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Neuer Intendant des Schauspiels KölnWarum Rafael Sanchez das Angebot wie gerufen kam

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Rafael Sanchez

Rafael Sanchez, Hausregisseur am Schauspiel Köln

Der Schweizer Rafael Sanchez ist seit 2013 Hausregisseur am Schauspiel Köln. Jetzt soll er die städtische Bühne in der Spielzeit 2024/25 leiten, bis eine neue Intendanz gefunden wird. 

Die Stadt Köln hat sich in der Suche nach einer neuen Intendanz für das Schauspiel Köln nun doch für eine Interimslösung entschieden. Laut einer Pressemeldung der Stadt hat sich die Findungskommission zur Neubesetzung der Schauspiel-Intendanz an den Bühnen Köln übereinstimmend dafür entschieden, Rafael Sanchez für die Dauer einer Spielzeit auf Stefan Bachmann folgen zu lassen. Bachmann wechselt zur Spielzeit 2024/25 ans Wiener Burgtheater.

Bachmann wechselt zur Saison 2024/25 ans Wiener Burgtheater. Sanchez, der zusammen mit Bachmann 2013 als Hausregisseur ans hiesige Schauspiel kam, wird dann also die Intendanz für die erste Post-Bachmann-Saison in Köln übernehmen. Der 1975 in Basel geborene Schweizer mit spanischen Wurzeln hat bereits Leitungserfahrung. Zusammen mit seiner Regie-Kollegin Barbara Weber stand er von 2008 bis 2013 dem Theater am Neumarkt Zürich vor.

Rafael Sanchez hat bereits Leitungserfahrung aus Zürich

Ohne diese Erfahrung, sagt Rafael Sanchez im Gespräch mit dieser Zeitung, hätte er vielleicht gar nicht zugesagt, „davon kann ich jetzt auf jeden Fall zehren“. Zwar lägen Budget und Ensemblegröße der beiden Häuser weit auseinander, dafür, so Sanchez, kenne er durch seine zehn Jahre in Köln aber wirklich jede und jeden im Haus.

Der Regisseur hat selbst erst am Montag von seinem neuen Job in Köln erfahren und musste seine eigenen Planungen kurzfristig umstellen. Zwei Produktionen, die er an anderen Häusern realisieren sollte, habe er jetzt bereits abgesagt. „Ich will mich voll und ganz auf Köln konzentrieren“, so Sanchez. „Wichtig ist jetzt, dass das Ensemble Kontinuität kriegt.“ Noch sei nicht klar, wer mit nach Wien gehen wird, aber die enge Zusammenarbeit mit Bachmann, so Sanchez, sei eine geniale Ausgangssituation für einen möglichst sanften Übergang.

Der hat es dennoch in sich. Sanchez muss nicht nur relativ kurzfristig eine komplette Spielzeit planen, sondern auch einen logistisch höchst anspruchsvollen Umzug. Denn trotz aller Zweifel am knappen Zeitplan der Baustelle am Offenbachplatz muss der designierte Interims-Intendant davon ausgehen, dass er im Herbst 2024 am Offenbachplatz eröffnen wird. „Es ist jedenfalls erst einmal gut“, glaubt Sanchez, „dass Neubesetzung und Eröffnung jetzt entkoppelt wurden.“

Stefan Bachmann hatte Interims-Lösung vorgeschlagen

Aufgrund der knappen Vorlaufzeit hatte Stefan Bachmann bereits kurz nach seiner Berufung nach Wien Ende Dezember 2022 der Stadt eine Interimslösung aus dem Haus vorgeschlagen. Das hatte man von Seiten der Stadtspitze zunächst jedoch ausgeschlossen. Zur Neueröffnung des Schauspielhauses am Offenbachplatz wollte man unbedingt auch einen neuen Namen präsentieren. Erst nach der ersten Sitzung der Findungskommission vor drei Wochen, vermeldete die Stadt, dass man nun auch über eine interimistische Leitung nachdenke.

Wilfried Schulz, Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, hatte dieser Zeitung vor Bekanntwerden der Interims-Lösung gesagt: „Jeder, der am Theater arbeitet, weiß, dass ein vernünftiger Wechsel zwei Jahre vorher geplant werden muss – inhaltlich und personell.“ Am Dienstag teilte die Stadt dann erwartungsgemäß mit, dass die Findungskommission nach Gesprächen mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten in den vergangenen Wochen festgestellt habe, dass ein nahtloser Übergang angesichts der kurzen Vorlaufzeit nicht realisierbar sei.

Die sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker besteht aus Karin Beier, Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, Kathrin Mädler, Intendantin des Theaters Oberhausen, Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, Kulturdezernent Stefan Charles und der Personalvertretung des Dezernates für Kunst und Kultur.

Mit der Entscheidung für eine einjährige Interimsleitung, betont die Stadt, werde auch eine Planungssicherheit für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und das Ensemble gewährleistet. Das hatte sich ein Bleiberecht bis 2026, dem ursprünglich geplanten Ende der Ära Bachmann, gewünscht, nun ist der halbe Weg geschafft. Das Verfahren zur Suche einer neuen Intendanz, nun also mit Beginn der Spielzeit 2025/2026, laufe derweil intensiv weiter, so die Stadt.

Eventuell mit einem Bewerber mehr. Rafael Sanchez kommt sein neuer Job nämlich gar nicht so ungelegen. Ideen, sagt er, hätte er für drei Spielzeiten im Hinterkopf. Außerdem hätte er in letzter Zeit sowieso wieder mit dem Gedanken an eine Leitungsposition gespielt. „Da kam das Angebot fast wie gerufen.“

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