LeserbriefeWie lange müssen wir „Nerventerror“ bei Schultests noch aushalten?

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Ein Lolli-Test wird in der Schule gemacht (Illustration).

NRW schränkt Lolli-Tests ein – PCR-Verfahren an Grundschulen wegen überlasteter Labore teilweise ausgesetzt (26.1.)

Hoffen auf die nächsten 48 Stunden „Normalität“

Montag 19:24 Uhr, ich bin beim Sportkurs im Fitnessstudio, die einzige Freizeitaktivität, die ich noch wahrnehme und die mir heilig ist. Ich bin unruhig. Beide Pooltestergebnisse der Kinder – eins Kita, eins Grundschule – stehen noch aus. Mehrfach unterbreche ich den Kurs, um einen kurzen Blick auf Smartwatch oder Handy zu werfen. Nichts. 

Dreimal waren die Pools seit dem Schulbeginn nach den Weihnachtsferien positiv, zweimal in der Schule, einmal in der Kita. Ich bin unkonzentriert, angespannt. Nach dem Kurs: Immer noch nichts. Ich fahre nach Hause, zwinge mich, bis 23 Uhr wach zu bleiben, obwohl ich komplett erschöpft bin von diesen Wochen, eigentlich von den letzten zwei Jahren.

In der Hoffnung, vor dem Einschlafen zu wissen, ob wir morgen arbeiten können, wer zu Hause bleiben muss, wie viele Testnachweise wir für welches Kind in den nächsten Tagen erbringen müssen, obwohl wir eigentlich beide berufstätig sind oder ob es uns getroffen hat. Fast schon hoffe ich es in diesen Tagen, damit endlich diese permanente Bedrohung von uns genommen wird.

Die Einschläge kommen näher, der beste Freund des Sohnes, mehrere Klassenkameraden der Tochter, zahlreiche Freunde von uns Erwachsenen. Wie lange müssen wir diesen Nerventerror noch aushalten? 23:15 Uhr, immer noch nichts. Wir gehen ins Bett. Komplett gerädert stehe ich auf, als der Wecker klingelt. Der erste Griff zum Handy: beide Pools sind negativ. 48 Stunden „Normalität“ stehen uns bevor, ich atme auf. Den ersten Satz der Großen höre ich noch übers Babyphone: „Darf ich heute in die Schule?“ Ich wische mir die Tränen ab und radle Richtung S-Bahn. Karoline Körfgen Köln

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Covid-Schnell-Tests sollen künftig die sogenannte „Rückstell-Probe“ beim Lolli-Test-Verfahren ersetzen, die zur Anwendung kam, wenn der Pooltest der Klasse positiv ausfiel.

Wieder einmal die Probleme auf Schule, Lehrpersonal und Eltern abgewälzt

Bei positivem Pooltest finden nun Schnelltests in den Klassen statt. Sollten die bei Grundschulkindern, die bekanntermaßen oft keine oder wenig Symptome zeigen und keine so hohe Viruslast haben, durchgeführten Schnelltests einer Gruppe alle negativ sein, muss dann der Test so lange wiederholt werden, bis man die infizierten Kinder ermittelt hat? Die Schulen sollen diesen Klassen-Schnelltest während der Lernzeit durchführen – eventuell mehrmals?

Dann sollen wieder die Schulen die Eltern, die womöglich schon bei der Arbeit oder auf dem Weg dahin sind, informieren, um ihr Kind wieder abzuholen. Wo kommen die Kinder hin, die nicht sofort abgeholt werden können, weil ja die Schnelltest-Testung nun länger dauert als zuvor die Sache mit der Rückstellrobe, deren Ergebnis man vor (!) Schulbeginn erhalten hätte?

Zugleich ist es scheinbar so, dass eine Rachentestung bei Omikron am erfolgreichsten ist. Wenn die Kinder jetzt die Nasen- oder Lutsch-Schnelltests durchführen, werden positive Fälle eventuell nicht auffallen und eine Verbreitung ist nicht aufzuhalten. Hier hat man wieder einmal die Probleme auf Schule, Lehrpersonal und Eltern abgewälzt.

