Ein russischer Medienmogul plant angeblich eine Trickfilmserie mit Putin, Trump und Kim Jong-un als Kindern. Knuddelig ist anders.
Putin als TrickfilmfigurEine neue Bedeutung für den Begriff Mini-Diktatoren


Putin als Trickfilmfigur im KI-Trailer zu „Sandpit“
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Kinder an die Macht, forderte einst Herbert Grönemeyer, aber so hatte er sich das sicher nicht vorgestellt. Seit dieser Woche geistert der Trailer einer Trickfilmserie durch die sozialen Medien, in der uns die Autokraten dieser Welt als kulleräugige Kindsköpfe entgegenblicken. Der kleine Putin sitzt im Judoanzug an seinem Schreibtisch, Trump trägt eine fluffige Föhnwelle zur Schau, Musk spielt im Superschurken-Ambiente mit einem Cybertruck und der pausbäckige Kim Jong-un mit einer Hyperschallrakete. Aus der autoritären Reihe fällt lediglich der französische Präsident Macron – er legt ein Puzzle für Anfänger.
Hinter „Sandpit“ steckt der russische Medienmogul Wladimir Solowjow
Hinter der KI-Serie, die es wohl noch gar nicht gibt, steckt der russische Medienmogul Wladimir Solowjow. Er wolle mit „Sandpit“ (dt. Sandkasten) das globale Kinderfernsehen auf Kremllinie bringen, teilte dieser vollmundig mit, allerdings könnte es sich beim „Sandpit“-Trailer auch nur um Werbung für eine russische Skype-Alternative handeln. In jedem Fall erhält der Begriff „Mini-Diktatoren“ hier eine ganz neue Bedeutung: Putin, Trump und Konsorten sehen zwar zum Knuddeln aus, aber wehe, wenn sie ihren Willen nicht bekommen…
Vor der zynischen Aneignung des Kindchenschemas ist allerdings auch die Europäische Union nicht gefeit. Deren Agentur für die Grenz- und Küstenwache, Frontex, brachte einen „Leitfaden zur Rückkehr“ heraus, in dem sechs- bis elfjährigen Kindern die eigene Abschiebung erleichtert werden soll. Garniert mit bunten Reisebildern heißt es darin etwa: „Vielleicht machst Du Dir Sorgen über den Umzug und bist unsicher, wie Dein Leben danach aussehen wird. Oder vielleicht freust Du Dich darauf, im Heimatland Deiner Familie Freunde und Familienangehörige zu treffen, und bist gespannt auf diese große Veränderung. Alle diese Gefühle sind normal.“
Ganz und gar nicht normal finden diesen Cartoon vor allem Flüchtlingsräte und Menschen, die sich für die Integration von Kriegsflüchtlingen engagieren – und wissen, was solche „Auslandsreisen“ für die Betroffenen bedeuten. Wir stellen uns derweil vor, Frontex und Solowjow würden sich verbünden. Vielleicht säße der kleine Putin dann im Abschiebeflugzeug nach Den Haag – Sitz des Internationalen Gerichtshofs für Menschenrechte.