So wird der „Tatort“ aus GöttingenLindholm zwischen Feminismus und Rassismus

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Die Ermittlerinnen Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz sind sich uneinig, welcher Spur sie folgen sollten.

In Göttingen treibt ein Serientriebtäter sein Unwesen, er lauert Frauen an abgelegenen Orten auf und zwingt sie zu sexuellen Handlungen. Als ein Spaziergänger abends im Park dann die Leiche der zuvor sexuell missbrauchten Studentin Mira findet, scheint es als wäre der „Wikinger“, wie ihn die Öffentlichkeit nennt, noch einen Schritt weiter gegangen. Doch die Zeugenaussage des Mannes wirft bei Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) Fragen auf.

Uneinigkeit zwischen Lindholm und Schmitz

Der Spaziergänger hat vor seiner Entdeckung im Park einen Mann auf ein Fahrrad steigen sehen – nervös und verdächtig. Besagter Mann sei definitiv kein Europäer gewesen, vielleicht aus Syrien, Iran oder auch Nordafrika. Sowieso: „Das war ja auch keine europäische Tat.“ Der „Wikinger“ ist laut Beschreibungen aber europäisch. Lindholm und Schmitz müssen sich also entscheiden, verfolgen sie den bekannten Serientriebtäter oder vertrauen sie der fragwürdigen Aussage des Zeugen?

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Die Ermittlerinnen sind sich nicht einig. Lindholm erfährt bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Opfers, dass dieses in der Flüchtlingshilfe aktiv war und vermutet dort den Täter. Um Klarheit zu gewinnen, veranlasst sie eine Analyse der biogeografischen Herkunft und lässt die DNA vom Tatort nach Holland schicken, in Deutschland ist das verboten. Das Ergebnis: uneindeutig, aber auch nicht eindeutig europäisch. Für Lindholm Grund genug, einen Durchsuchungsbeschluss für einen der Flüchtlinge zu erwirken, mit dem das Opfer wohl viel Zeit verbracht hat. Gleichzeitig findet Schmitz Hinweise auf den „Wikinger“. Die Ermittlerinnen arbeiten in zwei völlig unterschiedliche Richtungen und Lindholm muss zunehmend mit ihren eigenen Vorurteilen kämpfen.

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„Die Rache an der Welt“ setzt sich mit großen Themen auseinander: Rassismus und Feminismus. Wo hört das eine auf, wo fängt das andere an? Diese Themen auch in der Fiktion zu verarbeiten ist wichtig, aber wenn dann auch richtig. Dieser „Tatort“ trieft leider immer wieder vor Stereotypen, bleibt an vielen Stellen zu flach und wenig überraschend. Weder Kameraarbeit noch Musik oder Drehbuch sorgen für besonders viel Spannung.

Der Ansatz stimmt, die Schwierigkeit von Ermittlern, einen Fall schnell lösen zu wollen und dabei unter dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit zu stehen, die schnell Rassismus ruft, wird gut herausgearbeitet. Aber am Ende des Abends wird den Zuschauern wahrscheinlich nicht viel hängen bleiben. Enttäuschend für Furtwänglers Jubiläumsfolge – sie ermittelt jetzt seit 20 Jahren als Charlotte Lindholm.

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