LeserbriefeEmpörung über Vorlese-Aus in Kölner Kita

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Am rechten Bildrand sitzt ein älterer Herr, der vor ihm sitzenden Kindergartenkindern Bilder eines Buches präsentiert, aus dem er vorgelesen hat. Die sieben Kinder schauen interessiert auf die Bilder.

Ein ehrenamtlicher Lesepate liest Kindern in einer Kindertagesstätte vor.

Die Entscheidung der Kita-Leitung gegen ihren Lesepaten schadet den Kindern, dem Ruf der Kita und der Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit.

Kita verbietet Rentner das Vorlesen – Muslimische Eltern haben Bedenken (23.10.)

Vorlese-Aus: Entscheidung der Kita-Leitung nicht nachvollziehbar

Ich habe selber mehrere Jahre ehrenamtlich als Vorlesepate in einer städtischen Leverkusener Kita einmal wöchentlich den Kindern vorgelesen. Wegen Corona habe ich diese Tätigkeit leider aufgeben müssen. Nach dem Lesen des Artikels muss ich sagen: Der Vorleser hat alles richtig gemacht. 

Ich finde das Verhalten einiger weniger Eltern dem Vorleser gegenüber empörend und die Entscheidung der Kita-Leitung, die Zusammenarbeit mit dem Vorleser zu beenden, nicht nachvollziehbar. Der ehrenamtliche Vorleser hätte seitens der Kita-Leitung Loyalität erwarten dürfen, statt dessen knickt die Leitung vor den Eltern ein. Was haben zukünftige männliche Erzieher von solchen Eltern und von dieser Kita zu erwarten? Dieter Zurek Leverkusen

Freude an ehrenamtlichem Engagement nicht nehmen lassen

Es gibt kein Land, das so viele Ehrenamtliche hat wie Deutschland. Ich gehöre dazu und bin übrigens ein Mann, der schon seit Jahren mit zwei Damen in Kölner Altenheimen Kölsche Lesungen veranstaltet. Zuvor habe ich, seit ich in Rente bin, in einer Porzer Grundschule Märchen vorgelesen. Das war eine tolle Zeit! 

Die Kinder haben meine Geschichten aufgesogen und kein Elternteil stand im Raum, um zu erfahren, was ich gelesen habe. Von zehn Kindern waren es neun, so meine Umfrage, denen zu Hause nicht vorgelesen wurde, und deshalb haben sie meinen Worten gern gelauscht. Ich habe ihnen etwas gegeben, aber auch viel bekommen: lachende Kindergesichter. 

Ich bin sprachlos, dass man Herrn Wagner, nur weil er ein Mann ist, in der Chorweiler Kita nicht mehr vorlesen lässt. Er hat, genau wie alle Vorleser, ein Führungszeugnis. Hier ist die Stadt gefragt und auch der Verein „Lesewelten“, die ja immer um Ehrenamtler ringen. Herr Wagner, kommen Sie zu uns, lesen Sie in Altenheimen! Ich garantiere Ihnen, da steht kein Elternteil im Türrahmen.  Peter Ohren Porz

Vorlese-Stopp in Kita: Diskriminierend und beleidigend

Selbstverständlich handelt es sich hierbei um sexuelle Diskriminierung. Was denn sonst? Die Erklärungen drumherum kann ich nur als Geschwafel ansehen. Würde denn eine Vorleserin auch durch die Eltern kontrolliert werden? Das wäre doch mal interessant. Wenn die Eltern kein Vertrauen in die Kontroll- und Qualifizierungsmaßnahmen der Ehrenamtlichen haben, können sie ihre Kinder aus dieser Kita herausnehmen. Der Rentner ist in seinem Engagement schwer beleidigt worden! Christa Behr Köln

„So wird ehrenamtlichem Engagement der Garaus gemacht“

Da engagiert sich ein Ehrenamtlicher, um Kinder ans Lesen heranzuführen, lässt sich dafür qualifizieren und durchleuchten – und wird dann abserviert, da er das falsche und wohl nicht vertrauenswürdige Geschlecht besitzt? Zudem wird ihm vorgeworfen, er zerstöre nachhaltig die Vertrauensbasis zu den Eltern, weil er den argwöhnischen Eltern kein Dabeisein ermöglicht?

