Menschen im GesprächSchuften für den perfekten Körper

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Corinna Kempe aus Ruppichteroth (Bild: Hohenadel)

Corinna Kempe aus Ruppichteroth (Bild: Hohenadel)

Ruppichteroth – Die Stimmung brodelt. Das Rampenlicht brennt Corinna Kempe auf der Haut. Die Muskeln auf das Äußerste angespannt, muss die 35-Jährige dennoch ein bezauberndes Lächeln zeigen. Nur nicht verkrampft wirken, auch nicht im anstrengenden Spagat. Mit Argusaugen prüfen die Richter den Körper der blonden Frau, die austrainierten Arme, die definierte Bauchmuskulatur. Corinna Kempe ist Fitnesssportlerin. Nein, erklärt die Ruppichterotherin, Fitness sei nicht dasselbe wie Bodybuilding. Doch hier wie dort geht es um austrainierte Körper, allein bei der Fitness-Kür präsentieren die Teilnehmer dann auch noch akrobatische Übungen. Für das Bodybuilding indes gelte schlicht „je mehr, desto besser“.

Die Situation, die für viele Menschen eher abschreckend wirken dürfte – nämlich sich mit zahlreichen tief gebräunten, höchst muskulösen Konkurrenten auf einer Bühne zu messen – hat Corinna Kempe zu Beginn ihrer Karriere geradezu angestachelt. „Ich war fasziniert. Das war genau mein Ding“, erinnert sie sich mit leuchtenden Augen. Als Kind hatte sie sich mit Leichtathletik beschäftigt, dann mit Leistungskunstturnen und Jazztanz. Das sei ihr schon bald zu langweilig gewesen, sagt die ehrgeizige Sportlerin mit einem Schmunzeln. Erst als sie die glänzenden, von ungezählten Trainingsstunden gestählten Körper bei einem Fitnesssport-Wettkampf sah, da war es um sie geschehen. Seit dem Jahr 2000 betreibt sie nun Fitness auf Wettkampfebene. „Ein hartes Stück Arbeit“, erklärt sie unprätentiös.

Denn für ihre Leidenschaft nimmt Corinna Kempe viele Unbequemlichkeiten in Kauf: fünf Mal in der Woche Krafttraining und Akrobatik in einem Ruppichterother Studio, dazu ein straff organisierter Ernährungsplan. Stehen Meisterschaften an, ist die Diät streng und der Alltag hart. Dann steht die 35-Jährige jeden Morgen um 3.30 Uhr auf und absolviert mehr als eine Stunde lang Cardio-Übungen. Danach duschen, fertig machen, ab zur Arbeit. Um 7 Uhr steht die Krankenkassen-Angestellte im Büro in Wesseling auf der Matte.

Bewegte Bilder als Motivation

Ob sie manchmal die Lust verliert? „Na, klar“, gesteht sie freimütig. Um sich zu motivieren, sehe sie sich Aufnahmen von Wettkämpfen an. Der Anblick der perfekten Küren und Körper sei Antrieb genug, um Durchhänger zu überwinden. Viel Zuspruch erfährt Corinna Kempe über soziale Netzwerke im Internet, wobei sie trotzdem gesteht, dass sie zuweilen Kommentare wie „ekelig“, „unattraktiv“ oder „nicht weiblich“ einstecken muss. Doch das hält sie nicht davon ab, ihren Traum zu leben. „Viele Leute sind auch einfach neidisch.“

Auf die Frage, warum die gebürtige Mainzerin nach Ruppichteroth gekommen ist, wendet sie sich mit einem freundlichen „der Liebe wegen“ ihrem Freund Sebastian Zöller zu. Sie leben den Sport gemeinsam und begegneten sich erstmals – natürlich – am Rande eines Wettkampfes: Bei der Weltmeisterschaft 2008 in Athen traten die Fitnesssportlerin und der Bodybuilder für denselben Verband an, haben sich dabei kennen und lieben gelernt.

Heute ist der 30-Jährige ihr Trainer und er sei ihr großer Ansporn, verrät Corinna Kempe. Zöller wiederum betont, das Wichtigste auf dem Weg zum sportlichen Erfolg sei die richtige Ernährung. „Höchstens 30 Prozent hängen vom Krafttraining ab, der Rest vom Essen.“ Fettarme Gerichte, Eiweiß, Geflügel, Fisch, Gemüse – das kommt deswegen im Haus Kempe/Zöller auf den Tisch. Für den Bodybuilder steht in diesem Monat der nächste Wettkampf an. Seine Freundin hingegen gönnt sich eine wohlverdiente Pause.

Im Oktober erreichte sie den zweiten Platz bei der Westdeutschen Meisterschaft in Rheinbach, 14 Tage später wurde sie Internationale Deutsche Meisterin, kurz darauf landete sie in der Kategorie Frauen-Fitness beim Wettkampf zu „Miss & Mister Universum“ in Hamburg auf Rang vier. Nun genießt Kempe die „Off-Season“ die Zeit ohne Wettkämpfe, in der auch mal eine Pizza erlaubt ist. Im kommenden Frühjahr geht es für sie jedoch wieder ins Rampenlicht und darum, wer den best-trainierten Körper hat. Wird das bis dahin nicht langweilig? „Nein“, sagt Kempe und lacht. Engagements fürs Fernsehen und für die Werbung, Sponsorenverträge und natürlich das Training stehen an erster Stelle. Das möchte die fitte Blonde gern Sportmuffeln vermitteln: „Fitness ist einfach mehr als nur monotones Krafttraining.“

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