Wenig Unterstützung für Tom Buhrow

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Das offizielle Statement zur außerordentlichen Redakteursversammlung über die „Umweltsau“-Debatte und ihre Folgen, die am Dienstagnachmittag im Kleinen Sendesaal des WDR stattfand, fiel äußerst dürftig aus. „Es war ein offener, kritischer und konstruktiver Austausch, der mit Blick nach vorne weiter fortgesetzt wird“, teilte die Pressestelle mit. Intendant Tom Buhrow und seiner Geschäftsleitung sei es wichtig, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen transparent Rede und Antwort zu stehen. Die WDR-Führung würde wohl am liebsten gar nicht mehr über das Thema reden, für ein Interview stehe Buhrow zurzeit nicht zur Verfügung, hieß es aus der Pressestelle. Alle Fragen seien im Lauf der Debatte bereits beantwortet worden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR haben allerdings noch großen Redebedarf, wie die Versammlung deutlich machte. Der Kleine Sendesaal sei bis zum Anschlag gefüllt gewesen, wie Teilnehmer der nichtöffentlichen Veranstaltung berichteten. Mehrere Hundert Menschen waren gekommen. Zudem wurde die Debatte per Audio-Livestream im Intranet übertragen. Die Stimmung sei aufgeheizt und häufig emotional gewesen.

Es habe wenig Zuspruch für Buhrow, die übrigen Direktoren und WDR-2-Programmchef Jochen Rausch gegeben. Viele WDR-Mitarbeiter bekräftigten den schon von der Redakteursvertretung geäußerten Vorwurf, Buhrow habe seinen Kollegen die nötige Rückendeckung verwehrt.

WDR-Intendant Tom Buhrow

WDR-Intendant Tom Buhrow

Seine schnelle Distanzierung vom „Umweltsau“-Lied habe viele verunsichert. Für diese Mitarbeiter stelle sich die Frage, ob man sich künftig überhaupt noch an eine Satire heranwagen könne.

Buhrow betonte den Angaben zufolge, dass alle unbedingt so weitermachen sollten wie bisher, es habe sich nichts geändert und es dürfe und solle weiter experimentiert werden. Die Senderspitze habe auch darauf verwiesen, dass man das „Umweltsau“-Video zum Schutz der Kinder von der Seite genommen habe. Diese Argumentation führte den Berichten zufolge auch Jochen Rausch an. Man habe die Kinder schützen wollen. Er habe mehrfach von „Kindesmissbrauch“ gesprochen.

Der Tenor der meisten Wortmeldungen sei gewesen, dass Buhrow vorschnell eingeknickt und das Krisenmanagement schlecht gewesen sei. „Und er hat die Frage, wofür genau er sich entschuldigt hat, bis zum Schluss nicht beantworten können“, so ein Mitarbeiter aus dem Hörfunk. Der Intendant habe zudem die laufenden Beitragsverhandlungen ins Feld geführt. Man dürfe die dem Haus wohlgesinnten Beitragszahler nicht verprellen. Diese Verknüpfung hätte viele Kollegen irritiert.

Auch Thema im Landtag

Den in der Versammlung diskutierten Vorwurf, rechten Aktivisten in die Hände gespielt zu haben, die die Empörung im Internet großenteils künstlich erzeugt hätten, wies der WDR auf Anfrage nach der Veranstaltung erneut zurück. „Offensichtlich gab es im Netz auch Mechanismen systematischer rechter Agitation und Hetze. Daneben gab es aber auch Kritik von WDR-Hörerinnen und Hörern, die den WDR über verschiedene Kanäle erreichte – nicht nur über soziale Medien, sondern auch per Mail und telefonisch“. so eine Sprecherin.

Bei der Versammlung wurde auch über die Frage gesprochen, ob der öffentlich-rechtliche Sender auch seine freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausreichend schütze. „Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die in diesem Kontext der Diskussion bedroht wurden, hat der WDR Schutz angeboten“, so die Pressestelle zu diesem Thema. Ein möglicher Rücktritt des Intendanten, den rund 50 Comedy-Autoren in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief gefordert hatten, war hingegen kein Thema der Debatte.

Der Meinungsstreit über das „Umweltsau“-Lied beschäftigt am kommenden Donnerstag den nordrhein-westfälischen Landtag. Auf Antrag der AfD-Opposition setzt der Kultur- und Medienausschuss das Thema unter dem Titel „WDR-Kinderchor-Skandal“ auf seine Tagesordnung.

Auch die Grünen beantragten eine „Dringliche Frage“ für die Sitzung. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Arndt Klocke sagte, man habe sich vor dem Hintergrund der aktuell breit und kontrovers geführten öffentlichen Debatte zu dem WDR-Chorstück „Oma Umweltsau“ zu diesem Schritt entschieden. Die AfD verlangt von der Landesregierung einen Bericht zu ihrer Frage, was Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) „gegen die Spaltung der Gesellschaft“ unternehme. Wie die Staatskanzlei am Dienstag mitteilte, wird der Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, für die Landesregierung an der Sitzung teilnehmen. (mit dpa)

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