LeserbriefeEndlich Schluss mit leerem Gerede

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat „Versehen“ während seiner Amtsführung eingestanden. 

Benedikt XVI. gibt falsche Aussage zu – Ehemaliger Papst bedauert „Versehen“ – Kritiker sprechen von „Lügengebäude“ (25.1.)

Gerechtigkeit für die Opfer sexuellen Missbrauchs

In seinem Leitartikel spricht Joachim Frank zu Recht von einer ultimativen Selbstdemontage des früheren Papstes Benedikt. Es ist ein Eklat, dass Joseph Ratzinger als Münchener Kardinal die Missbrauchstäter geschont, ihre Vergehen vertuscht und den Opfern nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hat. Und es ist geradezu ein Skandal, dass er wohlwissend und hartnäckig bestreitet, die Verursacher dieser unglaublichen und grausamen Sexualstraftaten an Kindern weiterhin im Amt belassen und nicht ihrer verdienten Strafe zugeführt zu haben, obwohl die Akten und Protokolle laut Gutachten das Gegenteil belegen.

Alle Beteuerungen von Reue, Scham, Bedauern und Entsetzen, alle Entschuldigungen, Bitten um Vergebung oder Gebete für die Opfer sind als leeres Gerede nicht mehr ernst zu nehmen. Für den alten Papst Benedikt wird es keine rechtlichen Folgen geben, wohl aber muss er sich nun damit abfinden, dass seine moralische Autorität erheblichen Schaden genommen hat.

Die noch amtierenden Vertuscher, Leugner und Lügner sollten allerdings, wenn irgendwie möglich, zur Rechenschaft gezogen werden oder selbst Konsequenzen ziehen. Die vielen Missbrauchsopfer werden gerne auf die reumütigen, jedoch nicht glaubwürdigen Worthülsen verzichten. Sie erwarten aber, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt und dass sie zumindest mit angemessenen Summen finanziell entschädigt und nicht mit Almosen abgespeist werden.  Prof. Dr. Claus Werning Frechen

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Gedächtnislücken nach so langer Zeit nachvollziehbar

Ich gehöre zu der Priestergeneration, die Joseph Ratzinger noch in der Abschlussprüfung 1970 in Regensburg als souverän und als wissenschaftliches Ass erleben durfte. Zur aktuellen Situation zwei Gedanken: Erstens, die Therapieunfähigkeit von Pädophilie, auch pädophilen Priestern, war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bestenfalls in Fachkreisen bekannt und dort nicht unumstritten. Versetzungen mit Therapieauflagen waren etwa auch im Schuldienst üblich, wenngleich erfolglos und katastrophal.

Zweitens, dass Joseph Ratzinger sich nicht an Einzelinhalte von Sitzungen, die Jahrzehnte zurück liegen, erinnert oder nur lückenhaft erinnert, das ergeht mir genauso – und ich bin 20 Jahre jünger als er. Können Sie sich noch an Gesprächswendungen von Unterredungen wörtlich erinnern, die drei oder vier Jahrzehnte zurückliegen, ohne damals gewusst zu haben, dass sie folgenreich sein würden? Mein Resümee: Jeder Fall von Missbrauch ist einer zu viel und unverzeihlich. Bei allem, was Joseph Ratzinger angeht, wird er trotz allem am Ende seiner Tage mehr an positiven Früchten präsentieren als alle seine Kritiker zusammen. Dafür stehe ich. Bernhard Weskamp Herten Pfarrer im Ruhestand

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Ein Sticker mit dem Bild des emeritierten Papstes Benedikt XVI.,  überschrieben mit den Worten „Ich bin wütend“, drückt Protest gegen den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aus.  

Weiter machen wie bisher?

Ist es heutzutage üblich, Fehler „einzuräumen“, das heißt zuzugeben, um dann so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen? Dieter Moll Köln

Dieses System lässt sich nicht reformieren

Ein Papst im Ruhestand, der jeglichen moralischen Kredit verspielt hat – wenn er ihn denn je hatte. Ein Kardinal, der Kinderschänder schützt. Eine Kirche, die mehr Geld für Anwälte als für von ihnen zu verantwortende Missbrauchsopfer zahlt. Man kann nur jeden Einzelnen erneut dazu ermuntern, durch einen konsequenten Kirchenaustritt diesen Herren den Geldhahn zuzudrehen. Dieses System lässt sich nicht reformieren. Oscar Morris Köln

Noch ist es nicht zu spät, die Kirche zu retten

Es ist eigentlich unfassbar, wenn hier von einem Versehen gesprochen wird. Die merkwürdigen Formen der Verteidigung schaden letztlich nicht nur dem Ansehen der Personen, sondern auch der Kirche insgesamt. Ein radikaler Umbruch ist zwar nicht erforderlich, es ist aber dringend geboten, baldmöglichst den Missbrauchsskandal angemessen und vollständig aufzuarbeiten und hieraus auch evidente personelle Konsequenzen zu ziehen. Adäquate Reformen sind ebenso erforderlich, wenn die Kirche ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen möchte. Noch ist es nicht zu spät! Paul Schnackerz Frechen

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