Nachruf auf Klaus BednarzGesicht und Stimme eines kritischen Journalismus

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Klaus Bednarz, 1991 im Monitor-Studio

Klaus Bednarz, 1991 im Monitor-Studio

Klaus Bednarz war eine Institution. Er war Gesicht und Stimme eines kritischen und engagierten Journalismus, eine prägende Gestalt des WDR im Besonderen und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Allgemeinen. Ein Fernseh-Journalist wie es ihn heute nicht mehr gibt. Denn vorbei sind die Zeiten, da einer mit einem Magazin wie „Monitor“ Woche für Woche die Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Sendung wurde gesehen von denen, die die kritische Berichterstattung schätzten, und von denen, die sich ein weiteres Mal über Ton und Thema aufregen wollten. In dieser Hinsicht glich die tendenziell linke  „Monitor“-Sendung  dem entschieden rechten „ZDF-Magazin“ unter Gerhard Löwenthal – der freilich entschieden schärfer polarisierte. 

Anlässlich seines Todes ändert Phoenix sein Programm und zeigt vier Reisereportagen von Klaus Bednarz. Am Mittwoch erscheinen die Dokumentationen "Das Kreuz des Nordens - Reise durch Karelien - Vom Onega-See zum Polarkreis" (ab 16 Uhr) und "Das Kreuz des Nordens - Reise durch Karelien - Das Grenzland" (16.45 Uhr).  Am Donnerstag zeigt Phoenix "Reise durch Ostpreußen - Ermland und Masuren" (0.45 Uhr) und "Reise durch Ostpreußen - Königsberg und Kurische Nehrung" (1.30 Uhr). (red)

Es waren die goldenen Zeiten des Fernseh-Magazinismus, die Klaus Bednarz von 1983 bis 2001 mit Leidenschaft mitgestaltet hat. Jeden Versuch, an Etat oder Sendezeit zu rühren,  konterte Bednarz mit allem,  auch öffentlich vorgetragenem Widerspruch, zu dem er fähig war. Und er war zu einigem fähig. Wovon auch seine Mitstreiter in der Redaktion zu berichten wussten, denen er viel abverlangte, wie es heißt.  Für den Biss, den das Magazin unter seiner Leitung hatte, musste intensiv gearbeitet werden. Es gab  gewiss bequemere Redaktionsleiter als ihn.

Wie vertraut  die Öffentlichkeit mit den Auftritten des Moderators war, lässt sich auch daran festmachen, dass sie Anlass boten für manche Parodie. Über die Bednarz selber lachen konnte. Denn markant waren seine irgendwie eckigen Moderationen allemal – der leicht schräg gestellte Kopf, das Klimpern der Wimpern, das  Stakkato seines Vortrags, der Pullover. Geschmeidig sah das alles nicht aus. Aber darum ging es ihm nicht. Was zählte, war der nächste Misstand, der anzuprangern war.

Bednarz war einer der besten Köpfe des WDR

Vor der „Monitor“-Phase  hatte Bednarz, 1942 in Falkensee bei Berlin geboren, für die ARD aus dem kommunistischen Osten berichtet. Er war der   erste Fernsehkorrespondent der ARD  in Warschau (1971–1977). Als er dort begann, sagte er einmal im Gespräch, habe man immer noch die  Bürde des Krieges gespürt: „Meine damalige Frau und ich haben schon nach kurzer Zeit vermieden, in der Öffentlichkeit deutsch zu sprechen.“ Dann das: „Aber gerade diejenigen, die am meisten gelitten hatten, also polnische Juden oder Widerstandskämpfer, sind auf mich zugekommen und haben mir Brücken gebaut. Das hat mich tief beeindruckt.“

Anschließend berichtete er aus Moskau (1977–1982), wo er einst eine Weile studiert hatte.   Gegen Ende seiner sowjetischen Dienstzeit suchte der WDR einen Nachfolger für Ernst Huberty in der Sport-Redaktion. Bednarz hob den Finger. Doch Friedrich-Wilhelm von Sell, der damalige Intendant, hielt dies für einen Scherz. Dabei hatte Bednarz die Bewerbung ernst gemeint. So  folgte in seiner Karriere eben „Monitor“ statt „Sportschau“.

Für  seine Reisereportagen kehrte er mehrfach zurück nach Osteuropa, zumal zum Ende der Berufsjahre und nicht zuletzt an den Baikalsee. Diese Reportagen richteten den Blick nicht nur auf die politischen Verhältnisse, sondern auch auf die kulturellen Reichtümer der Region. Denn das war Bednarz auch noch – ein Mann, der die Bücher und das Theater liebte. Mit einer Dissertation über den russischen Schriftsteller Anton Tschechow wurde er 1966 an der Universität Wien promoviert. Auch war er Gesprächspartner von Heinrich Böll und Lew Kopelew, die ihn mit Geist und Haltung beeindruckten.

Bednarz war einer der besten Köpfe des WDR, dort großgeworden zu einer Zeit, als  der Auftrag zu Bildung und Information ernster genommen wurde als heute. Und als der Kölner Sender innerhalb der ARD  noch den Ton angab.  Woran auch Bednarz seinen Anteil hatte.  Einschlägige Preise gab es dafür in großer Zahl.

Nun ist Klaus Bednarz nach langer Krankheit  gestorben, am Dienstag im Alter von 72 Jahren in Schwerin .

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