Welch ein Armutszeugnis, dass dem Ansinnen der Eltern durch die Kita und zuständige Fachverwaltung Recht gegeben wird – so wird dem ehrenamtlichen Engagement der Garaus gemacht. Beschämend für den Ehrenamtler, möge er wertschätzendere Auftraggeber finden! Andrea Baum-Horstmann Frechen

Vorlese-Aus: Entscheidung zuungunsten der Kita-Kinder

Dies ist ein ganz klarer Fall von Diskriminierung; zum einen durch die muslimischen Eltern, schlimmer aber noch durch die Entscheidung der städtischen Kita, die den Forderungen einiger weniger Eltern klein beigibt. Pädagogische Gründe und das Wohl der Kinder spielen dabei keinerlei Rolle, dabei sollten diese doch das Hauptaugenmerk sein. Interessant wäre zu erfahren, wie man den Kindern gegenüber diesen Schritt gerechtfertigt hat.

Gerade eine Kita bietet kleineren Kindern das Lernumfeld, Menschen verschiedener Herkunft, Religion, Geschlecht und Ethnien, mit Offenheit und Toleranz zu begegnen, eine Offenheit, die ihnen nicht zuletzt auch durch das Vorbild des dort tätigen pädagogischen Personals vorgelebt wird. Diese aber muss für ALLE gelten, nicht zuletzt auch für ehrenamtlich Beschäftigte. Die Kita hat die Entscheidung, den Rentner nicht mehr kommen zu lassen, auf Kosten ihres pädagogischen Profils und ihrer Glaubwürdigkeit gefällt und sich damit selbst ein Armutszeugnis ausgestellt!

Wie wäre es, wenn demnächst einige Eltern keinen männlichen Erzieher mehr wünschen? Wird dann keiner mehr eingestellt oder bereits angestellte entlassen? Oder die Eltern möchten reihum regelmäßig bei den Aktivitäten der Kitagruppe ihres Kindes „zuschauen“? Wie will man dann noch gute pädagogische Arbeit leisten? Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Herr Wagner das Ansinnen einiger Eltern, bei der Vorlesestunde „zuschauen“ zu wollen, abgelehnt und sich kontrolliert gefühlt hat. Schließlich hat es vorher doch auch gut funktioniert und keinerlei Anlass zu irgendwelchen Bedenken gegeben.

Sehr, sehr schade, dass die Kita auf einen bloßen Generalverdacht einiger weniger Eltern hin ein gutes und wertvolles pädagogisches Angebot zum Scheitern gebracht hat, statt sich hinter den Vorleser zu stellen. Damit hat sie ihr eigenes pädagogisches Konzept ad absurdum geführt und weiteren beliebigen Wünschen und Forderungen weniger Eltern Tür und Tor geöffnet!  Ulrike Müllender Köln

Lesepaten-Verzicht: Falsches Signal

Die städtische Kita in Chorweiler wirft einen ehrenamtlich engagierten Vorleser raus, weil Eltern neuer Kinder kein Vertrauen zu dem Mann aufbauen können. Und das trotz der Tatsache, dass immer eine pädagogische Begleitung der Runde beisitzt. Die Entscheidung, den Mann vor die Tür zu setzen, ist ein falsches Signal und fatal.

Denn leider mischen sich immer mehr Eltern in die tägliche Arbeit in Kitas und (Grund-) Schulen mit ein, was überhaupt nicht zweckmäßig ist, sondern den eigentlichen Betrieb der Einrichtung stört. Die Kita-Leitung hätte hier klare Kante zeigen und dem Mann den Rücken stärken müssen. Wenn Eltern damit ein Problem haben, können deren Kinder nicht mehr teilnehmen. So aber leiden die gesamte Kita und auch das Projekt Lesewelten darunter.  Christian Walther Norden

Kita-Leitung sollte Entscheidung korrigieren

Dass ein qualifizierter, ehrenamtlicher Vorleser auf Druck dreier muslimischer Familien seine nachweislich wertvolle Arbeit – gerade im Brennpunkt Chorweiler – nicht mehr fortsetzen darf, ist eine Nachgiebigkeit seitens der Kita und der Fachverwaltung, die unverzeihlich und zu korrigieren ist, inklusive Entschuldigung. Dieses ständige Nachgeben und Entgegenkommen religiös begründeter Sonderwünsche behindert ja gerade die Integration! Das ist ein Unding, zumal das Vorlesen ja allen Beteiligten Freude machte.

