Michal KadlecKein Vorteil durch den Vater

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Hat hohe Ziele mit Bayer Leverkusen: Michal Kadlec will international den Durchbruch schaffen und seinen Vater als Torschützen in der tschechischen Nationalelf übertreffen. (Bild: RD)

Hat hohe Ziele mit Bayer Leverkusen: Michal Kadlec will international den Durchbruch schaffen und seinen Vater als Torschützen in der tschechischen Nationalelf übertreffen. (Bild: RD)

BELEK - Die 64 ist eine wichtige Zahl im Leben von Michal Kadlec. Bei 64 Länderspielen für Tschechien liegt die Messlatte in der Familie des Leverkusener Verteidigers. Gelegt hat sie sein Vater Miroslav, der von 1990 bis 1998 in der Bundesliga gespielt hat und als Libero des 1. FC Kaiserslautern ein Held der besseren Zeiten des Pfälzer Klubs ist. Als Elfjähriger durfte Michal Kadlec auf dem Wagen mitfahren, auf dem sich sein Vater für den Meistertitel 1991 feiern ließ. 1998 wurde der Papa nochmal Meister. 1996 war er Kapitän der tschechischen Elf, die im EM-Finale den Deutschen unterlag. Es sind große Fußstapfen, und Michal Kadlec beschreibt seinen Vater, heute 44, als strengen Kritiker. Der Sohn kommt bisher auf acht Länderspiele, „und ein Tor“, fügt Michal Kadlec an. Das ist wichtig, denn sein Vater hat nur zwei Mal in Länderspielen getroffen. „Ich würde ihn gern übertrumpfen“, sagt Kadlec. Erst aber muss sich er sich bei den Tschechen als linker Verteidiger gegen Marek Jankulovski durchsetzen, seit Jahren Stammspieler beim AC Mailand.

In Leverkusen hat sich Michal Kadlec sofort durchgesetzt. 14 von 14 Bundesligaspielen hat er seit seinem Wechsel von Sparta Prag Ende August absolviert. Auf seiner Position hat Bayer 04 seit dem Abgang von Diego Placente 2005 viel ausprobiert, aber nie das Richtige gefunden. Athirson, Stenman, Vidal, Gresko, Sarpei, Djakpa waren die Kandidaten. Mal zu offensiv, mal zu langsam, mal zu zappelig, mal zu unerfahren. Erst der grundsolide Kölner Hans Sarpei konnte im letzten Jahr die chronisch wunde Stelle ordentlich abdecken. Aber für Bruno Labbadias offensive Ausrichtung sind spielstärkere Leute auf den Außenpositionen wichtig. Kadlec, der siebte Transfer-Schuss bei den Links-Verteidigern, war der Volltreffer.

Schon für die Saison 2007 / 08 wollten ihn die Leverkusener holen. Aber erst als die Champions League-Qualifikation im Spätsommer 2008 verpasst war, erklärte sich Sparta bereit, über ein Leihgeschäft zu reden. Manager Michael Reschke eilte nach Prag. „Das fand ich super. Man hört sonst immer nur: Die oder die wollen dich. Jetzt kam einer wegen mir und hatte ein Angebot dabei. Und die Bundesliga war schon immer mein Traum“, sagt Kadlec.

Noch im Januar wird Leverkusen die Option ziehen und den Linksschützen für geschätzt 2,5 Millionen Euro kaufen. Trainer Bruno Labbadia lobt die Konstanz des 24-Jährigen, sagt aber auch: „Er hat noch Luft nach oben. Er muss seine Stärken noch mehr einbringen, sich noch mehr einschalten.“ In Leverkusen ist so etwas aber nicht Ausdruck von Unzufriedenheit. „Luft nach oben“ gehört zu den wichtigsten Eigenschaften, die Neuzugänge mitbringen müssen.

Gerade wegen seines berühmten Vaters, findet Michal Kadlec, hat er es schwerer gehabt als andere. „Man wird immer verglichen und die Erwartungen sind hoch“. Das ewige „der Sohn von...“ kennen Sprösslinge anderer berühmter Fußballer zur Genüge, Stefan Beckenbauer etwa oder Dino Toppmöller. Und wenn sich Erfolg einstellt, sind Neider da. „Dabei wäre mein Vater der Letzte, der mir mit seinen Beziehungen irgendeinem Vorteil verschaffen würde“, sagt Kadlec, der nach dem Wechsel seines Vaters zu Kaiserslautern in Alsenborn aufwuchs und gutes Deutsch mit hartem Akzent spricht. Auch seine jüngere Schwester hat es im Sport weit gebracht. Eva Kadlec stand unter den Top 3 der tschechischen Tennis-Juniorinnen, bis Verletzungen sie stoppten. Michal Kadlec hat in Tschechien Abitur gemacht, er ist ein Mann mit typischen Jung-Profi-Interessen: Playstation, Internet. „Bücherlesen ist nicht so mein Ding“.

Wie viele Bayer-Profis lebt er nicht in Leverkusen. Der Tscheche hat eine Wohnung im Kölner Rheinauhafen bezogen. So schließt sich auch ein Kreis. Beim 1. FC Köln war Kadlec´ berühmter Vater 1990 beim Probetraining durchgefallen.

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