„phil.cologne“Philosophie-Festival in Köln startet zum siebten Mal

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Auch auf der „phil.cologne“ vertreten: Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen.

Köln – Die Denker kriegen die Krise. Zumindest aber werden die Philosophen vom 3. bis 9. Juni in Köln bei der phil.cologne über die drängenden Fragen der Welt diskutieren. Das mit international bekannten Philosophen besetzte Denkerfestival in Köln zählt zu den größten in Europa und findet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal statt – mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ als einen der Medienpartner.

„Ohne Scheuklappen“ und „mit der Direktheit eines Sokrates“ würden sich die Denker auf die drängendsten Fragen unserer Zeit stürzen, versprechen die Organisatoren aus dem phil.cologne-Team am Dienstag bei der Präsentation ihres Programms.

Eröffnung mit Robert Habeck

Schon bei der Eröffnungsveranstaltung mit dem Grünen-Chef Robert Habeck und dem Soziologen Harald Welzer (WDR Funkhaus, 3.6., 19.30 Uhr) geht es um die Frage, warum viele Menschen vor allem Zustände aus vergangenen Zeiten wieder instand setzen wollen, statt sich der offenen Zukunft mit Vertrauen zu stellen. „Alles könnte anders sein“, lautet der Titel des neuen Buches von Welzer, das sich einem optimistischen Denken verschrieben hat.

Und alles könnte sich zum Besseren wenden, glaubt der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel („Die Zeit“), der mit dem Soziologen Hartmut Rosa über die Hoffnung auf eine gute Welt diskutiert. Hilft es hierbei, ein religiöser Mensch zu sein? Möglich ist es ja, allerdings ist das gegenwärtige Zeitalter durch und durch säkular. Zuversicht, glauben beide, ist das Zauberwort für ein gelingendes Leben. Nur wer zuversichtlich auf sein Leben blickt, sieht die Möglichkeiten und kann die Gelegenheit beim Schopfe packen.

Rückgang an demokratischen Staaten

Wenn selbst ein marxistisch angehauchter Publizist wie Paul Mason an die Rettung glaubt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Mason machte mit dem Buch „Postkapitalismus“ auf sich aufmerksam. Allerdings sehen die Realitäten dann doch anders aus. Nahm zu Beginn der 90er Jahre die Zahl der Demokratien weltweit zu, so ist seit einigen Jahren ein ständiger Rückgang an demokratischen Staaten zu verzeichnen.

Die sozialen Entwicklungen sorgen dafür, dass immer mehr Menschen in die Arme von Populisten getrieben werden. Fake News, Angst vor der Zukunft und eine wachsende ökonomische Ungleichheit sorgen für eine größere Anfälligkeit der Menschen für einfache Thesen. Donald Trump, der Brexit und zahlreiche Wahlentscheidungen zugunsten rechter Populisten lassen grüßen.

Und viele sagen: ein Gespenst geht nicht nur in Europa um, sondern weltweit. Es trägt den Namen: Revolution! In der Biotechnologie werden immer mehr Grenzen eingerissen, die vormals als unantastbar galten.

Revolution, willkommen?

Und die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz lässt sogar die Frage aufkommen, ob die Menschheit als dominierendes Wesen auf dem Planeten bald seine beste Zeit hinter sich haben wird. Umsturzgefahr also! Die beiden Philosophen Eva von Redecker und Florian Grosser diskutieren (Altes Pfandhaus, 5. Juni, 18 Uhr) daher die Frage: Wem gelingt die nächste Revolution?

Dabei geht es natürlich auch um politische und soziale Anwärter auf eine neue Revolution und die Frage, was man unter dem Begriff der Revolution überhaupt zu verstehen hat. Umstürze gibt es aber bekanntlich auch in der Wissenschaft und auch in der Philosophie. So nannte Immanuel Kant sein Vorhaben in der Kritik der reinen Vernunft eine „Revolution der Denkungsart“.

Revolution, willkommen!, heißt es auch aus den Reihen der sogenannten Transhumanisten. Wie der Philosoph Friedrich Nietzsche den Übermenschen als Ziel der Menschheit fixiert hatte, so hoffen auch sie auf einen neuen Menschen. Dieser soll nun nicht mehr durch sozialistische Erziehung entstehen, sondern durch biologisch Veränderung, also Eingriffe in seine DNA sowie andere technologische Innovationspraktiken.

Über den Nutzen und Nachteil von Genkorrekturen zerbrechen sich Peter Dambrock und Reinhard Merkel (beide Mitglieder des Deutschen Ethikrates) den Kopf (4. Juni). Und der Bonner Philosoph Markus Gabriel denkt über die Frage nach: „Wie perfekt dürfen wir sein?“ (7. Juni).

Veranstaltungsprogramm für Schulklassen

Aber es ist nicht alles Politik. „Grundlegendes wird ebenso verhandelt wie Lebenspraktisches“, erklären die Veranstalter. Es gehe „von diffizilen Fragen nach dem ethisch angemessenen Handeln bis zur alten Frage nach dem Verhältnis von Körper und Geist“. Die Wirtschaftsordnung würde genauso beleuchtet wie unsere Kommunikationskultur oder die technologische Entwicklung. Es geht um Trauer, selbstbestimmtes Leben oder warum Liebe endet. Und über allem die Frage: Wie gelingt ein gutes Leben?

Zudem gibt es ein Veranstaltungsprogramm für Schulklassen „Klasse denken“, das in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung realisiert wird. Hier nähern sich Kinder und Jugendliche den philosophischen Fragen an. Auf die Kölner wartet also wieder ein Programm, das vielfältige philosophische Denkansätze in sich schließt. Mitdenken ist zwingend erwünscht! 

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