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Kölner Influencerin mit Millionen FollowernWarum Maren Wolf keine Filter mehr benutzt

Lesezeit 5 Minuten
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Maren Wolf 

Köln – Auf diesen Bildern stimmt jedes Influencerinnen-Klischee: Eine blonde Beauty in Pastell- und Cremefarben. Wir sehen sie in ihrem neuen Haus, das man für jeden Möbelhaus-Katalog fotografieren könnte oder in irgendeinem azurblauen Urlaubsparadies mit dem fotogenen Ehemann oder dem niedlichen kleinen Sohn.

Das sind die Motive in Maren Wolfs Instagram-Feed, dem 1,7 Millionen Menschen folgen. Doch obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Die 29-Jährige hat viel mehr zu bieten als perfekt arrangierten Lifestyle.

Maren Wolf hat 1,7 Millionen Follower auf Instagram

„Die letzten zwei Monate ging es nur noch bergab. Wir haben uns nur noch angekeift, nur noch gegeneinander gearbeitet nicht miteinander“ -  das erzählt sie in einem YouTube-Video, in dem sie und ihr Mann verkünden, dass sie eine Paar-Therapie machen, um ihre Ehe zu retten.

Wo andere alles wegfiltern, was nicht in den Hochglanz-Feed passt,  lässt uns Maren Wolf hinter die schönen Kulissen blicken. Spricht über ihre Depressionen und andere Krankheiten. Die Ehekrise. Den Schlaganfall ihres Vaters. Und zeigt auch die Dehnungsstreifen nach ihrer Schwangerschaft.

„Ich habe vor einem Jahr angefangen, keine Filter mehr zu verwenden, weil es mir wichtig ist, mehr Realität zu zeigen. Auch jetzt zum Beispiel nach der Schwangerschaft, dass dann nicht alles mehr so straff ist und so »schön« ist“, sagt Maren Wolf und malt mit ihren Fingern Anführungsstriche in die Luft.

Influencerin Maren Wolf arbeitet ohne Filter

Eine Influencerin ohne Filter?! Das ist fast schon ein Paradox. „Alle sind dünn,   ohne Cellulitis, immer perfekt gestylt und geschminkt. So kriege ich mich natürlich auch auf Fotos hin. Aber ich weiß, dass ich nicht 24/7 so aussehe.“  Doch vor allem sehr junge Menschen wüssten das  eben nicht. Und denen sollte man keine Illusionen verkaufen, findet sie.

Sie selbst ist inzwischen vielen Leuten in den sozialen Medien entfolgt, die immer nur perfekte Bilder posten. Und hat stattdessen andere, weniger geschönte Kanäle abonniert. „Ich merke, wie gut mir das tut, wenn ich  mal  ein kleines Speckröllchen sehe. Das hat mich auch total motiviert zu sagen: »Ich möchte auch einfach zeigen, wie ich bin. Punkt, Aus, Ende.«“

Gerade hat sie Bikini-Bilder aus dem Urlaub in den USA gepostet. „Richtig ungeeigneter Bikini bei Deiner Figur“ oder „Das Unterteil ist sehr unvorteilhaft“ steht in den Kommentaren.

Das ist der Preis, für das ungefilterte Leben, obwohl man  Unvollkommenheiten bei Maren Wolf mit der Lupe suchen muss. Follower und Followerinnen können gnadenlos sein. Aber die allermeisten schicken Herzchen und verteilen Komplimente.

Offenheit muss nicht geschäftsschädigend sein – im Gegenteil: „2019 hatte ich Depressionen und mir ging es wirklich nicht gut. Dann dachte ich, vielleicht kann ich ja Leuten helfen, wenn ich offen darüber spreche. Ich finde es superwichtig, die Reichweite, die ich habe, auch für solche Themen zu nutzen“.

