NS-Raubkunst im StadtmuseumDie Stadt Köln lässt 7000 Objekte ihrer historischen Bibliothek prüfen

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Die Fassade des Kölnischen Stadtmuseums spiegelt sich im Wasser.

Die Stadt Köln vermutet NS-Raubkunst in der Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums. Deren Fassade spiegelt sich im Wasser.

Die Stadt Köln vermutet NS-Raubkunst im Stadtmuseum und lässt die Inventarlisten der Bibliothek auf „Verdachtsmomente“ untersuchen.

Bei der Rückgabe von NS-Raubkunst schien es lange nur um die Bestände in deutschen Gemäldegalerien zu gehen. Das ist einerseits nicht verwunderlich, denn hier lagerten und lagern die prominenten Fälle, bei denen es mitunter um höhere Millionenwerte ging. Auch die Stadt Köln hat bislang vor allem zu den Sammlungen seiner Kunstmuseen forschen lassen und aus eigenem Antrieb etliche Arbeiten an die Erben der rechtmäßigen Besitzer restituiert.

Die Stadt Köln sieht „erheblichen Forschungs- und Dokumentationsbedarf“

Allerdings war unter Experten kein Geheimnis, dass im NS-Staat auch weniger „spektakuläre“ Kulturobjekte zu Tausenden geraubt oder „verfolgungsbedingt entzogen“ wurden: vor allem Bücher, aber auch Möbel, Designobjekte oder Manuskripte. So scheint es nur angemessen, dass deutsche Museen damit beginnen, die eigenen Inventarlisten auch nach diesem NS-Raubgut zu durchsuchen.

Die Stadt Köln tut dies nun in der Bibliothek ihres Stadtmuseums. Hier bestehe, heißt es in einer Beschlussvorlage des Kulturdezernats, „erheblicher Forschungs- und Dokumentationsbedarf“. Bei Stichproben haben sich demnach mehrere „Verdachtsmomente auf NS-Raubgut“ ergeben, denen im Rahmen eines Forschungsprojektes systematisch nachgegangen werden soll. Die Zustimmung des Rates dürfte sich von selbst verstehen, zumal die Untersuchung die Stadt offenbar nichts kostet. 19.550 Euro steuert das Land NRW zur Finanzierung bei, den für die Landesförderung „notwendigen Eigenanteil“ in Höhe von 3900 Euro übernimmt der private Freundeskreis des Stadtmuseums.

Das Forschungsprojekt soll im April beginnen und bis Ende des Jahres dauern, zunächst werden die Inventarbücher der Jahre 1933 bis 1945 auf weitere Verdachtsmomente überprüft; für tiefere Recherchen und mögliche Rückgaben bräuchte es laut Stadtmuseum eine Folgefinanzierung. Im Haus wird geschätzt, dass etwa 7000 „Medieneinheiten“ digital zu erfassen und auf ihre Herkunft zu untersuchen sind. Unter den bereits entdeckten „Verdachtsmomenten“ befinden sich laut Auskunft des Stadtmuseums Grafiken, die über das Frankfurter Antiquariat Albert Glücksmann nach Köln kamen, Bücher, die nach 1933 durch das Amt für Kunst und Volksbildung überwiesen wurden, sowie zwei Treppenpfosten aus dem einstigen Besitz des jüdischen Kunsthändlers Hermann Feit.

Bei ihren Recherchen stießen die Kölner Provenienzforscher zudem auf Münzen, die von ehemaligen Missionaren aus „Deutsch-Ostafrika“ geschenkt wurden. Diesen Fund rechnet das Stadtmuseum einem „möglichen kolonialen Unrechtskontext“ zu. (mit awe)

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