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Neues Stück von TrafiqueMänner für eine Nacht verbannt

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Im Stück von Trafique sollen die Straßen für eine Nacht nur für Frauen zugänglich sein.

Köln – Jede Woche sollen für eine Nacht Männer von den Straßen verbannt werden. Der öffentliche Raum gehört dann ausschließlich dem „anderen Geschlecht“. Im neuen Stück „Reset – A Night without men“ von Trafique werden die aktuellen Diskurse um Teilhabe und Gleichberechtigung in einem fiktiven Szenario behandelt. Zwei resolute Vertreterinnen (Franziska Schmitz, Anna Marienfeld) der feministischen Partei FMA (wofür die Kürzel stehen, wird im Stück nicht verraten) sind entschlossen, einen männerfreien Abend im öffentlichen Raum vor dem Parlament zur Abstimmung zu bringen.

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Termine: 04 + 05. 11 2022 (20 Uhr), Merheimer Str. 292, 50733 Köln

Von der männlichen Gegenseite (Sebastian Kuschmann), der VEU, gibt es naturgemäß Kontra, aber auch im eigenen Lager rumort es kräftig. Anhänger einer identitären Sichtweise stellen in Frage, ob es so etwas wie Geschlechter überhaupt gibt und der ein oder andere Cis-Mann definiert sich rasch als non-binär, um nicht von der Straße verbannt zu werden.

„Reset - A night without men“ wird zum politischen Labyrinth

Wird im ersten Teil des Abends der Disput auf der Leinwand (Video: Lisa Reutelsterz & Anna Marienfeld) ausgetragen, so gesellen sich nach gut zwanzig Minuten drei Schauspieler auf der Bühne des Studio Trafique hinzu und die Szenerie wechselt in das Studio eines kleinen, kriselnden Fernsehsenders. Hier herrscht die Chefin (Fiona Metcher) mit nervöser Hand und fordert ihre beiden stark verunsicherten männlichen Moderatoren (Nikos Konstantakis, Robin Berenz) auf, aus dem brisanten Stoff tunlichst Beiträge mit hohem Quotenpotential herauszuschlagen.

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Noch dichter wird das Labyrinth politischer Leitfäden und Diskurse durch einen dritten Handlungsstrang, den Regisseur und Autor Björn Gabriel seinem Stück zufügt. Hier verhandeln, wiederum auf der Leinwand, das Alter Ego des Autors (Robin Berenz) und seine Mutter (Fiona Metscher) auf einer Meta-Ebene dargestellt als Pieta die Sinnhaftigkeit des Stückes. Im multimedialen Parcours werden dem Zuschauer im raschen Wechsel so Thesen und Anti-Thesen um die Ohren gehauen, bis einem der Kopf schwirrt.

Der Zustand der allgemeinen Überforderung und Verwirrung, der hier einsetzt, ist wohl von der Regie gewollt. Beschreibt er doch sinnfällig das Dilemma einer notwenigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung, bei der alle Beteiligten Gefahr laufen, beim Zwiespalt zwischen Einzelinteressen und dem großen Ganzen den Überblick zu verlieren. Das Themen-Tohuwabohu ist bei allen kognitiven Strapazen nicht ohne Komik, die hier zuvorderst im Gewand der Groteske daherkommt. Anregung bietet der Abend im Assoziations- und Argumentations-Stakkato allemal, nur wünscht man sich manchmal etwas mehr Mut zu einer eigenen Haltung des Autors, über die dann trefflich zu streiten wäre.