Rock-LegendeDiese 11 Lieder machen Tina Turner unsterblich

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Tina Turner hält im Februar 1985 einen Grammy Award nach oben.

Tina Turner hält im Februar 1985 einen ihrer 8 Grammys.

Die Musiklegende Tina Turner ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Wir erinnern an 11 ihrer schönsten Aufnahmen.

Tina Turner war eine Ikone der Musikwelt und hat Generationen von Künstlern inspiriert. Ihr Tod hinterlässt eine große Lücke im Showbusiness. Ob Rock, Pop oder R&B und Soul: Mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer energiegeladenen Bühnenpräsenz begeisterte sie seit den frühen 1960er Jahren Millionen von Fans auf der ganzen Welt. Sie war eine starke und mutige Frau, die viele Herausforderungen meisterte und sich als eine der erfolgreichsten Künstlerinnen aller Zeiten etablierte.

Wir erinnern an die einzigartige Karriere der Sängerin mit 11 ihrer besten Lieder.


The Best (1989, aus dem Album „Foreign Affair“)

Viele wissen bis heute nicht, dass es sich bei „The Best“ um eine Coverversion handelt. Das Original stammt von keiner Geringeren als Bonnie Tyler und wurde ein Jahr zuvor für das gefloppte Album „Hide Your Heart“ aufgenommen. Turner fügte etwas mehr Stimmkraft und eine neue Soft-Rock-Produktion hinzu – und es wurde einer ihrer charakteristischsten Songs und eine der prägenden Hymnen des Jahrzehnts. Die Art und Weise, wie sie ihre Stimme senkt, um „You're better than anyone, anyone I ever met“ zu singen, verursacht immer noch Gänsehaut.

Während die Single vor allem in Europa die Charts anführte, schaffte es „The Best“ in den USA nicht mal in die Top 10, ist aber auch dort heute einer ihrer bekanntesten Titel. Der Song wurde im Laufe der Jahre in zahlreichen Werbespots verwendet, unter anderem in einem Pepsi-Spot, in dem Turner selbst mitwirkte. Auch die australische Rugby-Liga wurde damit beworben.


We Don't Need Another Hero (Thunderdome) (1985, aus dem Soundtrack zu „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“)

Quietschende Gitarren, atmosphärische Synthesizer, ein Kinderchor: „We Don't Need Another Hero“ geht in Sachen Epik aufs Ganze. Der postapokalyptische Text ergibt zwar nicht viel Sinn, wenn man ihn vom „Mad Max“-Film trennt („All we want is life beyond Thunderdome“). Aber Turners wie immer beeindruckende Gesangsleistung lässt es irgendwie funktionieren.

Sie hatte auch eine der Hauptrollen im Film: Als teuflische Aunty Entity erhielt sie zwar gute Kritiken und viele Cineasten hofften auf weitere Filmrollen, aber Turner war danach nur noch in einer Cameo-Rolle im Actionflop „Last Action Hero“ zu sehen. „We Don't Need Another Hero“ blieb ihr einziger Nummer-eins-Hit in Deutschland.


GoldenEye (1995, aus dem Soundtrack zum James Bond-Film „GoldenEye“)

Keine Geringeren als Bono und The Edge von U2 schrieben das großartige Bond-Thema, nachdem die schwedische Pop-Band Ace of Base (!) abgelehnt worden war. Diese hatte zuvor ebenfalls ein Demo mit dem Titel „GoldenEye“ eingereicht (ein komplett anderes Lied).

In einer Zeit, in der Sängerinnen mit Mitte 50 in den Charts schon gerne mal durchgereicht wurden, feierte Tina Turner einen weiteren Welterfolg. Fast überall platzierte sie sich in den Top 10, nur in den USA floppte die Single. Der hohe, gutturale Ton, den Turner am Ende trifft, ist fantastisch.


Help! (1984, aus dem Album „Private Dancer“)

Eine ihrer am meisten unterschätzten Coverversionen, bei der man mehrmals hinhören muss, um das Original der Beatles zu erkennen. Tina Turner dreht das rhythmische Original der Beatles auf links und macht eine dramatische Ballade daraus. Gesanglich gibt sie alles – vor allem das Ende geht unter die Haut. So klingt gesungener Schmerz.

In ausgewählten Ländern erschien „Help!“ auch als Single, war unter anderem in den Benelux-Ländern ein Hit. 2009 beendete Turner nach 90 Gigs ihrer „Tina! 50th Anniversary“-Tour ihre große Bühnenkarriere in Sheffield. Als Gunstbeweis gehörte „Help!“ bis dahin stets zu ihrem Live-Repertoire.


Ike & Tina Turner - Proud Mary (1971, aus dem Album „Workin' Together“)

Ein weiteres Cover, das zur endgültigen Version wurde. Das Original von Creedence Clearwater Revival (1969) wirkt seltsam zurückhaltend im Vergleich zu Tina Turners rasanter Herangehensweise, komplett mit gesprochenem Intro: „Wir nehmen den Anfang des Songs und machen ihn einfach, dann machen wir das Ende grob“, schlägt sie vor, bevor sie genau das tut.

Turners Interpretation war so unvergesslich, dass der Komponist des Liedes, John Fogerty, befürchtete, die Welt würde vergessen, dass er jemals etwas damit zu tun hatte. Verdientermaßen erhielt Turner dafür einen Grammy. 1993 nahm Turner den Song noch einmal solo auf. Diese Version ist heute die meistgespielte.


