt, Jahre später, als sein Nachfolger für die „Wissen macht Ah!“-Moderation wieder zu treffen? „Ich habe ihm das gleich gebeichtet, und er war nicht sauer, weil ich ihm zwei Stunden seines Lebens geraubt habe, sondern fand das lustig.“  Es ist – im Nachhinein – ja auch die perfekte Bewerbung. Mehr Motivation und Begeisterung geht nicht.

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Tarkan Bagci mit seiner Moderations-Kollegin von "Wissen macht Ah!" Clarissa Correa da Silva.

Lustig zu sein ist einfach in Tarkan Bagcis DNA – man muss kein großer Menschenkenner sein, um das zu sehen und zu hören. „Es ist einfach ein Teil von dem, was ich bin und es ist eine Art und Weise, die Welt zu sehen: Erstmal offenherzig und teilweise auch naiv an alles ran gehen – und da hilft Humor  sehr. Das kann ich, glaube ich, gar nicht abschalten.“

Kreative Spielwiese

Ob Kinder ihm zuschauen oder Erwachsene – darüber denkt er gar nicht so viel nach: „Wir machen was Cooles, Lustiges, was uns gefällt – das ist der erste Gedanke bei »Wissen macht Ah!«. Und nicht: „Wir machen speziell etwas für Kinder.“ Und gerade das habe ihm früher so gefallen: „Das war so verrückt und abstrus teilweise,  das hat sich angefühlt wie eine kreative Spielwiese. Und das hat meinen Horizont jeden Tag  so erweitert. Dieses  Gefühl würde ich auch gerne weiter vermitteln – egal ob Kindern oder Erwachsenen.“

Tarkan Bagci ist mit den Sozialen Medien aufgewachsen – was für eine Rolle spielen für ihn die Öffentlich Rechtlichen überhaupt noch? „Mit unserem Podcast erreichen wir so viele Menschen wie ein normales Radioprogramm. Trotzdem macht man immer noch große Augen, wenn man dann als Moderator im  Fernsehstudio beim WDR oder ZDF steht. Das hat schon noch einen Stellenwert, auch übermittelt von meinen Eltern. Da gibt es eine tiefe Wertschätzung – die kriegt man nicht mehr raus.“