Leserbriefe zu DB-VorstandsprämienBahnkunden würden keine Boni vergeben

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Auf einer Anzeigentafel in einem Bahnhof der Deutschen Bahn werden am Morgen mehrere Zugausfälle angezeigt.

Viele Zugausfälle und -verspätungen schmälern die Zufriedenheit von Kunden der Deutschen Bahn.

Angesichts täglicher Ausfälle und Verspätungen im Zugverkehr haben Leser kein Verständnis für Millionenprämien an Vorstände der Deutschen Bahn.

Bahn zahlt 5 Millionen Euro Boni – Auslaufen der Strompreisbremse macht Ausschüttung an Führungskräfte möglich (12.12.)

DB-Boni machen angesichts prekärer Gesamtsituation fassungslos

Eine mich verstörende Nachricht: die Bahnvorstände erhalten einen Bonus von insgesamt 5 Millionen Euro, davon allein der Vorsitzende 1,3 Millionen. Die Bahn AG ist eine Aktiengesellschaft, deren Aktien sich in Staatsbesitz befinden, das heißt im Besitz aller deutschen Staatsbürger. Die für uns handelnde Regierung sah sich veranlasst, diese Boni zu gewähren oder zuzulassen und – da die Bahn AG keine Gewinne macht – im Endeffekt damit die Bürger zur Kasse zu bitten.

Als Begründung diente der Hinweis auf erreichte und sogar überschrittene Planungsziele, wie die Aufstockung der Frauenquote in der Führungsetage und die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. Seit 2016 ist die Frauenquote per Gesetz bei börsennotierten Unternehmen und im öffentlichen Dienst vorgegeben. Mir ist weder ein Unternehmen noch eine Behörde bekannt, die eine Unterstützung aus Steuermitteln für die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben erhalten hat.

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Jedes Coaching für Führungspersonal vermittelt zudem die Erkenntnis, dass die Mitarbeiterzufriedenheit ein hohes Gut in der Unternehmenskultur und eine wichtige Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg darstellt. Also liegt es im Aufgabenbereich jeder Führungskraft, diesen Bereichen seine Aufmerksamkeit mit dem Ziel einer Verbesserung zu widmen. Mir ist es völlig schleierhaft, was die Aufsichtsratsgremien der Bahn veranlasst hat, für Fortschritte in diesen Bereichen Boni zu gewähren.

Ganz abgesehen davon, wie denn die Zufriedenheit gemessen wird und ob der Vorstand überhaupt dazu – und dann noch mit entlohnungswerten Aktionen – beigetragen hat. Außerdem hinterlässt auch die Höhe der Boni völlige Fassungslosigkeit vor allem mit Blick auf die doch in diversen Bereichen sehr prekäre Gesamtsituation Deutschlands. Ralf Schmitz Leverkusen

DB: „Vorstand sollte sich schämen, solche Summen zu beanspruchen“

Die Bahnvorstände und auch andere Vorstände, die Boni und Vorstandsgehälter aushandeln, sollten sich schämen, für Selbstverständlichkeiten ihrer Aufgabengebiete zusätzlich zu hohen Gehältern solche Summen zu beanspruchen. Die gleichen Vorstände vergießen Krokodilstränen, wenn in Tarifverhandlungen die Arbeiter und Angestellten einen auskömmlichen Lohn für ihre Arbeit fordern. Helma Schwenzer Leichlingen

DB-Kunden: „Mali“ statt „Boni“ angemessen

Boni gerechtfertigt? Ein Beispiel von krasser „Fahrgastverachtung“: Donnerstag, 7. Dezember, circa 16 Uhr, Bonn Hauptbahnhof: Etwa 1500 Fahrgäste warten wegen Verspätung mehrerer Züge auf die Fahrt Richtung Köln. Im Minutentakt kommen Ansagen über Zugverspätungen und Zugausfälle. Gründe: Oberleitungsschaden, technischer Defekt am Zug, Verspätung eines vorausfahrenden Zuges, Personen auf der Strecke, Zugausfall. Die ganze Palette. Ein ICE rauscht durch.

Dann kommt endlich eine bereits gut gefüllte Mittelrheinbahn mit über 60 Minuten Verspätung. 1500 Fahrgäste kommen da noch dazu. Es ist eng wie in der Ölsardinendose. Kurz vor Sechtem kommt die Ansage: „Unser Zug hat 65 Minuten Verspätung. Die Fahrt endet in Sechtem. Der Zug muss nach Mainz umkehren. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen. Es folgt ein Zug nach Wuppertal-Oberbarmen, der überall hält“. Mehr als 1500 Fahrgäste werden gewissermaßen auf dem winzigen Bahnhof ohne Überdachung in Sechtem „ausgekippt“!