Better Be Good to Me (1984, aus dem Album „Private Dancer“)

Obwohl der Song ursprünglich von der New Yorker Band Spider aufgenommen und 1981 veröffentlicht wurde, machte Turner ihn zu ihrem Markenzeichen, indem sie ihre Forderung nach Respekt mit weiblicher Rockstar-Attitüde und ihrer eigenen Geschichte von Kampf und Widerstand verband.

„Better Be Good to Me“ gab den emotionalen Ton für ihr glorreiches Comeback-Album „Private Dancer“ an und gewann 1985 einen Grammy für die beste weibliche Rockperformance. Natürlich gehörte auch diese Hymne bis zum Schluss zu ihrem Live-Repertoire.


Ike & Tina Turner - River Deep - Mountain High (1966, aus dem Album „River Deep - Mountain High“)

Der krönende Abschluss von Phil Spectors maximalistischem „Wall-of-Sound“ oder die verwirrende Sollbruchstelle, an der sein gewollt übertriebener Produktionsstil schließlich zu extrem für sein eigenes Wohl wurde? Niemand kann jedoch die Brillanz des Songs oder die unglaubliche Kraft von Tina Turners Stimme bestreiten. „Ich war völlig verschwitzt. Ich musste mein Hemd ausziehen und im BH singen“, sagte Turner später zum „Rolling Stone“.

Die Platte erreichte Platz 3 in Großbritannien, floppte aber in den USA. Die Radio-DJs meinten, es sei nicht schwarz genug für Rhythm and Blues und nicht weiß genug für Pop. Viele Jahre später wurde der Song, der längst seinen verdienten Klassikerstatus erreicht hatte, in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. Und natürlich darf auch die Coverversion von Céline Dion nicht unerwähnt bleiben, die die Kanadierin als Tina-Tribut bei etlichen Tourneen präsentierte.


What's Love Got to Do With It (1984, aus dem Album „Private Dancer“)

Liebhaber von Tina Turners rauen Werken aus den 60er und 70er Jahren tun sich verständlicherweise schwer mit ihrem späteren Schaffen: Es ist schwieriger, in der Musik, die sie zum Solo-Superstar gemacht hat, den Biss und den Soul zu finden, der sie berühmt gemacht hat. Aber auf „What's Love Got to Do With It“, einem Meisterwerk der Mainstream-Popmusik, das von Bucks Fizz und Cliff Richard gnädig abgelehnt wurde, ist er in jeder Sekunde zu hören.

Zwischen Synthesizer-Panflöten und einer flirrenden Pseudo-Reggae-Gitarre drückt Turners Stimme den Schmerz und ihre bittere Lebenserfahrung aus. Müde in den Strophen, trotzig im Refrain, lebt sie den Zynismus des Textes voll aus. Nicht umsonst wurde das Lied zu ihrer persönlichen Hymne, zum Titel ihres Biopics von 1993 und zu ihrem einzigen Nummer-eins-Hit in den USA.


Ike & Tina Turner - A Fool in Love (1960, aus dem Album „The Soul of Ike & Tina Turner“)

Ike hatte vielleicht den längeren musikalischen Stammbaum, aber von dem Moment an, als er seine zukünftige Frau kennenlernte, gab es kaum einen Zweifel daran, wer der Star der Show war.

Auf ihrer ersten Single klingt es fast so, als hätten die Aufnahmegeräte Mühe, die Kraft von Turners Stimme einzufangen. „A Fool in Love“ war der erste Hit des Duos und erreichte 1960 Platz 27 in den USA und Platz 2 in den R&B-Charts. Turner nahm das Lied 1993 noch einmal solo auf.


Ike & Tina Turner - Nutbush City Limits (1973, aus dem Album „Nutbush City Limits“)

Die fröhliche Melodie war eine nostalgische Erinnerung an Tina Turners Kindheit, in der sie viel Zeit mit dem Pflücken von Baumwolle verbracht hatte. „You go t'the field on week days - And have a picnic on Labor Day“, heißt es im Text. Drei Jahre nach der Veröffentlichung dieses Liedes verließ Tina Turner ihren Ehemann Ike, nachdem sie jahrelang unter seinen Misshandlungen gelitten hatte.

Der fette, komprimierte Gitarrensound und der sirenenhafte Synthesizer über einem extrem funkigen Clavinet und Bläsern lassen an den britischen Glam Rock jener Jahre denken. „Absolut sensationell“, urteilte ein zeitgenössischer Kritiker zu Recht. Der Song war ein riesiger Hit in Deutschland, erreichte Platz 2 der Charts. Jahrzehnte später folgte ein ziemlich überflüssiges House-Remake.


Private Dancer (1984, aus dem Album „Private Dancer“)

Der Titelsong ihres Comeback-Albums wurde zuerst von den Dire Straits aufgenommen. Er wurde von Mark Knopfler, dem Sänger der Band, geschrieben. Er entschied jedoch, dass der Song nicht für eine männliche Stimme geeignet sei. Turner sagte später in einem Interview, sie habe nicht gewusst, dass der Song von einer Sexarbeiterin handelt.

„Ich musste in meinem Leben noch nie so weit gehen“, schrieb sie in ihrer Autobiografie. „Aber ich glaube, die meisten von uns waren schon einmal in einer Situation, in der wir uns auf die eine oder andere Weise verkaufen mussten.“

In der Mitte des Stücks darf sich Turner zu der magischen Gitarrenarbeit von Jeff Beck austoben, aber ihre Kunst besteht darin, leise anzudeuten, dass die optimistischen Träume der Protagonistin von Reichtum und Liebe nicht in Erfüllung gehen werden. Eines ihrer Meisterstücke!

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