Anderer Leute Träume

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Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, ist Lyriker, Übersetzer, Essayist, Kritiker – und der Kurator der Poetica 6, des Kölner Festivals der Weltliteratur. Er studierte Anglistik in Hamburg, Dublin und Berlin und war mit Thomas Girst Herausgeber der Lyrikschachtel „Die Außenseite des Elements“. Sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“ erschien 2001, es folgten weitere Lyrikbände. Mit seinen „Regentonnenvariationen“ bekam 2014 erstmals ein Lyriktitel den Preis der Leipziger Buchmesse. Im Rahmen der Poetica trat der Autor am Freitag mit Kollegen im Alten Pfandhaus auf. Am heutigen Samstag endet das Festival mit einer Szenischen Installation („Anderer Leute Träume“) der Autoren im Schauspiel Köln, Depot 2 . Beginn ist um 20 Uhr. (ksta)

POETICA: JAN WAGNER

kriegerdenkmäler eines in jedem dorf, ein schweres lot, ein anker vor der kirche, hinterm markt, in ihrer stummen immobilität kaum sichtbar, fast vergessen, unbemerkt; hockten in ihrem tiefparterre, in jedem erdloch von tag, kälter als kröten – in ihrer nähe sank die temperatur um mehrere dekaden auf neunzehnhundertvierzehn oder –achtzehn, selbst wenn ein haufen von vandalen vorüberradelte, die nackten zehen blinzelnd in den sandalen, selbst wenn sich frühlinge verschütteten, die liebenden ganze sommer verträumten. sie standen, stiegen auf aus ihren schatten, verschlossen, fremd, wie hügel von termiten. bei unserem begann die rodelstrecke, die einen bis zum fluß hinunter trug, mein vetter schnupfte maisstärke, nur für den kick, wie er uns anvertraute. und so warm sang nina wriggers mir dort xanadu ins ohr, daß ich erschauerte. infam, so später tante mia; eine schande.

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