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Kommentar

Raumfahrt
Nasa will Leben auf dem Mars gefunden haben – aber was heißt das für uns?

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Dieses von der Nasa zur Verfügung gestellte Bild zeigt eine vom Nasa-Rover „Perseverance“ im vergangenen Jahr auf dem Mars entnommene Gesteinsprobe.

Dieses von der Nasa zur Verfügung gestellte Bild zeigt eine vom Nasa-Rover „Perseverance“ im vergangenen Jahr auf dem Mars entnommene Gesteinsprobe.

Der Nasa-Rover „Perseverance“ hat auf dem Mars eine Gesteinsprobe genommen, die Spuren von mikrobiellen Leben enthalten könnte.

Gibt es Leben auf dem Mars? Das fragte sich nicht nur David Bowie in seiner berühmten Ballade aus den frühen 1970ern, sondern schon hundert Jahre zuvor der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli. Der glaubte, durch sein Teleskop Senken auf der Oberfläche des Nachbarplaneten zu erkennen, die er als „canali“ beschrieb.

In der englischen Presse wurde das irrtümlich mit „canals“ statt „channels“ übersetzt. „Canals“ aber verweist auf künstlich angelegte Wasserstraßen. Woraufhin wilde Spekulationen über „Marskanäle“ als Wunder außerirdischer Ingenieurskunst ins Kraut schossen – und H. G. Wells technologisch überlegene Marsianer in „Der Krieg der Welten“ auf die wehrlose Menschheit losließ.

Diese Woche erklärten Nasa-Forscher, tatsächlich Leben auf dem Mars gefunden zu haben. Leider – oder Gottseidank! – kein intelligentes, es handelt sich um Mikroben. Und selbst von denen sind nur mineralische Spuren auf Gesteinsproben übriggeblieben. Die hat der Mars-Rover Perseverance in einem Ausstrich verhärteten Schlamms im sogenannten Jezero Crater gefunden. Der bildete einst den Grund eines Flusses, der hier in einen See mündete.

„Dies könnte das deutlichste Zeichen von Leben sein, das wir auf dem Mars je gefunden haben“, sagte der von US-Präsident Donald Trump vor einigen Wochen als Interimschef der Nasa eingesetzte Verkehrsminister Sean Duffy bei einer Pressekonferenz. Mit absoluter Gewissheit lässt sich die Frage nach Leben auf dem Mars noch nicht beantworten, die Mineralienspuren hätten sich auch durch anorganische Prozesse bilden können – doch die kühlen Marstemperaturen sprechen dagegen.

Mars-Gestein zeigte Leopardenmuster-Flecken

Das Gestein bestehe unter anderem aus Ton und Schlick und enthalte unter anderem Kohlenstoff, Schwefel, oxidiertes Eisen und Phosphor, hieß es. Die Flecken im Gestein bestünden unter anderem aus den Mineralen Vivianit und Greigit, die in Kombination auf früheres mikrobielles Leben hindeuten können.

Dem Nasa-Team war das Gestein aufgefallen, weil es Flecken zeigte, die einem Leoparden-Muster ähnelten. Die Probe war dann mit allen wissenschaftlichen Instrumenten, die der Rover an Bord hat, untersucht worden. Derzeit grübeln die Nasa-Experten noch über die kostengünstigste Möglichkeit, besagte Gesteinsproben zurück zur Erde und ins Labor zu holen.

Giordano Bruno äußerte schon im 16. Jahrhundert den kühnen Gedanken, das Weltall sei unendlich und enthalte unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten, eine unermessliche, unerschöpfliche Wirklichkeitsfülle. Er wurde dafür verbrannt. Seine kosmischen Überlegungen haben auch gut 400 Jahre später nur wenig von ihrer Tragweite verloren.

Wenn wir bereits auf dem nächstbesten Planeten Spuren von Mikroben finden, könnte das Leben der Normalfall im Universum sein. Auszeichnen würde uns allein unser Bewusstsein. Wissenschaftler von der Universität Nottingham haben 2020 errechnet, dass in der Milchstraße derzeit 36 aktive Zivilisationen existieren könnten. Dies allerdings in Entfernungen, im Mittel sollen es 17.000 Lichtjahre sein, die gegenseitige Besuche unmöglich machen. Weltenkriege aber auch.