Kulturstaatsminister Weimer warnt vor „Cancel Culture“ beim ESC und betont die Förderung von Vielfalt über Ausgrenzung.
Kunst im FokusPlädoyer von Kulturstaatsminister Weimer für den ESC

Deutschlands Kulturstaatsminister Wolfram Weimer spricht sich dagegen aus Israel vom ESC auszuschließen.
Copyright: Soeren Stache/dpa
Die Diskussion um Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien gewinnt an Schärfe. Angesichts des anhaltenden Kriegs im Gazastreifen mehren sich Forderungen, das Land vom Wettbewerb auszuschließen. Deutschlands Kulturstaatsminister Wolfram Weimer spricht sich nun entschieden gegen einen solchen Schritt aus.
Der ESC sei gegründet worden, um nationale Grenzen durch Musik zu überwinden, erklärte Weimer am Samstag. „Wer Israel heute ausschließt, kehrt diesen Grundgedanken um, aus einem Fest der Verständigung würde ein Tribunal“, so der Staatsminister.
„Nicht nach Herkunft, sondern nach ihrer Kunst bewerten“
Die Stärke des Wettbewerbs liege darin, dass Künstlerinnen und Künstler nicht nach Herkunft, sondern nach ihrer Kunst bewertet würden. Weimer warnte in diesem Zusammenhang vor einer zunehmenden Cancel Culture: „Vielfalt und Zusammenhalt sollten die Antwort sein, nicht Ausgrenzung.“
Zudem warnte der Minister vor möglichen geopolitischen Folgen: Sollte der ESC zu einer Plattform der Ausgrenzung werden, könnten autokratische Staaten davon profitieren. Weimer verwies auf Russland, das bereits daran arbeite, mit dem „Intervision“-Wettbewerb, einer Neuauflage des früheren Ostblock-Musikformats, eine Alternative zum ESC zu etablieren.
Der Eurovision Song Contest ist mit jährlich über 160 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern die größte nicht-sportliche Live-Veranstaltung weltweit. Teilnahmeberechtigt sind alle Mitgliedsstaaten der European Broadcasting Union (EBU), dazu zählen neben Israel unter anderem auch Zypern, Georgien, Armenien und Aserbaidschan.
Mehrere Länder, darunter Irland, Spanien, die Niederlande und Slowenien, haben jedoch bereits mit Boykott gedroht, sollte Israel 2026 antreten. (KNA)