Poetica 4Die Macht des Sichabwendens

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  • Ein Text und Foto von Teju Cole, der Gast des Kölner Festivals für Weltliteratur ist

Teju Cole, der in dieser Woche einer der vielen Gäste des Literaturfestivals Poetica in Köln ist, handelt in dem hier abgedruckten Text und Foto von einem Besuch am Gedenkort für die Opfer des Anschlags auf das World Trade Center in New York. Cole, 1975 geboren, ist ein nigerianisch-amerikanischer Fotograf, Schriftsteller und Kunsthistoriker. Er studierte Medizin und Kunstgeschichte. 2007 erschien "Every Day Is for the Thief" ("Jeder Tag gehört dem Dieb", Hanser 2015) - die Druckversion eines Blogs von ihm. 2011 folgte "Open City" (Suhrkamp 2012), 2016 die Essaykollektion "Known and Strange Things" ("Vertraute Dinge, Fremde Dinge", Hanser 2016). Seit 2011 unterrichtet Cole als "Distinguished Writer in Residence" am Bard College in New York. Zuletzt erschien von ihm "Blind Spot" (2017). (ksta)

Teju Cole tritt an diesem Dienstag, 23.1. 2018, um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Köln auf. In der Veranstaltung "Die Kunst der Verwandlung I" sind außerdem dabei: Bei Dao, Kim Hyesoon und Barbara Köhler.

New York City Da bin ich zum letzten Mal am 9. September 2011 hinein spaziert. Seitdem bin ich oft in der Nähe vorbeikommen - in Taxis auf der West Street, zu Fuß auf Greenwich Street, an der Trinity Church vorbei - war aber unfähig oder unwillig, in den Bezirk einzutreten. Dreizehn Jahre vergehen. Schließlich, im Mai 2015, kehre ich endlich zurück, die Kamera als Maske. Die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit zu einer einzigen Wirklichkeit. Maler wie Hammershøj und Vermeer kennen die Macht dieser Geste: Man wendet sich ab, um zu zeigen, was anders nicht gezeigt werden kann. Der Sinn im Sichabwenden. Die Macht einer Geste, die spricht, ohne angesprochen zu werden.

Teju Cole

Teju Cole

Übersetzt ins Deutsche von Heinrich Detering

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