Von wegen „nichts für Frauen“

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Manchmal entfährt ihnen nur ein Seufzen, ein sprachloses Aufstöhnen angesichts der Hartnäckigkeit, mit der sich die DFB-Männer gegen Frauenfußball wehrten. Schon Sepp Herberger hatte klargestellt: Das ist kein Sport für „die Damen“. Oder für die „Mädchen“, wie seine Mitstreiter gern sagten – zu leistungsbetont, zu gefährlich. Fußball sei schließlich eine Kampfsportart, da könnte die Brust bei der Ballannahme Schaden nehmen.

Die Spielerinnen der Sport- und Spielgemeinschaft (SSG) 09 Bergisch Gladbach ließen sich von derlei Einwänden nicht beirren. Hervorgegangen aus einer Thekenmannschaft, war ihr Verein auf bundesdeutscher Ebene eine echte Bank, was Titel, aber auch was die Förderung des Frauenfußballs im Bewusstsein der 70er und 80er Jahre anging. In Ermangelung einer von den DFB-Herren verhinderten Nationalmannschaft, reiste die SSG 09 im Jahr 1981 zur ersten inoffiziellen Frauenfußball-WM nach Taiwan. „Das Wunder von Taipeh“ hat John David Seidler seinen nicht minder wundervollen Dokumentarfilm genannt, der am heutigen Freitag das Festival „Stranger than Fiction“ in Köln eröffnet.

Wie in den Vorjahren, zieht das Festival auch mit seiner 22. Ausgabe als eine Art Wanderzirkus durch NRW. Es gibt Filme mit einem starken Bezug zum Bundesland selbst, so wie Seidlers Hommage an die Fußballfrauen aus Bergisch Gladbach, zu denen er aufwendig historisches Material gesammelt hat, das sie aus heutiger Perspektive noch einmal höchst amüsant kommentieren. Eine zweite Sektion bietet internationale Dokumentarfilme, zu denen Johannes Holtzhausens „The Royal Train“ zählt. Darin erzählt der Autor die Geschichte der untergegangenen rumänischen Monarchie anhand eines ihrer liebsten Repräsentationsobjekte, dem Königszug, mit dem die übrig gebliebene Prinzessin Margareta noch einmal „ihr“ Land bereist. (F.O.) Eröffnung von „Stranger than Fiction“ am Freitag, 20 Uhr, im Filmforum NRW mit „Das Wunder von Taipeh“ von John David Seidler. www.strangerthanfiction-nrw.de

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