FilmIn der Fremde

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Bill Evans

Bill Evans

  • Christoph Felder begleitete den Saxofonisten Bill Evans und dessen Band auf einer Tournee durch die russische Provinz

Einen ungewöhnlichen Emissär schickte die amerikanische Botschaft in Moskau 2015 auf große Russland-Reise, nämlich den Saxofonisten und Bandleader Bill Evans. Der macht seit vielen Jahren schon durch melodiösen Jazz mit Anflügen von Soul und Rock von sich reden, und er ergriff mit seinen Mitstreitern Mitch Stein, Murali Coryell, Joel Rosenblatt und Dave Anderson nur zu gern die Gelegenheit, Russland jenseits der großen Zentren mit seiner Musik zu besuchen: Von Moskau aus ging es in die Wolga-Region, anschließend in den Ural und von dort aus zum Baikal-See und nach Sibirien. Ein Trip von Ausmaßen, die so gewaltig waren wie das Land selbst, und einer, der es wert war, mit der Kamera dokumentiert zu werden.

Diese Aufgabe übernahm Christoph Felder, im Bergischen Land ansässiger Filmemacher aus Köln, der 2012 den Schriftsteller Jürgen Becker porträtierte ("In der Hölle des Schweigens") und auch den Glaskünstler Fritz Hans Lauten filmisch gewürdigt hat ("Ruf die Presse, es ist Frühling"). Sein Dokumentarfilm zur Evans-Tour, "Im Groove", zeichnet ein zweifaches Bild: das des mit zahlreichen Talenten gesegneten Bill Evans, den schon die Jazz-Ikone Miles Davis in höchsten Tönen gefeiert hat, der aber auch im Bläsersatz der Rolling Stones gespielt hat - und das des Landes, welches die Band mal mit der Transsibirischen Eisenbahn, mal mit dem Flieger und auch mit einem klapprigen Lada bereist. Felder hat seinen Film unabhängig, also ohne jegliche öffentlichen Mittel auf die Beine gestellt. Dass dies hohes Engagement voraussetzt, sieht man "Im Groove" an: Der Filmemacher weicht den Musikern kaum von der Seite, auch in seiner amerikanischen Heimat hat er Evans besucht. Konzertausschnitte lassen die Musik des Saxofonisten lebendig werden, der sein "Soulgrass"-Projekt auch schon im Rheinland vorgestellt hat. Was soll man sagen: Auch den Russen gefällt's.

Sie strömen von weither, um die Musik des unbekannten Mannes aus der Fremde zu hören. Alt und Jung versammelt sich, und im Zeichen des Groove kommt es zu einer russisch-amerikanischen Freundschaft der besonderen Art. Alle sind davon berührt, die Menschen im Publikum ebenso wie die Musiker, und so ist Felders Film weit mehr als eine Reisedokumentation oder ein Musikfilm - er ist das Zeugnis einer Begegnung, zu der es vielleicht nur kommen kann, wenn sie im Medium von Kunst und Kultur stattfindet.

Im Kölner Odeon-Kino feiert "Im Groove" am Sonntag um 11.30 Uhr Premiere.

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