Kindertag-AktionAmazon will 1 Million Bücher an Kinder verschenken und erntet Kritik

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Kind mit Buch

Laut Stiftung Lesen und Amazon sollen insbesondere die Familien fürs Vorlesen begeistert werden, bei denen Lesen noch nicht zum festen Bestandteil des Alltags gehört.

Frankfurt – Zum Weltkindertag am 20. September wollen die Stiftung Lesen und der Internethändler Amazon eine Million Märchenbücher verschenken. Verteilt werden soll das eigens zusammengestellte Buch mit elf Märchen der Gebrüder Grimm und fünf neu geschriebenen Geschichten von den Buchhandelsketten Thalia und Hugendubel.

Die Aktion sorgt in der Buchbranche für Ärger und heftige Debatten, aber auch für Zustimmung, wie eine am Mittwoch online veröffentlichte Umfrage von boersenblatt.net zeigt.

Stiftung Lesen und Amazon zufolge ist es das Ziel, insbesondere solche Familien fürs Vorlesen zu begeistern, bei denen Lesen noch nicht zum festen Bestandteil des Alltags gehört. Seit Anfang des Jahres ist Amazon ebenso wie Thalia und Hugendubel Mitglied im Stifterrat der Stiftung Lesen.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kündigte an, seine Mitgliedschaft im Stifterrat der Stiftung Lesen zu überdenken. „Diese Aktion ist nicht die erste der Stiftung Lesen, bei der große Teile des Buchhandels und damit zentrale Akteure der Leseförderung nicht beteiligt sind“, erklärte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis.

„Marketing-Maßnahme für Amazon“

„Was nach außen als sympathische Aktion im Sinne der Leseförderung daherkommt, ist in Wirklichkeit eine Marketing-Maßnahme für Amazon und damit Teil seiner Strategie, einziger Intermediär zwischen Autor und Leser zu werden“, fügte er hinzu. Solche Aktionen, bei denen zudem der komplette unabhängige Buchhandel ausgeschlossen sei, dienten nicht dazu, „einen Buchmarkt, der für Qualität und Vielfalt steht, zu fördern - sie schaden ihm“.

Von einem „harten Schlag ins Gesicht der Buchbranche“ sprach auch der Geschäftsleiter der Deutschen Bibelgesellschaft, Folkert Roggenkamp. „Allen daran beteiligten Unternehmen, Buchhandelsfilialisten wie Verlage, die diese Aktion abgenickt haben, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben. Denn sie fällen gerade den Baum, auf dem sie so gemütlich sitzen.“

Zustimmung für die Aktion

Zustimmung zur Aktion signalisierte dagegen die Vorsitzende des Arbeitskreises der Kinder- und Jugendbuchverlage, Renate Reichstein. „Warum soll eine Aktion zur Leseförderung gleich schlecht sein, bloß weil da Amazon draufsteht?“, fragte sie. Kein Verlag werde bevorteilt, weil die Märchen der Brüder Grimm gemeinfrei seien. Das Wesentliche sei: „Es dürfte Leute geben, die zum ersten Mal in ihrem Leben durch diese Aktion überhaupt ein Buch in die Hand bekommen.“ (kna)

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