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Kabarettist Marius Jung über Rassismus und Wokeness„Es gibt keine Sprachpolizei“

Lesezeit 2 Minuten
Kabarettist Marius Jung trägt ein weißes Hemd und eine schwarze Anzugjacke und lehnt lächelnd an einer Mauer

Kabarettist Marius Jung war bei „Talk mit K“ zu Gast.

Im Podcast „Talk mit K“ spricht der Autor über tief sitzende rassistische Vorurteile in vielen Menschen und Wokeness, die nicht zielführend ist.

Der schwarze Kölner Kabarettist und Autor Marius Jung beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Rassismus. Obwohl das Thema so ernst ist, bleibt er dabei immer optimistisch und humorvoll. Sein neuestes Buch heißt „Wer wird denn da gleich schwarzsehen: Über deine Vorurteile. Und meine“.

In „Talk mit K“ erklärt Marius Jung, warum Sätze wie „Ich finde das nicht rassistisch“ oder „Ich habe das ja gar nicht rassistisch gemeint“ Unsinn sind: „Die Deutungshoheit für eine Benennung wird immer die benannte Person haben, alles andere ergibt keinen Sinn. Wenn mich jemand mit dem N-Wort bezeichnet und sagt, er oder sie meine das nicht so, hilft das nicht. Das ist und bleibt eine Beleidigung.“

Mit Wokeness tut sich der Kabarettist mitunter schwer

Der Kabarettist zeigt auf, woher Rassismus eigentlich kommt und wie tief er in unserer Gesellschaft noch immer verankert ist. „Xenophobie ergibt keinen Sinn mehr. Aber die Beurteilung von Menschen ist tief in uns verwurzelt.“ 

Jung wünscht sich deshalb, dass schwarze Menschen in Deutschland in vielfältigeren Kontexten gezeigt werden, als das aktuell der Fall ist. „Wenn ich „Brot für die Welt“- Plakate sehe, sehe ich süße, kleine, schwarze Kinder mit großen Augen. Ich sehe aber fast keine Bilder von schwarzen Professor:innen. Ich lese in der Schule keine Gedichte von afrikanischen Poet:innen. Diesen Zusammenhang stelle ich in meinem Hirn einfach nicht her. Wir nehmen das wahr, das stattfindet.“

Er spricht über Wokeness, die manchmal nicht zielführend ist, über die Restitution geraubter Kunstschätze und kulturelle Aneignung. Und er nimmt allen den Wind aus den Segeln, die behaupten, man wisse ja bald gar nicht mehr, was man denn noch sagen dürfe: „Ja, dabei ist die Antwort einfach: Alles darf gesagt werden, außer es ist justiziabel. Das N-Wort zum Beispiel ist keine direkte Beleidigung, jeder kann mich so benennen, ohne dafür strafrechtlich belangt zu werden. Von daher ist es eine unfassbar unsinnige Aussage. Und an Leute, die von einer Sprachpolizei reden: Ich habe sehr genau recherchiert, es gibt keine Sprachpolizei.“

Neue Folge jeden Donnerstag

Jeden Donnerstag um 7 Uhr gibt es eine neue Podcast-Folge „Talk mit K“, dem Talkformat des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie können ihn entweder hier oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort nach „Talk mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keins der künftigen Gespräche. Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier.

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