Linkin Park sind wieder da. Bei der Show in Düsseldorf eroberte die neue Sängerin Emily Armstrong die Herzen im Sturm.
KonzertLinkin Park erobern in Düsseldorf die Herzen

Linkin-Park-Sängerin Emily Armstrong in Düsseldorf
Copyright: Marcus Flesch
Als Chester Bennington vor fast genau acht Jahren den Kampf gegen seine inneren Dämonen verloren hatte, schien damit das Ende von Linkin Park besiegelt. Viele konnten sich den Fortbestand der Band ohne ihren charismatischen Frontmann nicht vorstellen.
Die Gruppe nahm sich die Zeit, den Freitod Benningtons zu verarbeiten. Im September 2024 überraschten Linkin Park dann mit einem Livestream-Konzert, in dessen Rahmen Emily Armstrong als neue Sängerin vorgestellt wurde. Im November des gleichen Jahres folgte das achte Studioalbum „From Zero“. Kein Zweifel, Linkin Park waren wieder da.
Doro Pesch als Intro
Davon konnten sich am Dienstagabend 45.000 Fans in der ausverkauften Merkur-Spiel-Arena persönlich überzeugen. Als Intro lief „All We Are“ von Doro Peschs ehemaliger Band Warlock. Man könnte eine Hommage an Düsseldorfs Metal-Exportschlager vermuten.
Dann brandete die erste Welle Linkin-Park-Hits durch den Glutofen der Düsseldorfer Arena. „Somewhere I Belong“, „Crawling“, „New Divide“ – es ging direkt zur Sache.
Zweifelsohne sind es große Fußstapfen, in die Armstrong tritt. Doch die Neue zeigte sich ihrer Aufgabe gewachsen. Sie begegnet ihr mit der gebotenen Ernsthaftigkeit – und ihrem Talent.
Mike Shinoda versucht sich auf Deutsch
Bei alldem durfte der Spaß nicht zu kurz kommen. Den versprühte allen voran Mike Shinoda. Zuletzt hatte sich der Bandgründer zu den Shows einige Worte in der jeweiligen Landessprache überlegt und mehr oder weniger unfallfrei vorgetragen.
Freimütig gestand er, es dieses Mal vergessen zu haben. Shinoda improvisierte: „Ich möchte eine Pizza. Schnitzel. Bier. Rotwein.“ Schließlich suchte er im Publikum jemanden mit guten Englischkenntnissen und fand eine Julia, die ihm beistand. Während er ihr immer längere Sätze ins Ohr flüsterte, war ihr wechselndes Mienenspiel zur Gaudi aller auf der Leinwand zu sehen. „Danke, dass ihr hier seid, wir lieben euch alle sehr“, übersetzte sie schließlich.
Im Trainingsanzug aus dem Discounter
Kurz darauf griff Armstrong wieder ins Geschehen ein. Sie hatte sich einen Trainingsanzug mit dem Emblem eines Discounters übergezogen. Hintergrund ist ein Internet-Meme, bei dem eine Textzeile des Songs „Two Face“ missinterpretiert wird. Statt „two faced/caught in the middle“ heißt es in dem viralen Hit „toothpaste caught in the Lidl“. Im Hause Linkin Park nimmt man den Verhörer ganz offensichtlich mit Humor.
Die Nähe zu den Fans suchte Shinoda auffallend oft. Mit einer Alice tauschte er sein Baseballcap mit Band-Logo gegen ihre Sonnenbrille. Die junge Frau durfte das Cap behalten, ihre Sonnenbrille bekam sie zurück.

Mike Shinoda sorgte in Düsseldorf für Spaß
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Auf Shinodas Aufforderung hin streckte gefühlt das gesamte Publikum beide Arme in die Höhe. Als er das Signal zum Klatschen gab, war klar, dass der nächste Song nur „Given Up“ sein konnte. Hier bewies Armstrong, dass sie Bennington erst gar nicht zu kopieren versucht. Die 39-Jährige hat ihren eigenen Weg gefunden, die Stücke zu interpretieren, ohne aus dem Soundgefüge der Band auszuscheren.
Eiskalter Schauer trotz tropischer Hitze
Besonders deutlich wurde das bei den beiden epischen Band-Hymnen „Numb“ und „In The End“, bei denen es einem – trotz der tropischen Hitze – eiskalt den Rücken herunterlief. Obwohl Bennington an diesem Abend keinerlei Erwähnung fand, so mancher wird ihn spätestens in diesen Momenten vor seinem geistigen Auge gesehen haben.
Über die Last, dieses Erbe angetreten zu haben, sang und brüllte Armstrong inbrünstig bei „Heavy Is The Crown“. Die Krone mag schwer wiegen, aber ihre Trägerin bricht darunter nicht zusammen. Ganz im Gegenteil. Sie erobert Herzen im Sturm, vielleicht sogar die derer, die sich Linkin Park ohne Bennington nicht vorstellen konnten.