Nachruf auf Pop-Art-Künstler Robert IndianaSein „LOVE“-Schriftzug wurde weltberühmt

Robert Indiana, US-Künstler, in seinem Studio.
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Manchmal genügen vier Buchstaben, um in die Geschichte einzugehen. 1964 stapelte der mittellose New Yorker Künstler Robert Indiana die Lettern „L“ und „O“ auf ein „V“ und „E, ließ das „O“ zur Seite kippen, als wäre es von der Liebe ganz beschwipst, und setzte die rot gefärbte Botschaft auf sattes Blau und Grün.
Zunächst verschickte Indiana sein heute weltberühmtes und in den USA millionenfach auf Briefmarken gedrucktes Motiv als Weihnachtspostkarte an seine Freunde; bereits im folgenden Jahr ging es für den Geschenkeladen des Museum of Modern Art in Serienproduktion.
Dabei hätte alles auch ganz anders kommen können. Eigentlich wollte Indiana seine frisch zerbrochene Liebesaffäre mit dem Maler Ellsworth Kelly mit einem herzhaften „Fuck“ kommentieren – er besann sich eines Anderen und rächte sich an Kelly, indem er seinen ehemaligen Liebhaber an Popularität weit übertraf.

Die „LOVE“-Skulptur von Robert Indiana auf dem John F. Kennedy Platz in Philadelphia.
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Die Liebe zur kurzen Botschaft entdeckte Indiana dort, wo es sich für einen Pop-Art-Künstler der ersten Generation gehört – an den Reklameschildern seines Vaters, der vorübergehend eine Tankstelle betrieb.
Wie diese neonfarbenen Werbezeichen lassen es auch Indianas Bilder auf verführerische Weise beim Notwendigsten bewenden und reduzieren die Kunst auf ihren Signalcharakter. Statt für Ölmarken warb Indiana für die Grundlagen des Lebens: „Eat“, „Hope“ und „Love“ lösten bei ihm die christliche Dreifaltigkeit von Glaube, Liebe, Hoffnung ab.
Allerdings war es dann doch vor allem das „Liebes“-Zeichen, das Indiana den etwas zweifelhaften Ehrentitel des am häufigsten plagiierten Pop-Art-Künstlers eintrug. Indiana selbst hatte seine Erfindung so lange immer wieder aufs Neue variiert, dass nur noch Experten zwischen Original und Fälschung unterscheiden können – was ja durchaus in der Logik der auf massenhafte Vervielfältigung abzielenden Pop Art liegt.
Die Liebe geht, die Kunst bleibt
Am Ende verschwand Indiana zusehends hinter seinem berühmtesten Werk – das „Love“-Zeichen kennt beinahe jeder, seinen Schöpfer die Wenigsten. Das unterscheidet ihn etwa von Andy Warhol, der heute berühmter ist, als die meisten Stars, die er im Siebdruckverfahren vervielfältigte. Vielleicht ist deswegen auch beinahe unbekannt, dass Indiana in zwei frühen Warhol-Filmen mitwirkte: In „Kiss“ sieht man ihm beim Küssen zu, in „Eat“ beim Essen.
Wie Warhol konnte Robert Indiana dem Vergänglichen das Aussehen einer Ewigkeit verleihen. Für ihn hieß das: die Liebe geht, die Kunst bleibt. Jetzt ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.
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