Wie heißt es doch seit jeher: Wehret den Anfängen! In derselben Zeitungsausgabe warnt Innenminister Reul vor der wachsenden „toxischen Gefahr“ zunehmender Israel- und Judenfeindlichkeit. Diese kommt vor allem aus Richtung hier lebender Moslems, die ihre eigenen Vorstellungen (aus)leben. Bisher ließ und lässt man sie. Herr Reul sollte sich auch im Fall dieser Kita einschalten und dafür sorgen, dass ein Mann genauso wie eine Frau den Kindern vorlesen darf; dies ist in unserem Land eigentlich eine Selbstverständlichkeit!  Martina Frimmersdorf Leverkusen

Vorlese-Stopp: Verzicht auf ein wertvolles Angebot

Da werden händeringend Ehrenamtler für alle möglichen Projekte gesucht, und dann darf ein Rentner nicht mehr vorlesen. Die Person wurde, wie im Artikel steht, geschult und hat ein polizeiliches Führungszeugnis erhalten. Zusätzlich war immer Personal der Einrichtung anwesend. Wieso können drei Elternpaare den Ausschlag geben, dass ein wertvolles Vorlese-Angebot gestoppt wird? Steht es ihnen zu, über das Angebot einer Einrichtung zu entscheiden? Soviel zum Thema Diskriminierung! Margarete Huth Köln

Unverständnis für Kita-Entscheidung

Dass der Mann sich wehrte, erwachsene Zuhörer seines Vorlesens aus der Elternschaft zu dulden, mag Altersstarrsinn sein. Dass er sich diskriminiert fühlt, ist im heutigen Kampf der Geschlechter verständlich. Dass aber die Kita – wenn denn alle Informationen beisammen sind – so reagiert, erzeugt großes Unverständnis.  Rolf Havermann Bergisch Gladbach

Abschreckende Wirkung für potenzielle Ehrenamtler

Martin Wagner hat, entsetzt über die Vorgänge in der Kita, hingeschmissen. Muslimische Eltern haben Bedenken, dass ein männlicher Ehrenamtler Kindern etwas vorliest. Warum diese muslimischen Eltern jedoch Bedenken haben gegen einem männlichen Vorleser wird aus dem Artikel nicht ersichtlich. Haben die Eltern keine Bedenken gegen weibliche Vorleser?

Vielleicht wird es bald dazu kommen, dass Eltern von Erstklässlern bestimmen wollen, wer unterrichten darf (männlich/weiblich), wer wann jederzeit in den Unterricht darf und was dort gelesen und unterrichtet werden darf. Das alles ist bodenlos und die Reaktionen der verantwortlichen Akteure, wie Kita-Leitung und Stadt Köln als Träger der Kita, sind ein einziger Skandal.

Ich selbst wollte mich als Lesepate bewerben, nach 25-jähriger Arbeit in einem Jugendamt. Das tue ich vorerst einmal nicht.  Friedrich Bensch Köln

Vorlese-Aus: „Eltern haben rote Linie überschritten“

Manchmal fragt man sich, was in den Köpfen einer Kita-Leitung vor sich geht, wenn drei muslimische Familien nicht möchten, dass ein „Mann“ ihren Kindern vorliest? Dem Wunsch dieser Familien entspricht die Kita-Leitung und darüber hinaus entscheidet sie, zukünftig auch keinen „Mann“ mehr vorlesen zu lassen. Die Kita-Leitung hat sich hinter ihr gesamtes Personal zu stellen und sollte dokumentieren, dass hier die Eltern eine rote Linie überschreiten.

Herr Wagner hat durch das polizeiliche Führungszeugnis, die literarische Qualifizierung und die ständige Anwesenheit einer Erzieherin sehr wohl das Recht, mit Kindern zu arbeiten. Sollte dem „wir möchten nicht, dass ein Mann den Kindern vorliest“, etwa unterschwellig einer nicht klar artikulierten „Gefährdung des Kindeswohls“ Vorschub geleistet werden?

Das hat Herr Wagner nicht verdient. Umso schlimmer trifft ihn dann das ungerechtfertigte Vorleseverbot. Dies wirkt wie eine unprofessionelle Schnellschussaktion und gleicht einer sich immer mehr ausbreitenden Unsitte, der zufolge eine Minderheit die Mehrheit dominiert. In einer Demokratie ist das eine absolut falsche Entwicklung. Winfried de Bruin Zülpich

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