„Markus Lanz“Gazelle Sharmahd kritisiert Bundesregierung scharf – Heil verteidigt Baerbock

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Von links: Hubertus Heil, Markus Lanz, Sonja Álvarez, Sascha Lobo, Gazelle Sharmahd (Schalte)

Von links: Hubertus Heil, Markus Lanz, Sonja Álvarez, Sascha Lobo, Gazelle Sharmahd (Schalte)

Die Tochter des im Iran inhaftierten Jamshid Sharmahd richtet einen emotionalen Appell an die Bundesregierung. Sie habe nichts von ihrem Vater gehört.

Gazelle Sharmahd hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, ihren im Iran zum Tode verurteilten Vater Jamshid Sharmahd schnellstmöglich aus dem Gefängnis zu befreien. Gazelle Sharmahd kritisierte in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ am Mittwoch (3. Mai) das Verhalten der Ampel-Koalition um Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Wo sind die Eskalationsstufen, wo sind die ernsthaften Konsequenzen, die versprochen wurden?“, fragte Sharmahd am Mittwochabend.

Jamshid Sharmahd wird seit dem Sommer 2020 im Iran festgehalten, im Februar verurteilte ihn ein iranisches Gericht wegen Terrorismus-Vorwürfen zum Tode, das Urteil wurde am 26. April bestätigt. Die Bundesregierung und zahlreiche Aktivisten haben den Schauprozess gegen Sharmahd scharf kritisiert, die Vorwürfe seien haltlos. Sharmahd, der die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte aus dem Ausland heraus über die Missstände im Iran informiert.

Gazelle Sharmahd: Kritik an Verhalten der Bundesregierung – Hubertus Heil verteidigt Annalena Baerbock

„Es kann sein, dass er jetzt jeden Tag aus seiner Zelle gebracht und umgebracht wird“, berichtet Gazelle Sharmahd bei „Markus Lanz“ in einem emotionalen Appell. Sie habe immer noch nicht mit ihrem Vater sprechen können. „Ich weiß immer noch nicht, ob er noch lebt oder wo er ist. [...] Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch eine Chance gibt“, erklärt sie weiter.

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Laut Gazelle Sharmahd reicht das Engagement der Bundesregierung nicht aus, um den Druck auf die iranische Regierung weiter zu erhöhen. „Ich glaube nicht, dass gar nichts passiert. Aber es ist nicht genug und wir unterschätzen das Regime. [All das, was bisher passiert ist] waren keine roten Linien für unsere Regierung“, erklärt die Tochter von Jamshid Sharmahd weiter.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Gast in der ZDF-Talkrunde, drückte erneut sein Bedauern über die Situation aus, sagte aber auch: „Die Bundesregierung tut ihr Menschenmöglichstes. Ich kenne Annalena Baerbock und nehme ihr ab, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden.“ Die Außenministerin versuche, alle Register zu ziehen, stoße aber auch an ihre Grenzen.

Jamshid Sharmahd: Tochter Gazelle kritisiert Bundesregierung für Umgang mit Todesurteil

Heil betonte, dass nicht alles, was diskutiert und getan werde, „auf dem offenen Markt“ besprochen werden könne. Gazelle Sharmahd erwiderte, dass öffentlicher Druck das „Allerwichtigste“ sei, um ihren Vater am Leben zu halten. „Alleine, dass wir hier darüber sprechen, sorgt in gewisser Weise für Immunität. Sobald die Öffentlichkeit weg ist, richten sie die Menschen hin.“

Jamshid Sharmahd war im Sommer 2020 auf einem Flug aus den Vereinigten Staaten zurück nach Deutschland bei einem Stopp in Dubai verhaftet worden, anschließend wurde er in den Oman verschleppt und in den Iran gebracht. Wo sich der 67-Jährige derzeit im Iran befindet, ist auch nach der Bestätigung des Todesurteils unklar. (shh)

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