Kölner OperDas bietet die erste Spielzeit von Intendant Hein Mulders

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Hein Mulders

Köln – „Die ganze Bandbreite der großen Oper einem breiten Publikum vermitteln – und damit auch Besucher zurückholen, die in der Pandemie verloren gegangen sind.“ Das antwortet Hein Mulders, Noch-Opernintendant in Essen und von Herbst an in nämlicher Position für Köln zuständig, auf die Frage, welche individuellen Duftmarken er denn mit seiner Agenda aus seiner Sicht setze. Vorangegangen war, in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und im Podiumsgespräch mit Generalmusikdirektor François-Xavier Roth, die Präsentation der Opernspielzeit 2022/23.

Hein Mulders bezeichnet sich als Casting-Fan

Der Niederländer hat sie in vielen Bereichen zu verantworten, zumal bei der Sängerrekrutierung des „Casting-Fans“, als welchen er sich selbst bezeichnet. Allerdings nicht zu allen Teilen, es gibt da durchaus Verlängerungslinien aus der Ära der Vorgängerin Birgit Meyer, und bei drei der acht Premierenproduktionen – naheliegend den von ihm betreuten – hat erkennbar Roth mitgemischt, wie zu hören ist, mit Hilfe von Martina Franck, der früheren künstlerischen Betriebsdirektorin des Hauses.

Große Oper für ein breites Publikum – das verspricht gleich die Eröffnungspremiere mit Berlioz’ vorletzter Oper „Les Troyens“ in der Inszenierung des in Köln seit langem bewährten Johannes Erath, eines, wie Roth ausführte, gewaltigen, zur Entstehungszeit die Mitwelt überfordernden Werkes, das auch heute noch in einem „normalen Haus“ kaum zu realisieren sei. Ähnlich wie für Zimmermanns „Soldaten“ biete das Staatenhaus optimale Bedingungen für eine solche Produktion. Die Berlioz-Leidenschaft des Parisers Roth und Mulders’ Programmintention – hier kommen sie also zusammen. Überhaupt scheint das Verhältnis des GMD zu seinem neuen Spannmann äußerst herzlich zu sein – kein Vergleich mit der geschäftsmäßigen Umgangskälte, die seit Jahren die Beziehung zwischen Roth und Meyer bestimmte.

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Der Name Meyer fiel vom Podium übrigens kein einziges Mal. Allerdings: Wer hören wollte, konnte hören – Kritisches, zwischen den Zeilen. So lobte Mulders die „interessante Programmierung“ des Hauses, mit der aber ein großes Publikum wohl eher schwer zu erreichen sei. Indirekt gegen Meyer schoss auch die OB in ihrem Eingangsstatement: Das Haus werde sich, sagte sie, mit Mulders „noch wirksamer im europäischen Raum präsentieren“, „weltoffen und international vernetzt“. Wer solche Positivwertungen vernahm, konnte wohl kaum umhin, im Umkehrschluss den Hinweis auf zu behebende Defizite zu finden.

Nach Berlioz macht Roth weiter mit seiner Wagner-Erschließung („Der fliegende Holländer“ in der Regie seines Kompatrioten Benjamin Lazar) und folgt auch seinem Faible für die Moderne und Avantgarde. Diesbezüglich leitet er die Uraufführung der Kammeroper „La bête dans la jungle“ aus der Feder von Arnaud Petit (Regie: Frederic Wake-Walker).

„Große Oper“ in Mulders’ Sinn repräsentiert Verdis „Luisa Miller“, deren Glyndebourne-Inszenierung durch den gefeierten Christof Loy (am Pult steht Rizzi Brignoli) er jetzt nach Köln holt. Das italienische Fach wird weiterhin durch eine „Cenerentola“ (Inszenierung: Cecilia Ligorio; Leitung: Matteo Beltrami) bedient. Der Barockspezialist Rubén Dubrovsky inszeniert Händels „Giulio Cesare“, bei dem der ebenfalls barockaffine Vincent Boussard das Gürzenich-Orchester dirigiert.

Von Sängerinnen und Sängern war wenig die Rede

Ein Doppelabend mit Zemlinskys Einakter „Der Zwerg“ und Strawinskys Handlungsballett „Petruschka“ erinnert an die Kölner Uraufführung der Oper unter Otto Klemperer vor genau hundert Jahren. Im Fall von „Petruschka“ arbeit die Oper erstmals mit der Kompanie Richard Siegal/ Ballet of Difference am Schauspiel Köln zusammen.

Von Sängerinnen und Sängern war auf der Pressekonferenz weniger die Rede. Mulders kündigte diesbezüglich einen inspirierenden Mix aus Stars und Newcomern an. Den harten Kehrbesen will er, wie er versicherte, vorerst in der Ecke stehen lassen. Den persönlichen Stab mit Operndirektor und Dramaturgen tauscht er aus (den bisherigen Chefdramaturgen Georg Kehren also wird das hiesige Publikum nicht mehr zu Gesicht bekommen), aber das Ensemble will er einstweilen nicht antasten.

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