Der Zug nach Wuppertal-Oberbarmen kommt nach etwa 20 Minuten. Er ist schon voll und da müssen jetzt noch mehr als 1500 Fahrgäste zusätzlich rein! Es wird gedrückt, gequetscht, es kommt zu unfreiwilligem Körperkontakt, Umfallen unmöglich. Der Lokführer bittet mehrfach freundlich, die Türen freizumachen, „sonst stehen wir noch in einer Stunde hier.“ So geht es weiter über Brühl, Kalscheuren, Köln-West. Sind da Boni gerechtfertigt oder eher „Mali“ angebracht? Die Bahn ist ein Bundesunternehmen. Wer hat diesen Boni zugestimmt? Roland Köster Erftstadt

DB-Boni unanständig

Bei der desolaten Situation, in der sich die Deutsche Bahn derzeit befindet, halte ich jegliche Boni-Zahlungen für unanständig. Haben die Herrschaften keinen Charakter? Ulrich Freist Köln

DB-Boni: Politik und Gewerkschaften entscheiden mit

Zum aktuellen Thema Boni für Bahnvorstände und Vergütungen und Bonuszahlungen für Vorstände allgemein staune ich immer über die Aufregung, sobald Zahlen an die Öffentlichkeit gelangen. Dann ist gerne die Rede von „Selbstbedienung“ der Vorstände. Wer genehmigt denn diese Vergütungen? Bei der Bahn ist es der Aufsichtsrat beziehungsweise der daraus gebildete Personalausschuss.

In diesem Ausschuss sitzen zwei Staatssekretäre aus dem Finanz- und Verkehrsministerium, der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft EVG und der Konzernbetriebsratsvorsitzende der Deutsche Bahn AG. Also je zwei Vertreter der Anteilseigner und Arbeitnehmervertreter. Einziger Aktionär der Bahn ist die Bundesrepublik Deutschland. Nachzulesen auf der Internetseite der Deutsche Bahn AG. Also entscheiden doch Vertreter aus Politik und Gewerkschaften mit über diese Zahlungen. Darüber regt sich aber niemand auf. Stefan Pütz Kürten

Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, steht bei der Präsentation des neuen Designs im ICE in einem Modellwagen.

Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der DB, erhält einePrämie von 1,3 Millionen Euro.

DB-Boni setzen falsches Zeichen

Verrückter kann es wohl in der deutschen Wirtschaft nicht mehr werden. Da bekommen DB-Vorstände Boni, die für das Erreichen bestimmter Zielvorgaben gedacht sind, die aber in Bereichen wie Pünktlichkeit, Personalzufriedenheit, Fahrgastzufriedenheit und anderem meilenweit verfehlt wurden. Nicht erreichte Ziele mit erreichten Vorgaben zu verrechnen, grenzt schon an manipulative Selbstbedienung. Hier müsste der Bund als Eigentümer rigoros eingreifen und die Reißleine ziehen. Gerade in der Zeit heftiger Tarifauseinandersetzungen zwischen der GDL und dem DB-Vorstand werden mit der Bonuszahlung völlig falsche Zeichen gesetzt. So wird man keine zufriedenen Mitarbeiter generieren können. Karl-Heinz Welteroth Köln

DB: Keine Boni für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit

Die Gewerkschaft GDL entlockt der Bahn höhere Löhne und einen „Inflationsausgleich“, wie Claus Weselsky das nennt, sodass Mitarbeitern anderer Firmen die Luft wegbleibt. In der jetzigen Zeit ist das völlig überzogen und hilft nur dem Boss einer winzigen Gewerkschaft dabei, ganz Deutschland oder mindestens die Reisewilligen wie Pendler, Urlauber und Geschäftsreisende in Sippenhaft zu nehmen. 

Damit aber nicht genug, hat die DB noch viel mehr zu vergeben. Nämlich an ihre Vorstände, zuvorderst ihren Chef, dem 1,3 Millionen Euro „Bonus“ geschenkt werden – ohne eine für eine Bonuszahlung voraussetzende Leistung erbracht zu haben. Der Aufsichtsrat flüchtet sich in Tricks, um Boni genehmigen zu können und kompensiert Bereiche, wo Zielvorgaben übertroffen wurden, mit solchen, die ein 100-Prozent-Ergebnis erheblich unterschritten haben. Zu Letzteren gehören die Bereiche Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit, die zu erreichen höchste Priorität haben sollte.

Die DB ist ein Staatskonzern, eigentlich unter den Fittichen von Verkehrsminister Volker Wissing. Zwar mit gewissen Zwängen belastet, jedoch mit weitgehender Kompetenz. Dazu sollte allerdings nicht die Möglichkeit gehören, derartige Boni für äußerst negative Ergebnisse zu zahlen.  Rolf Havermann Bergisch Gladbach

DB-Boni: „Belohnung für miserable Arbeit ein Skandal“

Die Nachricht „Bahn zahlt 5 Millionen Euro Boni an Vorstände“ klingt wie Hohn für alle Reisenden, sprich Kunden der Deutschen Bahn. Täglich erleben wir das Debakel der Zugausfälle und massiven Verspätungen. Noch gestern Abend habe ich in Hennef an der Sieg 55 Minuten Verspätung des RE 9 von Aachen nach Siegen ertragen müssen. Wegen „Verspätung eines vorausfahrenden Zuges“.

Viele S-Bahnen der Linien S12 und S19 fielen einfach aus. Dass die Vorstände der DB für ihre miserable Arbeit noch „belohnt“ werden, ist ein Skandal. Auch die GDL sollte sich lieber mit diesem Thema befassen, als uns Bahnkunden noch mit Streiks zu belasten. Früher war Pünktlichkeit eine deutsche Tugend, davon ist nichts mehr übrig.  Wolfgang Bredenbrock Windeck

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