Picknickkonzerte 2021Die Leoniden begeistern in Köln auf der Galopprennbahn

Die Leoniden bei den Picknickkonzerten 2021 in Köln.
Copyright: Uwe Weiser
Köln – Konzerte passen eigentlich nicht in ordentliche kleine Parzellen. Das Corona-Virus verbannt sie trotzdem auch diesen Sommer wieder in rechteckige Biotope, in denen drei, vier Musik-Fans stecken dürfen und nichts nach außen dringen darf. Keine Aerosole (Gesangsverbot!), keine pogenden Körper (Abstandsgebot!) Das Konzept nennt sich Picknickkonzerte, findet den Sommer über auf der Kölner Pferderennbahn statt und klingt erstmal eher lahm. Auf einer Decke sitzen und gediegen der Musik lauschen? Was ist mit tanzen, mit Ekstase?
Doch als die Kieler Indie-Rock-Band Leoniden am Freitag gleich zwei Mal ein 90-minütiges Set zum Besten gibt, können die Hygieneregeln zwar das Virus auf Abstand halten, doch gemeinsam erlebte Musik verbindet auch über feinsäuberlich auf das Gras gemalte Linien hinweg. Sobald um 15 Uhr die Musik ertönt, ist das Picknick beendet. Kaum noch einer bleibt sitzen, es wird getanzt, es wird gelacht, ausgelassen in Richtung Himmel, so als würde endlich wieder das Leben losgehen. Auf der Bühne grollt der Bass und hämmert das Schlagzeug, ein Zuschauer sagt „da geht einem ja das Herz auf!“ und Leoniden-Frontmann Jakob Amr sagt, „wir können es selber gar nicht richtig glauben, dass wir endlich wieder Konzerte spielen!“.

Jakob Amr
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Amr ruft dann recht bald - um genau zu sein schon beim zweiten Song „Why“ - dazu auf, die Regeln zu brechen: „Und jetzt singt alle mit!“ Da purzeln die Aerosole durch die schwül-schwere Luft, die Ordner bleiben dennoch ruhig. Schließlich bleiben bei alldem alle brav in ihren Parzellen und sind obendrein getestet, geimpft oder genesen. Eine Weinflasche wird gen Himmel gestreckt - Getränke dürfen selber mitgebracht werden - Amr singt „Shake it out“ und die Menge wackelt.

Sänger Jakob Amr (r.), Schlagzeuger Felix Eicke (m.) und Djamin Izadi (l.) am Synthesizer.
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Die Leoniden sind eine Arbeiterband wie vielleicht keine Zweite in Deutschland. Bevor das Virus kam, waren sie eigentlich dauerhaft auf Tour. Spielten im Vorprogramm von Acts wie Franz Ferdinand, auf großen Festivalbühnen, machten sich einen Namen. Bei der „1LiveKrone“ sind sie als „Beste Band“ nominiert, im August erscheint ihr mittlerweile drittes Studioalbum „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“. Nachdem sie ihre Tour Corona-bedingt nun bereits sieben Mal verschieben mussten, wollen sie im März 2022 im Kölner Palladium spielen. Ihren zunehmenden Erfolg verdanken sie nicht nur ihrem Ehrgeiz, sondern auch ihrer mitreißenden Live-Show.
Programm 2021
Diesen Sommer finden noch einige Picknickkonzerte auf der Kölner Galopprennbahn statt. Das Konzept dahinter: Es werden Tickets für abgesteckte Bereiche auf der Wiese verkauft - Parzellen - eine Decke kann selber mitgebracht werden. Zu den Nachbarn müssen mindestens 1,5 Meter Abstand eingehalten werden. Auch Getränke und Snacks dürfen mitgebracht werden - Getränke bis zu 2 Liter pro Person. Es gilt die 3G-Regel.
10.7.: Philipp Poisel
15.7.: Giant Rooks
16.7.: Von Wegen Lisbeth
17.7.: Querbeat
18.7.: Provinz
Meistens sind sie auch zuverlässig sehr witzig. Am Freitag sagt Amr: „Wir sind ja auf einer Galopprennbahn und haben überlegt, Pferdewitze einzubauen.“ Zum Glück tun sie das nicht. Im Vorprogramm hat bereits mehrmals ein Pferd aus den Lautsprecherboxen geschnaubt und gewiehert. Das ist zwar etwas flach, aber verzeihlich, denn die Kulisse in Weidenpesch ist tatsächlich wie gemacht für die Picknickkonzerte, von denen es diesen Sommer noch einige in Köln geben wird.
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Die kleinen Parzellen feiern die Musik ausgelassen, voneinander getrennt aber doch gemeinsam. Am Ende des Konzerts steigen Seifenblasen empor - ein passendes Bild.