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Sophie Ellis-Bextor in KölnMehr als nur ein Welthit

4 min
Sophie Ellis-Bextor bei ihrem Konzert in der Kölner „Kantine“.
Foto: Martina Goyert

Sophie Ellis-Bextor erlebt zurzeit einen neuen Popularitätsschub. Auf den dazugehörigen, über 20 Jahre alten Hit sollte man sie trotzdem nicht reduzieren.

Die britische Sängerin Sophie Ellis-Bextor trat am Dienstagabend in Köln auf. Trotz ihres Welthits im Repertoire, lässt sie sich nicht auf diesen reduzieren.

Es gibt eine Szene in dem Film „Saltburn“, da tanzt die Figur des Oliver Quick nackt und ausgelassen durch die Hallen des „Drayton House“, das schlossartige Anwesen, im ländlichen England, in dem ein Großteil des Films spielt. Die Szene ist zwar nicht wichtig für die Handlung, aber sie ist einprägsam – und die Schlussszene. Und dieser Oliver Quick (gespielt von Barry Keoghan) tanzt nicht einfach so oder zu irgendwas, er tanzt zu „Murder on the Dancefloor“, einem Song der Sängerin Sophie Ellis-Bextor und vor fast 25 Jahren ein Riesenhit.

Sophie Ellis-Bextors erfährt seit dem Ende 2024 erschienen Film wieder mehr Aufmerksamkeit. Ihr Song feierte ein Comeback in den britischen Top 10, denn Szene und Lied haben ihren Weg auf TikTok gefunden, wie auch das Anwesen, das fortan von Scharen von Filmfans belagert wurde - sehr zum Missfallen des aktuellen Besitzers. 

Mehr als ein globaler Hit

Am Dienstagabend hatte sich in der Kölner „Kantine“ keinesfalls nur ein Publikum eingefunden, das in Verdacht stand, nur wegen eines Hypes dort zu sein. Und wer Sophie Ellis-Bextor auf diesen einen Song reduziert, tut der britischen Musikerin sowieso Unrecht. Acht Alben hat die Künstlerin bisher veröffentlicht, ihr neustes Werk im September 2025. Während der Corona-Pandemie streamte Ellis-Bextor Mini-Live-Konzerte aus ihrer Küche – „Kitchen Disco“ nannte sich das Instagram-Format, bei dem die Britin von ihren Söhnen begleitet wurde. Fünf hat sie mittlerweile. Sophie Ellis-Bextor war also nie weg, sie erlebt nun lediglich einen Popularitätsschub.

Sophie Ellis-Bextor bei ihrem Konzert in der Kölner Kantine am 30. September 2025. Foto: Kevin Goonewardena

Sophie Ellis-Bextor kommt für den letzten Song des Abends ins Publikum und singt „Don't Know What You've Got 'Til It's Gone“ ohne Mikrofon A-cappella.

Ellis-Bextor setzt auf altbewährtes

In der Kantine setzte Ellis-Bextor auf Neues und altbewährtes, der erste Teil ihres Sets bestand fast ausschließlich aus Songs ihres aktuellen Albums „Perimenopop“, einem großartigen Wortspiel aus Perimenopause und Pop(musik), dass ihre aktuelle Lebensphase widerspiegeln würde, wie die sie in einem Interview verriet, und nach Jahren wieder eine Rückkehr zu dem Disco-Pop darstellt, der sie einst berühmt gemacht hat. Und natürlich Stücken des Debüts „Read my Lips“, das das Who's who der damaligen Independent-Musikszene versammelt, Blur-Bassist Alex James etwa, den ehemaligen New Radicals-Sänger Gregg Alexander und die US-amerikanische Ikone Moby. Etwa „Music Gets the Best of Me“, „Relentless Love“ oder das Cher-Cover „Take Me Home“, in ihrer Version schon vor „Murder on the Dancefloor“ ein Hit.

Die Crowdpleaserin

Die Musikerin weiß, wie sie ihr Publikum auf ihre Seite bringt, schon nach dem zweiten Song verrät sie, dass sie sich immer ein wenig in den Städten umschauen würde, in denen sie und ihre Band spielen. In Köln, so habe sie erfahren, habe der Bau des Doms 600 Jahre gedauert und es gebe hier einen Dialekt, den man trinken könne, wie sie gelernt habe – das Publikum quittiert es mit Gejohle.

Die 46-Jährige weiß auch um ihre musikalischen Stärken und sie weiß, was das Publikum will – Experimente gibt es daher keine, dafür altbewährte Dance-/Disco-/Pop-Songs, vor allem aber Hits, Hits, Hits.Ihr Medley aus Modjos „Lady (Hear Me Tonight)“ / „Groovejet (If This Ain’t Love)“ von Spiller, REO Speedwagons „Can't Fight This Feeling“ und dem ABBA-Hit „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ versetzt den ganzen Saal in einen pulsierenden Club-Vibe und bringt das Publikum unweigerlich in die Zeiten zurück, in denen diese Stücke im Radio rauf und runter liefen.

Perfekter Dance-Pop

Sophie Ellis-Bextor tanzt dabei im silbernen Palettenrock oder goldener Glitzerjacke über die Bühne, das Medley stellt so etwas wie einen Break dar, seitdem hört das Publikum gar nicht mehr auf zu tanzen. Ellis-Bextor, deren Stimme perfekt zu den Dance-Klassikern passt – nicht ohne Grund übernimmt sie bei dem Charterfolg „Groovejet“ auch im Original die Vocals, ebenfalls bei dem Track „Ready for your Love“ des deutschen nicht-binären Dance-Produzenten Felix Jaehn, den sie ebenfalls spielt.

Ellis-Bextor weiß, dass der zweite Teil ihres Sets besteht fast nur noch aus Covern, auch Alcazar („Crying at the Disoteque“)  und Armin van Buuren nimmt sich die Britin vor, bevor die Show mit dem Hit endet, der ihr neue Popularität beschert hat. Im Zugabenblock taucht Ellis-Bextor plötzlich im Publikum aus und singt im Scheinwerferlicht, aber ohne Mikrofon, „Don't Know What You've Got 'Til It's Gone“ in einer a-cappella Version. Sicherlich der größte Moment der Show.