Wenn die Lehrer dann ausfallen, bleiben die Kinder wieder zuhause, aber die Landesregierung hat dann nicht die Schulen geschlossen. Begründet wird dies alles mit knappen Kapazitäten bei den PCR-Tests. Wieso ist es nach den bisherigen Erfahrungen einem Bundesland wie NRW nicht möglich, mehr Testkapazitäten zu haben als etwa die Stadt Wien sie hat? Christina Schlösser Windeck

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Das neue Testverfahren in Grundschulen überzeugt nicht

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme zum Lolli-Test-Debakel, Herr Fiedler. Ich stimme Ihnen völlig zu. In den letzten beiden Corona-Jahren hatte die Basis, also Kinder, Eltern und Lehrer, unter den Fehlentscheidungen, zurückgenommenen und verspäteten Entscheidungen des Schulministeriums, namentlich Frau Gebauer, zu leiden. Ich hätte nicht gedacht, dass das noch steigerungsfähig wäre.

Aber ich wurde gestern Abend eines Besseren belehrt. Am 25. Januar um 22:11 Uhr wurden die Schulleitungen darüber informiert, dass bei den am 24. und 25. Januar abgegebenen Pooltests im Falle eines positiven Ergebnisses keine Rückstellprobe mehr ausgewertet wird und wie dann zu handeln sei. Schon früher im Laufe des 25. Januar ging dies durch die Medien. Positive Poolergebnisse wurden schon ab nachmittags Eltern und Schulleitungen bekanntgegeben.

Wieder einmal wurden die Betroffenen – Kinder, Eltern und Lehrer – von den Verantwortlichen verunsichert und im Regen stehen gelassen. Das nun umzusetzende Testverfahren überzeugt mich nicht. Es zeigt nur erneut, dass sich mit den Gegebenheiten der Grundschule nicht auseinandergesetzt wird beziehungsweise sie sträflich vernachlässigt oder ignoriert werden. Ruth Theben-Funk Brühl

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Nasenabstrichröhrchen für die sogenannte "Rückstell-Probe" beim Lolli-Test, auf die infolge überlasteter Labore in NRW künftig verzichtet wird. An seine Stelle treten Antigen-Schnelltests. 

Homeschooling besser als endloses Testen

Die Einzelauswertungen in den Laboren wurden eingestellt! Das heißt de facto: Der Klassenpool ist positiv – wir wissen, es ist sehr wahrscheinlich mindestens ein Kind positiv, aber wir schicken erst einmal alle in die Schule, teilweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln! Dort werden sie dann täglich mit Schnelltests getestet, die – wie wir alle wissen – überhaupt nicht so sensitiv sind wie die PCR-Tests, und parallel dazu mit Pooltests, bis der Pool wieder negativ ist.

Kann sich Frau Gebauer auch nur annähernd vorstellen, was das für einen Erstklässler bedeutet, erst einen Schnelltest in der Nase durchzuführen und dann einen Lollitest zu lutschen? Und die Lehrkräfte sollen das Ganze „begleiten“, heißt: die Lehrkraft hilft tatkräftig bei der Testung, hat dabei aber keine Schutzkleidung an wie das Personal im Testzentrum!

Ganz davon zu schweigen, was es für so ein kleines Kind bedeutet, wenn es mit Schnelltest „herausgefischt“ wird und schnellstens isoliert und abgeholt werden muss! Da ist es sicherlich angenehmer für das Kind und schonender für die Psyche, wenn Mama, Papa oder wer auch immer mit ihm ins Testzentrum fährt und bei der Ergebnismitteilung dabei ist!

Also: Wenn schon Pooltests, dann einige Tage Homeschooling für positive Klassen und danach Rückkehr in die Klasse mit negativem Bürgertest! Das wäre das einzig Sinnvolle, denn nach ein paar Tagen schlagen die meisten Schnelltests ja auch an. Nathalie Rodestock Neunkirchen

Politik sollte klaren Weg vorgeben

Ich bin fassungslos über das Vorgehen unserer Politik. Jetzt wird ein positiver Pooltest durch einen Schnelltest geprüft. Mittlerweile wissen wir doch, dass ein Schnelltest nur dann positiv wird, wenn die Viruslast sehr hoch ist. Ansteckend ist der Mensch aber schon Tage vorher. Aus diesem Grunde sind die PCR-Tests ja so wichtig, weil bei diesen Tests schon sehr früh Infektionen nachgewiesen werden und Ansteckungen vermieden werden können.

Tatsache ist auch, dass bisher die wenigsten Grundschulkinder zweifach geimpft, geschweige denn geboostert sind. Österreich macht vieles sehr richtig, so auch das Verfahren bei den PCR-Tests. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir in Deutschland einen einheitlichen Weg gehen, den auch alle kennen. Wir brauchen einen „klaren“ Weg, den die Politik uns vorgibt. Ortrud Wollny Rösrath  

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