Eine geheimnisvolle Schwermut

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Das Gürzenich-Orchester erkundet mit seinem langjährigen Gastdirigenten Dmitrij Kitajenko weiterhin russische Musik, jetzt speziell das Werk von Alexander Skrjabin. So bot das jüngste Philharmoniekonzert drei kontrastreiche Facetten vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Sergej Prokofjew griff 1916/17 trotz Kriegs- und Revolutionszeiten in seiner „Klassischen Sinfonie“ ungeniert und mit Witz auf die Tonsprache von Joseph Haydn zurück. Kitajenko ließ das Stück transparent spielen, sauber wie eine Perlenstickerei, allerdings mit einem seltsamem Hang zur Akkuratesse.

Skrjabins frühes Klavierkonzert (1896) zeigt indessen eine Verehrung für Chopin und Wagner. Der Meisterpianist Gerhard Oppitz bot das anspruchsvolle Solo superb. Auch war er sich mit dem Orchester und Kitajenko einig, dass das spätromantische Werk glasklares Spiel verträgt, mit sanft elegischen Passagen und heiteren Lichtblicken. Skrjabins 2. Sinfonie (1901) ließ Kitajenko viel Zeit zum Atmen. Ihren dauernden Wechseln von ruhevollen Momenten und Wellen heftiger Erregung wurden Orchester und Solisten (Flöten, Solo-Violine, Klarinette) glänzend gerecht. So strahlte etwa der pastorale Mittelsatz mit Naturlauten, die eine geheimnisvolle Schwermut umgeben. Im Finale trumpften die Blechbläser auf. In der Matinee erhielten das Gürzenich-Orchester und Kitajenko erneut eine Auszeichnung, diesmal für ihre Einspielung von Sibelius’ 2. Sinfonie. Die Geehrten dankten auch einander für die gute Zusammenarbeit in nunmehr 33 Jahren. (MK) Weitere Aufführungen: 28. und 29.10, 20 Uhr, Philharmonie.

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