„Tagesschau“-Bericht zu ButschaScharfe Kritik an Aussagen von WDR-Journalist Restle

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Georg Restle DPA 04022

WDR-Journalist Georg Restle.

Kiew – Scharfe Kritik an einem „Tagesschau“-Bericht aus der Ukraine: Dem WDR-Journalisten und „Monitor“-Moderator Georg Restle wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Kiewer Vorort Butscha die Unwahrheit gesagt zu haben. Restle hatte am Sonntagabend während einer Schalte behauptet, dass Journalisten keinen Zutritt zum Ort hätten.

Die „Tagesschau“ hatte allerdings wenige Augenblicke zuvor einen Beitrag mit Bildern aus Butscha gezeigt. Dort hatten russische Soldaten mutmaßlich Gräueltaten und Kriegsverbrechen begangen, unter anderem fanden ukrainische Truppen bei ihrer Ankunft in der Stadt zahlreiche Leichen auf offener Straße vor, außerdem berichten Einwohner von Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Die Bilder beweisen: Es waren sehr wohl Journalisten am Sonntag in Butscha.

„Tagesschau“: Georg Restle rudert nach Kritik zu Butscha zurück

Restle ruderte nach Kritik an seiner Aussage zurück, erklärte auf Twitter in einer Klarstellung: „Die Orte um Kiew sind zu Sperrzonen bis zum 05.04 erklärt worden. Journalisten dürfen diese Orte bis dahin nicht betreten: Richtig ist, dass einige es offensichtlich dennoch getan haben. Hätte ich heute in der 'Tagesschau' klarer formulieren sollen.“

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Unter den Journalisten im Kiewer Vorort war auch der stellvertretende Chefredakteur der „Bild“, Paul Ronzheimer. „Das („getan“) klingt wiederum so, als sei es fast kriminell gewesen, dorthin zu fahren und von dort zu berichten. Dabei sind mehr als ein Dutzend Reporter ganz offiziell mit der ukrainischen Armee rein. Sperrzone?! So zu tun als sei es geschlossen hilft alleine der russischen Propaganda“, warf Ronzheimer Restle vor.

„Tageschau“ kam wohl zu spät für Berichterstattung aus Butscha

Auch der Journalist Enno Lenze kritisierte Restles Klarstellung: „Die Aussage, man könnte als Journalist nicht hin, ist falsch. Ihr kamt zu spät und habt daher den Moment verpasst, die Absprachen zu treffen. Das ist ok, es gibt gute Gründe, so ein Gebiet vorerst zu meiden. Aber wir (Dutzende) waren hier und wir waren vor Ort.“

Restle selbst äußerte sich nach seiner Klarstellung nicht mehr, allerdings bestätigte die ukrainische Armee, dass Journalisten unter Aufsicht in die Vororte gelassen wurden. Auch der „Spiegel“ und der US-Sender „CNN“ berichteten aus den zerstörten Kiewer Vororten.

Der WDR teilte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit: „Georg Restle hat sich in seinem Aufsager für die Tagesschau am Sonntag um 20 Uhr auf Aussagen des ukrainischen Verteidigungsministeriums berufen. Demnach galt für Sonntag und gilt für den heutigen Montag eine Sperrzone („curfew“) für die befreiten Orte um Kiew.“ Für den Dienstag plane das ukrainische Verteidigungsministerium einen Termin für Journalisten, an dem auch das Team um Restle plant teilzunehmen.

„Mit dem Wissen, dass für manche Journalisten bereits gestern ein Zugang möglich war, hätte Georg Restle in der gestrigen Tagesschau anders und präziser formuliert“, so die Erklärung weiter.

Zum Inhalt des Aufsagers sagt Georg Restle: „Ich lege großen Wert darauf, so präzise und unmissverständlich wie möglich zu formulieren. Insoweit ärgere ich mich selbst am meisten darüber, dass hier Missverständnisse entstanden sind. Dies war nicht meine Absicht. Für die Arbeit der Kollegen und Kolleginnen, die hier mit uns zum Teil seit Wochen vor Ort sind, habe ich größten Respekt.“(shh)

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