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Maren Wolf

Maren Wolf begann schon mit 17 auf YouTube

Tatsächlich kam das damals „unglaublich gut an“, erzählt Maren Wolf. Genauso wie die Offenheit bei der Ehekrise in diesem Jahr. „Es gibt nicht viele Leute, die über so etwas sprechen. Weil es einfach sehr privat ist. Aber ich habe damit kein Problem.“

Schon mit 17 hat sie auf YouTube angefangen, vor allem mit Beauty-Tipps. „Die Hälfte meines Lebens begleite ich schon in den sozialen Medien“, sagt sie – sie kann es sich gar nicht mehr anders vorstellen. „Sehr viele schreiben mir, dass sie  mir zuschauen, seit sie 14 sind – und jetzt sind sie auch schon Mitte 20. Das ist so krass, dass viele ihre ganze Jugend mit mir verbracht haben!“

Als Maren Wolf ihren Mann kennenlernte,  stieg der ebenfalls mit ein ins Geschäft.   Jetzt haben sie zusammen den YouTube-Kanal „Die Wolfs“, auf dem sie ihren Familien-Alltag zeigen. Spülmaschine ausräumen, Staubsaugen, Kochen, Möbel aufbauen, mit dem inzwischen anderthalbjährigen Lyan spielen – einfach alles. Seit der auf der Welt ist, ist auch oft ihre Mutter dabei, die   im   Social-Media-Familienbetrieb mithilft.

Maren und Tobias Wolf nahmen Kamera auch mit in den Kreissaal

Wen das interessiert? Immerhin mehr als 600.000 Abonnenten. Warum? „Ich kann nicht sagen, warum, ich frage mich das auch manchmal. Die Leute wollen einfach sehen – und das vermitteln wir auch – dass wir auch normale Menschen sind, die normale Sachen machen. Und ich merke tatsächlich: Je normaler, desto interessanter und desto cooler finden sie das.“

Privatsphäre? Ein Fremdwort in ihrem YouTube-Universum. Maren und Tobias Wolf haben die Kamera sogar mit in den Kreißsaal genommen, Geburt inklusive. Immerhin: Sie pixeln ihren kleinen Sohn, das kostet viel Zeit. Zeit, die jetzt mit dem kleinen Kind ohnehin knapp ist.

Aber ansonsten leben sie radikal öffentlich, „wie ein Tagebuch“ sei das für sie, sagt Maren Wolf. Den Schwangerschaftstest gibt es  natürlich auch auf YouTube zu sehen, ebenso die Hochzeit und  den Antrag. „Bei der Hochzeit ging es mit unseren Abo-Zahlen gut bergauf und natürlich auch bei der Schwangerschaft. Ich habe mir darüber aber auch nie so wirklich Gedanken gemacht, ich habe es einfach laufen lassen. Für mich war es wichtig, dass es mir Spaß macht.“

Zur Serie #Einflussreich

Wir sehen und hören sie jeden Tag: Auf Instagram, Twitter oder Youtube. Aber wer sind die Menschen hinter den Accounts, denen Zehntausende folgen? Das wollen wir in unserer Serie „Einflussreich“ herausfinden. Und dabei spannende Menschen und interessante Medien-Inhalte kennenlernen.

Das machte es auch. Bis die Krise kam. Die Corona-Krise und die Ehe-Krise. Was macht man, wenn man mit dem Partner ein Leben vor der Kamera führt – aber dieses Leben zu entgleisen droht?

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„Wir haben uns verbogen“, gibt Maren Wolf in dem Video zu, in dem das Paar erstmals von ihrer Krise erzählt. Viel zu sehr hätten sie sich auch von kritischen Kommentaren beeinflussen lassen. Doch inzwischen ist sie nur noch empört darüber: „Ey, das bin doch ich und das ist doch der Kanal – ich bin doch keine Puppe, die man so einstellen kann, wie man es gerne hätte!“.

Es ist ein Spagat, der nicht immer gelingt: Bei sich selbst bleiben vor den Augen von Millionen Menschen.