Suche nach Buhrow-NachfolgeAuch Georg Restle will WDR-Intendant werden

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Georg Restle lehnt an einer weißen Wand, er trägt ein blaues Sacko und ein blaues Hemd und lächelt in die Kamera.

Georg Restle, Redaktionsleiter und Moderator von „Monitor“, hat seinen Hut ebenfalls in den Ring geworfen.

Wer wird Nachfolger von Tom Buhrow? Viele Namen kursieren zurzeit, wir erklären, welche sechs Bewerber noch im Rennen sind.

Seit Tom Buhrow verkündet hat, Ende 2024 den Job als WDR-Intendant abzugeben, ist das Rätselraten groß: Wer wird die größte ARD-Anstalt ab 2025 in äußert bewegten Zeiten für die Öffentlich-Rechtlichen führen? Vergangene Woche endete die Bewerbungsfrist, am Freitag sondierte die Findungskommission nach Informationen dieser Zeitung das Feld möglicher Kandidatinnen und Kandidaten. Sechs von ihnen kommen in die engere Auswahl und sollen anhand eines Kritierienkatalogs näher begutachtet werden. 

Neben vielen Namen, die schon länger kursieren, erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus dem WDR, dass auch Georg Restle unter den Bewerbern für das wichtigste Amt im WDR ist. Restle ist seit 2012 Redaktionsleiter und Moderator des Magazins „Monitor“ und einer der bekanntesten Journalisten des Senders. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften volontierte Restle von 1994 bis 1996 beim WDR und blieb dem Sender danach treu. Er war seit 2000 Redakteur bei „Monitor“, später dann stellvertretender Redaktionsleiter. Von 2010 bis zu seiner Rückkehr nach Köln im Jahr 2012 arbeitete er als ARD-Korrespondent in Moskau. 

Restle scheut sich nicht davor, klar Stellung zu beziehen

Restle nahm 2020 stellvertretend für die gesamte Redaktion von „Monitor“ den Grimme-Preis in der Kategorie „Besondere Journalistische Leistung“ entgegen. Er gilt als meinungsstark und scheut sich nicht vor Auseinandersetzungen, weder bei Social Media noch intern. Restle ist dafür bekannt, die Dinge beim Namen zu nennen. Solche Mitarbeiter mit Ecken und Kanten sind in der Ära Buhrow nicht mehr besonders gern gesehen beim WDR, aber Restles Popularität hat ihn bisher immer geschützt. Dass er - manchmal auch wenig diplomatisch - Stellung bezieht, beschert ihm viele Fans, aber auch Gegner. Ob es ihm gelingen könnte, die Mehrheit des Rundfunkrats von sich zu überzeugen, ist daher fraglich, aber wenn dieser einen Journalisten mit Profil sucht, der den WDR sehr gut kennt, ist Restle sicher ein interessanter Kandidat.

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Neben Restle sind noch fünf weitere Bewerber im Rennen, die sich die Findungskommission näher anschauen wird. Am wenigsten überrascht dabei die Bewerbung von Jörg Schönenborn. Der Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung kennt das Haus wie nur wenige andere. Der 59-Jährige ist das, was man ein WDR-Urgestein nennt und für viele schon jetzt der heimliche Intendant. Er hat seine Karriere im Sender gemacht und sich zielstrebig nach oben gearbeitet.

Die einzige Frau, die noch im Rennen ist, ist Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau. Sie wurde der Öffentlichkeit vor allem als Übergangsintendantin des RBB bekannt, wo sie nach dem Skandal um Patricia Schlesinger die Scherben zusammenkehren musste. Vernau bringt sicher die Managementfähigkeiten mit, derer es für die Leitung des WDR dringend bedarf. Und sie kennt sich aus damit, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, was ihr helfen würde, schaut man auf all die Probleme, vor denen der WDR steht. Ob sie auch das Programm entscheidend prägen könnte, ist hingegen fraglich. 

Helge Fuhst, der jüngste Bewerber um den Chefposten, ist 40 Jahre alt

Ein neuer Kandidat und der Jüngste im Rennen um den Chefposten ist Helge Fuhst. Ebenfalls ein Gewächs der Öffentlich-Rechtlichen und ein Zögling von Tom Buhrow. Der 40 Jahre alte Fuhst war Buhrows persönlicher Referent in Köln und wechselte wenige Jahre später als Programmgeschäftsführer zu Phoenix. Im Oktober 2019 übernahm Fuhst den Posten des Zweiten Chefredakteurs bei ARD-aktuell. Er ist regelmäßig als Moderator der „Tagesthemen“ im Einsatz. Fuhst ist sehr gut vernetzt, im Umgang äußert gewinnend, aber dennoch zielstrebig. Welches journalistische Profil er dem WDR verpassen würde, ist aber schwer zu sagen.

Beworben hat sich nach Informationen dieser Zeitung auch Elmar Theveßen. Der 56-Jährige leitet seit 2019 das ZDF-Studio in Washington. Theveßen arbeitet schon sehr lange für das Zweite, ist also im öffentlich-rechtlichen System fest verankert, hat aber nicht die WDR-Innensicht wie Restle, Schönenborn, Vernau und Fuhst und dürfte es daher im Rundfunkrat schwer haben.

Der vermutlich unbekannteste Name auf der Liste der Bewerber ist Christian Vogg. Der 59-Jährige ist seit 1. Dezember 2021 als Chief Data Officer bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR tätig. Er kennt aber auch den WDR aus früheren Zeiten gut. Vogg war ab 2005 Referent des damaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen. Von 2012 bis 2015 arbeitete er als Radio- und Musikchef bei der Europäischen Rundfunkunion. 2016 ging er zum Schweizer Fernsehen. 2020 hatte er sich als Intendant des Bayerischen Rundfunks beworben, unterlag aber Katja Wildermuth.

Ein Name, der zurzeit in vielen Artikeln kursiert, ist hingegen vom Tisch. Die Programmdirektorin für das Erste, Christine Strobl, hat sich nach gar nicht erst auf die Stelle beworben, wie aus dem Umfeld des Rundfunkrats zu hören ist. Und auch die zwei Studenten aus dem WDR, die eine Bewerbung einreichten, haben wohl wenig Aussicht auf Erfolg. So bleiben also fünf Männer und eine Frau übrig, aus denen der Rundfunkrat einen geeigneten Kandidaten finden muss. Mit den besten Bewerbern sollen Anfang Juni Gespräche geführt werden, sodass bei der Sitzung des Rundfunkrats am 27. Juni aus einem dann verkleinerten Kreis drei Kandidaten zur Auswahl stehen werden. In dieser Sitzung will das Gremium den Nachfolger Tom Buhrows wählen. 

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