Kommentar zur Floskel des JahresMehr „Eigen“ als „Verantwortung“

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Coronaproteste in Amsterdam

Es gibt Worte und Unworte des Jahres – aber wussten Sie auch, dass es die Floskel des Jahres gibt? Ob wir sowas dringend brauchen? Entscheiden Sie am besten selbst – eigenverantwortlich.

„Eigenverantwortung“ ist nämlich die Floskel des Jahres und man muss nicht lange überlegen, warum. Wenn Politiker plötzlich die „Eigenverantwortung“ der Bürger entdecken, ist das meist eine Bankrotterklärung der eigenen Kompetenzen: „Wenn ihr nur rummotzt wegen der Corona-Regeln, dann regelt es eben selbst. Ich bin dann mal raus.“

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Wenn wiederum Bürger in diesem Jahr auf ihre „Eigenverantwortung“ bestanden, meinten sie damit meist mehr „Eigen“ als „Verantwortung“.

Ein bisschen Aufmerksamkeit für solche sprachlichen Drehungen, (Ver-)biegungen und Wendungen kann nicht schaden und genau dafür sorgt das Netzprojekt mit dem schönen Namen „Floskelwolke“, das die „Floskel des Jahres“ jetzt gekürt hat.

Die Corona-Pandemie hat uns jede Menge neue Begriffe beschert, die viel über unsere Gesellschaft aussagen. Gerade das hochsensible Thema Impfen hat sich tief in unsere Sprache eingeschrieben: Aus Bürgern wurden Impflinge, die Impfneid hatten oder gar zu Impfdränglern wurden. Beziehungsweise das Gegenteil: Impfschwänzer.

Cool, dynamisch, aktiv

Und man spürte die Begeisterung, als die deutsche Politik das Wort „boostern“ für sich entdeckte. Das klingt irgendwie cool, dynamisch, aktiv. Viel besser als die lahme „Auffrischung“.

Und was ist Ihr Wort, Unwort, Ihre Floskel des Jahres? Entscheiden Sie selbst – eigenverantwortlich.

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