Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

ESC-Krise wird schlimmerDrei Traditionsländer drohen plötzlich mit Boykott

3 min
Nebulossa auf der Bühne.

Spanien trat 2024 mit der Musikgruppe Nebulossa an. Für 2026 droht man mit dem Ausstieg. (Archivbild)

Drei langjährige ESC-Teilnehmer sind verstimmt – und fordern den Ausschluss eines Landes. Sonst droht ein Boykott beim Contest 2026.

Paukenschlag beim größten Songwettbewerb Europas: Irland hat am 11. September ein deutliches Signal in Richtung Eurovision Song Contest 2026 gesendet. Der Sender RTÉ erklärte in einer Stellungnahme, man werde nicht am Wettbewerb teilnehmen, falls Israel zugelassen wird. „Es ist die Position von RTÉ, dass Irland nicht am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen wird, wenn die Teilnahme Israels zustande kommt, und die endgültige Entscheidung über die Teilnahme Irlands wird getroffen, sobald die Entscheidung der EBU getroffen wurde“, heißt es in dem Schreiben.

ESC 2026: Irlands Fernsehsender RTÉ droht mit Boykott

Der Sender fügte hinzu: „RTÉ hält eine Teilnahme Irlands angesichts des anhaltenden und entsetzlichen Verlusts von Menschenleben in Gaza für unvertretbar.“ Zudem zeigte sich RTÉ „zutiefst besorgt über die gezielte Tötung von Journalistinnen und Journalisten in Gaza, die Verweigerung des Zugangs für internationale Reporter in das Gebiet sowie über das Schicksal der verbliebenen Geiseln“.

Bambie Thug auf der Bühne.

Schon beim ESC 2024 hatte die irische Teilnehmerin Bambie Thug („Doomsday Blue“) mit kritischen Aussagen in Malmö gegen Israels Teilnahme protestiert. (Archivbild)

Laut der Nachrichtenagentur Reuters hatte die Europäische Rundfunkunion (EBU) den Mitgliedern bereits auf ihrer Generalversammlung im Juli die Möglichkeit eingeräumt, bis Dezember ohne Strafe zurückzutreten.

Eurovision Song Contest: Slowenien und Spanien erhöhen den Druck

Neben Irland haben auch andere Länder ihre Vorbehalte geäußert. Der slowenische Sender RTVSLO teilte laut „Anadolu Agency“ mit, dass Slowenien dem Wettbewerb fernbleiben werde, sollte Israel teilnehmen. Auch Spanien meldete sich zu Wort: Kulturminister Ernest Urtasun erklärte in einem Interview beim spanischen Sender TVE, sein Land könne sich einem Boykott anschließen, falls die EBU Israel nicht ausschließe. Er sagte, Spanien halte es für „undenkbar“, in einem Wettbewerb anzutreten, an dem Israel beteiligt sei, und verwies darauf, „die internationalen Verpflichtungen in Bezug auf Menschenrechte einzuhalten“.

Im Unterschied zu Irland handelt es sich bei Spanien bislang nicht um eine offizielle Stellungnahme des Senders RTVE, sondern um eine politische Positionierung auf Regierungsebene. Dennoch verstärkt die Einbindung dieser Länder den Druck auf die Verantwortlichen des Wettbewerbs, eine Entscheidung über die Teilnahmebedingungen zu treffen.

Entscheidungsfrist der EBU läuft bis Dezember

Die Europäische Rundfunkunion befindet sich derzeit in einem Konsultationsprozess mit ihren Mitgliedern. Bei der Generalversammlung im Juli hatten mehrere Delegationen Bedenken über eine mögliche Teilnahme Israels angemeldet. Daraufhin wurde ein Verfahren gestartet, in dem alle Beteiligten ihre Positionen einbringen können.

Klemen Slakonja singt.

Flog beim ESC 2025 schon im Halbfinale raus: Klemen Slakonja aus Slowenien mit dem Titel „How Much Time Do We Have Left?“. (Archivbild)

Die Frist, um ohne Sanktionen auf eine Teilnahme 2026 zu verzichten, läuft bis Mitte Dezember. Erst danach wird sich zeigen, welche Länder tatsächlich im Wettbewerb vertreten sein werden. Bis dahin bleibt offen, ob es zu einem umfassenden Boykott kommt oder ob sich die Positionen innerhalb der EBU annähern. 

Für viele ESC-Fans wäre ein Boykott der drei Länder ein großer Verlust. Irland ist seit seinem Debüt 1965 nahezu durchgehend beim Eurovision Song Contest vertreten und teilt sich mit sieben Siegen den Rekord mit Schweden. Spanien nahm erstmals 1961 teil, gewann zweimal und zählt seither zu den festen Größen des Wettbewerbs. Slowenien ist dagegen ein vergleichsweise junges Mitglied im Feld: Nach der Unabhängigkeit trat das Land 1993 erstmals unter eigener Flagge an, zuvor war es Teil Jugoslawiens, das bereits seit den 1960er-Jahren regelmäßig am ESC beteiligt war.

Nach dem Sieg von JJ mit „Wasted Love“ beim ESC 2025 in Basel ist der Eurovision Song Contest 2026 für Wien angesetzt – ausgetragen in der Wiener Stadthalle.