Maria, eine Frau, die „ihren Mann stand“

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Sie kam mit ihren zwei Enkeltöchtern in den Sensenhammer: Maria Fiorentino, die Kämpferin.

Sie kam mit ihren zwei Enkeltöchtern in den Sensenhammer: Maria Fiorentino, die Kämpferin.

Die Überraschung stand einigen Zuschauern ins Gesicht geschrieben als das Stück „Metallic Blau“ mit dem Song „Ich und Elaine“ eröffnet wurde, denn in der ehemaligen Sensenfabrik wurde eine Einwanderergeschichte erzählt - Auszüge aus dem Leben von Maria Fiorentino, einer Italienerin, die nach Deutschland auswanderte, um Arbeit zu finden und ihre Familie zu ernähren.

Schon in ihrer Kindheit in einem kleinen Dorf in Süditalien war das Leben hart. Maria konnte weder lesen noch schreiben, doch ihre Erinnerungen sind gespickt mit sinnlichen Eindrücken: „Der Himmel und das Wasser ist nirgends so schön blau wie in Italien“. Sieben Jahre war sie mit ihrem späteren Mann Antonio verlobt. Er ging nach Deutschland und kam nur zweimal im Jahr nach Hause. Maria beschloss, ihm zu folgen. Zwar war sie nun mit Antonio zusammen, doch Deutschland blieb ihr fremd. Sie nahm Arbeit in der Sensenfabrik an, obwohl das eigentlich keine Arbeit für eine Frau war, sie lernte ein wenig Deutsch, das Geld reichte jetzt.

Doch nur in Italien, während der Ferien, fühlte sich Maria Fiorentino zu Hause. Dann starb Antonio. Sie beerdigte ihren Mann auf dem Dorffriedhof an einer Stelle, „auf die die Sonne immer schien“, kehrte nach Deutschland zurück und arbeitete in der Sensenfabrik bis diese geschlossen wurde.

Perpetua Keller spielte Maria, die im Stück Anna heißt. Für die musikalische Untermalung sorgten Dorothee Haddenbruch und Marcia Golgovsky; sie wirkten wie Freundinnen, die sich das Leben der Maria vorlasen und vorspielten und das am authentischen Ort, im Industriemuseum. Die einfühlsame Umsetzung weckte zeitweise eigene Kindheitserinnerungen, und man staunte über so viel Mut und Durchsetzungsvermögen der Anna / Maria. Für Überraschung sorgte dabei auch der ironische Humor, mit dem sich Maria an ihr Leben erinnerte. Sie war eine Frau, die sich nichts bieten ließ, die hart arbeitete, kämpfte und „ihre Frau stand“ und die eines nie vergaß: wie sich das Leben in Italien anfühlte - blau.

Der dritte und letzte Teil des Theaterprojekts „Bergische Reise“, das in Zusammenarbeit mit dem Wupper Theater und dem Kulturbüro Leverkusen entstand, wird in mehreren rheinisch-bergischen Industriemuseen gezeigt.

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