Martha Jungwirth in DüsseldorfEine Malerin, die furchtlos mit den Farben jongliert

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Düsseldorf – „Lob der Malerei“, „Farbenlust“, „Extrakte“ sind nur einige der vergangenen Ausstellungstitel, die treffend auf das verweisen, um was es der Künstlerin geht. „Keine Metaphysik, kein Okkultismus, keine Philosophie“, die Bilder von Martha Jungwirth (geboren 1940 in Wien) sind vor allem eines, sie sind Malerei, wenngleich – auch das ist unübersehbar – sie eigentlich und strenggenommen von der Zeichnung her kommen.

Martha Jungwirth wurde erst als 70-Jährige wirklich entdeckt

Stark und wild, expressiv, leuchtend und frisch, manchmal auch verhalten, eruptiv, ein bisschen melancholisch, gemalt, gespachtelt, gewischt, man erkennt zeichenhaft angedeutete Gestalten, kleine oder große Tiere, einen Blumenstrauß, Verweise auf Landschaft, menschliche Figuren, Goyas Maja, bekleidet und unbekleidet, Figuren aus antiken Mythen, viel leere Fläche. Da scheint das glatte, feste Packpapier, das ihr oft als Malgrund dient, ein Eigenleben zu führen und die Figuren einzuladen, sich zu bewegen; die teils sehr großen Formate lassen dafür genug Platz. Dann wieder schimmern und leuchten die starken Farben neben- und übereinander liegend, fleckig, verdichtet, aufgelöst. Viele unverhoffte Begegnungen sind hier zu machen, die Farben und ihre Kombinationen, die Malerei, leicht und doch mit Gewicht.

So richtig wahrgenommen wurde Martha Jungwirth – obschon sie schon 1977 auf der Documenta 6 eingeladen war - erst mit 70 Jahren, als 2010 der Künstlerkollege Albert Oehlen in der von ihm kuratierten Ausstellung im Museum Essl im österreichischen Klosterneuburg der Künstlerin als einziger einen eigenen Raum einrichtete. Seither klopfen die internationalen Galerien und Ausstellungshäuser bei ihr an. Nach einigen anderen Auszeichnungen wurde ihr im November 2021 der Große Österreichische Staatspreis verliehen.

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Die Künstlerin ist froh, das noch zu erleben, aber sie hatte sowieso nie aufgehört zu malen; mit dem Ergebnis, dass in der Ausstellung, die die Kunsthalle Düsseldorf ihr jetzt ausrichtet, nicht nur zahllose ältere Arbeiten aus mehr als 50 Jahren zu sehen sind, sondern auch allerneueste Malereien wie etwa das große, vornehmlich gelbe „Corona-Gefängnis“ (2020) mit angedeutetem Gitter und das schmale Hochformat „Lady Gaga“ (2022) mit schön viel Pink. Immer wieder finden sich in ihren Werken direkte Verweise auf motivische Vorlagen, auf Personen, Ereignisse, auf Gegenwart und Historie.

Gefühle und Zustände werden bei Jungwirth gegenstandslos

Dann wieder auch gänzlich gegenstandslos Gefühle oder Zustände, Zornausbrüche. Malend und mit Farbe zeichnend bewegt die Künstlerin sich zwischen Gegenstand und Abstraktion, ohne dass dies groß problematisiert wird. Sie jongliert furchtlos mit den Farben, malt auf Pappe, liniertes Papier, Bildrückseiten, auf Stadtpläne oder in Kontobücher.

„Das Malen ist eine körperliche, konzentrierte Aktivität“, so Martha Jungwirth. Das sieht man ihren intensiven Bildern zweifellos an.

Martha Jungwirth, Kunsthalle Düsseldorf, bis 20.11. 2022

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