Leuchtende Objekte der Nacht

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Der Kölner Maler Ivo Ringe siedelt seine Bilder in der Zwischenzone von gegenständlicher und abstrakt-gegenstandtsloser Malerei an.

Der Kölner Maler Ivo Ringe siedelt seine Bilder in der Zwischenzone von gegenständlicher und abstrakt-gegenstandtsloser Malerei an.

Sülz - Der Kölner Künstler Ivo Ringe (Jahrgang 1951) war Schüler von Josef Beuys. Das ist auch viele Jahre nach dem Tod von Beuys noch immer eine Auszeichnung. Schließlich ging es bei der Kunst, die in dessen Geist entstand, immer ums Ganze. Danach fragend, was den Einfluss des Meisters für Ringe ausgemacht hat, stößt man sogleich auf die entschlossene materiale Treffsicherheit in dessen Malerei. Er macht keine kreativen Schnörkel, er geht ganz direkt zur Sache. Mit entschlossenen, kraftvollen Farbhieben setzt er ein rotes Balkengeflecht auf die zuvor geschwärzte Leinwand. Man fragt sich: Netzwerk oder Gitter, leuchtendes Objekt in der Nacht oder die Abstraktion einer Traumgestalt? Und zeigt das Bild die Maschen, in denen wir gefangen sind, oder die, durch die wir noch hindurchschlüpfen können? Gute Kunst muss mehrdeutig sein. Sie soll nicht illustrieren, sondern durch anschauliche Impulse die Fantasie und das Denken ankurbeln. Seit dem Studium bei Beuys hat Ivo Ringe diese künstlerische Basisweisheit mit keinem Pinselhieb mehr aus dem Blick verloren.

Diese radikale Forderung erfüllt auch der US-Amerikaner Joe Barnes. Bereits seit Anfang der 80er-Jahre sind seine monochromen Bilder regelmäßig in Kölner Galerien zu sehen. Dem in New York lebenden Maler genügt tatsächlich eine einzige Farbe, um einen Imaginationsraum zu öffnen. Mit einem kräftigen Rot bringt er Unruhe in die Wahrnehmung. Das Rot brennt wie die Sehnsucht oder das Feuer. Oder es erscheint dick wie Blut. Mit einer anderen Leinwand, auf der nichts als ein helles Rosa zu sehen ist, bringt Barnes die Betrachter dagegen zur Ruhe. Und wieder anders reagieren die Augen auf drei kleine schwarz-blaue Quadrate, die zu Fenstern von Unendlichkeitsträumereien werden. Barnes Malerei zielt auf elementare Empfindungen, die untrennbar mit Farben verbunden sind. Kein Motiv soll von ihnen ablenken.

Da der Künstler praktizierender Buddhist ist, steht seine Malerei auch in direkter Beziehung zu seiner täglichen Meditation. Sie ist ihre Essenz oder sie ist ihre Fortsetzung oder sogar beides in einem. Dass beide Künstler sich einander in ihren Bildern ergänzen, ist der Grund, weshalb Galerist Ulf Larsson sie gemeinsam präsentiert. Er nennt beide „Maler des Augenblicks“. Und auf den Augenblick komme es bei der Betrachtung von Kunst vor allem an, erklärt er. Auf den Augenblick, in dem eine Farbe zu einer Verführung wird. Und auf den Augenblick, in dem vor einem Bild die Empfindungen von materialer Faszination, Rätselhaftigkeit und Glück nicht voneinander zu unterschieden sind.

Kunstkontor, Blankenheimer Straße 59, Di., 17 bis 19 Uhr, So., 15 bis 17 Uhr, bis 1. März.

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