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Er kam spät und ging früh„Da mir der Hype um Till Lindemann egal ist, muss ich ihn auch nicht sehen“

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Das Bild zeigt Till Lindemann (l), Sänger der Band Rammstein, beim Leipziger Opernball an einem Tisch, rechts ist Star-Geiger David Garrett zu sehen. Foto: Sebastian Willnow/dpa

Till Lindemann (l), Sänger der Band Rammstein, sitzt beim Leipziger Opernball an einem Tisch, Rechts ist Star-Geiger David Garrett zu sehen. Während der Veranstaltung protestierten mehrere hundert linke Aktivisten gegen die Teilnahme Lindemanns. 

Der Sänger kam gegen 21.30 Uhr mit Stargeiger David Garrett in den Saal der Oper Leipzig - und war kurz vor der Tombola-Auslosung plötzlich wieder weg.

Kommt er, wann kommt er, oder kommt er gar nicht? Das angekündigte Erscheinen von „Rammstein“-Frontmann Till Lindemann auf dem Leipziger Opernball sorgte am Sonnabend für Zündstoff.

Lautstark protestieren mehr als 400 Menschen während der VIP-Vorfahrt auf dem Augustusplatz. Nicht nur gegen den 62-Jährigen selbst, sondern gegen „eine Realität, in der Machtmissbrauch gegenüber Frauen oft folgenlos bleibt und Täter in Schutz genommen werden“.

Sänger lief verspätet über den roten Teppich

Der Sänger entzog sich dem Protest und lief nicht, wie vorher angekündigt, über den roten Teppich. Er sollte eigentlich an Tisch 8 im Saal sitzen, eingeladen vom Kemberger Bauunternehmer Torsten Fenger. Doch zunächst blieben dort zwei Stühle leer.

Gerüchte machten die Runde: Lindemann komme erst 22 Uhr über einen Seiteneingang, hieß es. Dann wieder: Er kommt zusammen mit Stargeiger David Garrett nun doch über den roten Teppich.

Plötzlich waren sie im Saal

Eine halbe Stunde vorher, gegen 21.30 Uhr, kam plötzlich Unruhe in der Presseloge auf. Alle Fotografen richteten ihre Objektive in den Saal. Tatsächlich: Plötzlich waren sie da, David Garrett und Till Lindemann. Früher als erwartet, nahmen sie Platz an Tisch 8 im Saal. Garrett war ganz in Schwarz gekleidet, Lindemann trug ein weinrotes Sakko über ansonsten schwarzer Kleidung,

Davon nahmen vor allem die Ballgäste Notiz, die ihren Platz in der Nähe hatten. Andere fragten, was es denn da zu sehen und zu fotografieren gebe.

Fast zwei Stunden lang saßen die beiden Künstler an Tisch 8 im Ballsaal, ohne sich großartig wegzubewegen. Ein Security-Mann blieb in ihrer Nähe, um unerwünschte Besucher abzuweisen.

Als gegen 23.30 Uhr die Auslosung der Tombola-Preise begann und die Presse in den Saal strömte, hatten die beiden den Saal bereits verlassen. Offenbar aber noch nicht das Opernhaus - sie sollen in einer Loge gesessen haben. Till Lindemann sei gut gelaunt gewesen, so eine Beobachterin.

Absagen im Vorfeld

Sachsens stellvertretende Ministerpräsidentin Petra Köpping (SPD) hatte wegen Till Lindemann ihr Kommen beim Opernball abgesagt. Auch Schauspielerin Jördis Triebel blieb dem Ball fern.

Für Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) kam eine Absage nicht in Frage. „Das ist immer so ein schöner Ball, ich bin schon zum 25. Mal dabei.“

Die Hauptdarsteller der „Soko Leipzig“ waren zwar auf dem Ball, verzichteten aber auf den Gang über den roten Teppich - möglicherweise auch, um sich zu distanzieren.

Karin Friedrich, Geschäftsführerin einer Autolackiererei aus Leipzig, meinte: „Ich will Spaß haben. Da ist mir der Hype um Till Lindemann völlig egal, und ich muss ihn auch nicht sehen.“ Heike Wachsmuth, deren Mann mit seiner Klinik auch ein Sponsor des Operballs ist, erklärte: „Glamour ja, Grenzüberschreitungen nein.“

Dieser Artikel erschien erstmals bei der „Leipziger Volkszeitung“ − Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland.